Zweibrücken Erst voller Angst, dann beruhigend

Zauberhafte Stimmen: Cathrin Bungert (links) und Hildegard Baum.
Zauberhafte Stimmen: Cathrin Bungert (links) und Hildegard Baum.

Liebevoll und kenntnisreich entwarfen die Sängerinnen Hildegard Baum und Cathrin Bungert zusammen mit Pianistin Marina Kavtaradze am Sonntagnachmittag beim Konzert für Togo im Zweibrücker Pfarrheim von Heilig Kreuz einen musikalischen Wetterbericht: Auf „Wochenend und Sonnenschein“ freuen wir uns ja alle, aber es kann bekanntlich auch mal anders kommen, das wussten auch schon große Tonmeister.

Aber auch ein Sturm kann Freude machen: „Lust der Sturmnacht“ nannte Robert Schumann sein Lied op. 35/1. Baums dunkel timbrierter Sopran zeichnete hier in feinsten, sorgfältig nuancierten Ausdrucksschattierungen den Kontrast zwischen Innen- und Außenwelt nach – ein typisch romantisches Bild. Dramatisch blühte ihres Stimme auf in packendem Zusammenklang mit dem Spiel von Marina Kavtaradze, als sie ein tönendes Panorama des Unwetters entwarf. Sanfter dagegen klang die Beschreibung des lyrischen Ichs, das die Sturmnacht geborgen in der Idylle des Zimmers verbringt, zusammen mit einem Partner. Wild und nicht ganz mit rechten Dingen ging es in der „Walpurgisnacht“ von Johannes Brahms, op. 75/4 zu. Nach einem markant-unruhigen Auftakt setzte Baums Stimme erregt ein, voller Angst. Mit ihrem klaren, hellen Sopran beschwichtigte Cathrin Bungert die Furcht des Kindes. Im weiteren Wechselgesang ergänzten sich die harmonierenden Sängerinnen in diesem Duett bestens. Immer wieder balancierten sie das Gleichgewicht zwischen Spannung und Beruhigung aus, in einer vom ersten bis zum letzten Ton fesselnden Interpretation. Dabei muss sich das Kind wohl oder übel mit dem Gedanken vertraut machen, dass seine Mutter selbst eine der Hexen ist, vor denen es sich so fürchtet. Faszinierend war Baums Gestaltung von Henry Purcells „Frostgeist“ aus der Oper „King Arthur“: Dunkle, lautmalerische Vokalisen, in deren Staccato das Bibbern des Frostgeistes eindringlich pochte, leiteten die Arie ein, die Gefühle des am ganzen Leib zitternden Frostgeistes erlebte die Sängerin voll tief empfundenen Ausdrucks im eigenen Klangkörper mit. Aber zum Glück war doch noch eine Besserung der musikalischen Wetterlage in Sicht, auch wenn in jede Idylle Schatten fallen. Im Blumenduett aus der Oper „Lakmé“ von Léo Délibes entfalteten die Sängerinnen wundervoll fließende lautmalerische Koloraturen. Sie ließen die Stimmung in einem innig-verträumten Zwiegespräch lebendig werden. Die Hoffnung, die die Todesangst überwindet, war das Thema von Francesco Paolo Tostis „Visione“: Ätherisch-zarte Klavierakkorde begleiteten die eindringliche Beschwörung von Cathrin Bungerts hell schwebenden Sopran, in lyrischem Schwung blühte ihre Stimme auf, um dann in einem elegischen Nachhall in lautmalerischen Klängen von höchster Transparenz auszuklingen. Leise, verträumt vor sich hin perlend, gestaltete Marina Kavtaradze stilvoll die „Regentropfen“ von Frédéric Chopin, bevor das Damentrio den Nachmittag mit Milton Agers Filmschlager „Wochenend und Sonnenschein“ gut gelaunt ausklingen ließ. Für die Stiftung „Aimer la vie“, (Das Leben lieben) , die Waisenkinder und Gehörlose in Togo unterstützt, konnten bei dem Konzert 3181 Euro an Spenden gesammelt werden.

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