Zweibrücken Der Mann mit dem Sprit im Blut

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Mag sein, dass irgendwo eine Oma im Hühnerstall Motorrad fährt, als Opa dreht man seine Runden woanders. Der fünffache Großvater Walter Knoll ist vor kurzem 80 Jahre alt geworden, was ihn nicht davon abhält, Motorradrennen zu fahren. Im Kellergeschoss seines Eigenheims konstruiert und baut er dafür seine eigenen Maschinen. Knoll hat wahre Schätzchen daheim stehen.

Der ehemalige technische Zeichner und Maschinenbau-Konstrukteur kennt Hockenheim- und Nürburgring wie die Innentasche seines Rennkombis, ebenso etliche Flugplatzkurse im In- und Ausland. „Beispielsweise den in Mainz-Finthen“, erzählt er. Sein Rennkalender für 2017 ist bereits mit Terminen versehen, denn ans Aufhören denkt der flotte Rentner so schnell noch nicht. Im Wohnzimmer von Walter und Ilse Knoll schaut man sich vergeblich nach Anzeichen für eine Rennfahrer-Laufbahn um. Kurz nach dem Jahreswechsel stand da noch ein geschmückter Christbaum, das ganze Jahr über hängen diverse Familienfotos an der Wand. Urkunden und Pokale sind woanders im Haus zu finden. Wenn man in den Keller hinuntersteigt, betritt man eine eigene Welt. Walter Knoll schätzt, dass er um die 40 Motorräder besitzt, die über mehrere Kellerräume und Garagen verteilt sind. Es sind fahrbereite Maschinen und solche, an denen der Rennfahrer noch schraubt. Einem Motorrad-Rennsport-Enthusiasten geht bei diesem Anblick das Herz auf. Auf die Frage, ob er in Mörsbach den Ruf eines Exoten weghat, lächelt Knoll verschmitzt. Er schließe nicht aus, dass ihn der eine oder andere Nachbar für einen Spinner hält. Den Mann mit dem Sprit im Blut kann das aber nicht von seinen Wochenend-Abenteuern abhalten. Er unternimmt sie als eine Art Einzelkämpfer. Seine Rennfahrerei, die in den 50ern in der „Schnapsglasklasse“ begann, betreibt er seit 1996 in der Veteranenklasse. Walter Knoll schiebt an den Rennwochenenden seine 250-Kubik-Adler auf einen Hänger, dann geht’s zum Motorsportspektakel. 2016 war Knoll unter anderem auf dem Nürburgring, beim Grand Prix in Metz und auf dem Hockenheimring. „Insgesamt bin ich sechsmal gefahren“, erzählt der Oldtimer. Bei den Rennen zur deutschen historischen Meisterschaft lande er meist unter den ersten Zehn. Seine Frau Ilse stehe dann daheim Ängste aus. Knoll ist aber der Auffassung, dass sie das nicht muss. „Auf den Rennstrecken herrscht Ordnung. Die 35 Mann, die an den Start gehen, können alle gut fahren. Es geht immer in eine Richtung, eine Gefahr durch Gegenverkehr gibt es nicht“, erklärt er. Die Anreise und Abreise zu den Rennen im Auto sei da deutlich riskanter. Sicher habe es ihn in den – mit Unterbrechungen – gut sechs Jahrzehnten Motorradsport schon ein paar Mal auf den Asphalt gehauen, aber das gehöre nun mal dazu. Im Keller hat er unter anderem eine schmalrädrige Maschine mit selbstgebautem weißen Tank aufgebockt, auf deren Spritbehälter in Großbuchstaben „KWZ“ steht. Es ist nicht das Kürzel für „Kraftrad-Werke Zwickau“, wie man als Ahnungsloser vermuten könnte. Der alte Rennstreckenhase klärt auf: „Knoll Walter, Zweibrücken“. |bun

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