Zweibrücken Speerwerfen: LAZ-Athletin Christin Hussong frustriert über WM-Aus

Könnte man Enttäuschung messen, würde sie bei Christin Hussong gerade 60,86 Meter betragen.
Könnte man Enttäuschung messen, würde sie bei Christin Hussong gerade 60,86 Meter betragen.

«LONDON.»Ihre Enttäuschung konnte Christin Hussong in der Mixed Zone nicht verbergen. Am liebsten hätte sich die Herschbergerin vergraben. Aber die deutsche Vizemeisterin im Speerwurf stellte sich am Sonntagabend weltmeisterlich der Situation, redete sich frei von ihrem Frust. Auch das gehört dazu. So wie es dazu gehört, auch mal in der Qualifikation einer Leichtathletik-WM mit 60,86 Meter zu scheitern.

„Da mussten schon ganz andere durch. Auch Katharina Molitor scheiterte bei der WM zwei Jahre vor ihrem WM-Titel“, sagte Hussong zu ihrem eigenen Trost. Ein ganzes Jahr hat sie auf diesen Tag, auf diese WM, hingearbeitet, hat nichts falsch gemacht in der Vorbereitung bis April und Mai. „Dann haben sich in den Wettkämpfen immer ein paar Fehler eingeschlichen. Die begleiteten mich die ganze Saison. Der 64er-Wurf in Luzern war zwar gut, aber nicht super“, blickte die Athletin des LAZ Zweibrücken zurück. Und so lief es nun auch in London. Das Einwerfen war wieder mal richtig gut, dann sei sie in ihre „alten Fehler zurückgefallen“. Hussong: „Und dann hat der Speer keine Chance. Der letzte Wurf war ein bisschen verkrampft, aber über 60 Meter. Hätte ich mit dem angefangen, wäre es dann auf 63 gegangen. Aber leider ...“ Einmal mehr – wie schon im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in Amsterdam – erfuhr sie, dass Qualifikationen ihre eigenen Gesetze haben. Sie wusste im Zusammenspiel mit ihrem Trainer und Vater Udo und mit Bundestrainer Mark Frank genau, woran es lag, aber sie konnte nicht reagieren. Am Wind oder an der Bahn jedenfalls lag es nicht, das war alles super. „Nein, es lag nur an mir“, gestand sie sich schweren Herzens ein. Christin Hussong ist 23 und hat für dieses Alter schon verdammt viel erreicht. U18-WM-Titel 2011, U23-EM-Titel 2015, EM-Siebte 2014, WM-Sechste 2015 und Olympia-Zwölfte 2016 war sie. Um richtig gut Speer zu werfen, darf man sich gerne ein bisschen Zeit nehmen. Es ist eine sehr komplexe Disziplin. Christin Hussong hat noch in der Mixed Zone die richtige Trotzreaktion gezeigt, will nun bei der Universiade (19. bis 30. August) zeigen, was sie drauf hat. Noch vor dem WM-Ende fliegt sie nach Hause, bleibt eine Woche in Herschberg, um dann nach Taiwan weiterzufliegen. Dort wird sie nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen, dort wird weniger Druck von außen auf ihr lasten, dort kann sie mit ihrem inneren Druck besser umgehen. Vielleicht nimmt diese WM-Saison ja doch noch ein gutes Ende.

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