Speyer Zwischenbereiche, Handschriften und Experimente

Der Speyerer Dom in Acryl, Rebstöcke in der Pfalz und kleine Skizzen, die von der Lust am Rennradfahren erzählen: Am vergangenen Wochenende haben Künstler wieder ihre Ateliers für Besucher geöffnet. Stellvertretend für alle Teilnehmer hat die RHEINPFALZ drei von ihnen am Sonntag über die Schulter geschaut.

Karin Germeyer-Kihm

nutzt die Galerie Ehemaliges Reformiertes Schulhaus in Speyer nur an diesem Tag. Sie präsentiert ihre Bilder: großformatig, farbintensiv, die Pinselstriche zerfließen ineinander und formen doch Figuren. Germeyer-Kihm zeigt auf ein Bild, das hinter der Eingangstür hängt: die Maximilianstraße mit Blick auf den Dom, durch Striche in kräftigem Acryl-Rot angedeutet, aber deutlich erkennbar. Das Datum 2017 in der rechten unteren Ecke beweist, dass die Farbe des Bildes fast noch frisch ist. „Es wurde heute verkauft“, sagt Germeyer-Kihm. „Alles im Fluss“ zeigt ein eng umschlungenes Pärchen. „Es sollte eigentlich in einer Flusslandschaft liegen, aber das war mir dann doch zu konkret“, erklärt die Künstlerin. Sie interessiere der Zwischenbereich von Figürlichem und Abstraktem. „Denn wenn es bei der Malerei nur ums Abbilden ginge, könnte ich ja auch fotografieren.“ Die Ausstellung ist auch am Samstag und Sonntag, 23. und 24. September, 14 bis 19 Uhr, zu sehen. Gut besucht ist Oliver Schollenbergers Atelier in der Dudenhofener Eichendorffstraße 9. Gäste überqueren den Rasen und gehen eine Treppe hoch in ein Gartenhaus. „Ich bin von Beginn an bei den Offenen Ateliers dabei“, sagt Schollenberger, „also seit über 20 Jahren“. Er freut sich, wenn Leute seine Bilder in Praxen oder Wohnungen wiedererkennen: „Meine Handschrift ist inzwischen bekannt, obwohl ich so eine große Bandbreite an Motiven habe.“ Sportbilder, Tierbilder, Gesichter, Köpfe, Symbolbilder und pfälzische Landschaften zählt er auf. Weil Schollenberger selbst gerne Fahrrad fährt, sind radelnde Menschen eins seiner Lieblingsmotive. Der Künstler malt in kräftigen Strichen, gern mit Acryl in Rot, Cyan- und Königsblau. Sein Vorbild ist Gustav Klimt, den er zitiert: „Es kommt nicht auf den Inhalt des Bildes an, sondern auf die Form. Die Form gibt dem Bild Inhalt.“ Darin finde er sich wieder. Schollenberger öffnet auch am Sonntag, 24. September, 14 bis 19 Uhr. Kodieren die Werke seiner Künstlerkollegen durch dicke Pinselstriche Leidenschaft und Dynamik, dominiert bei Frank-Joachim Grossmann in der Römerberger Von-Bolanden-Straße 7a die strenge und nüchterne Form. Seine Werke sind typografische Experimente, sie zeigen Zahlen und Buchstaben. Grossmann malt sie aber nicht, sondern verwendet Techniken wie Druckgrafik, Holzschnitte und Digitalarbeiten. „Die Entwürfe machen ich am Computer, um zu sehen, wie beispielsweise Farben rauskommen, wenn man sie übereinander legt“, erzählt er. Gedruckt wird manuell an der Druckerpresse im Atelier. Einige Werke zeigen einzelne Buchstaben, „andere sind wirklich lesbar und manche zeigen Landschaften aus Buchstaben“. Das Wort „HERO“ ist zum Beispiel in Weiß und Grün auf gerahmtem Büttenpapier zu lesen. Die Grafiken seien 75 Jahre haltbar und entstünden in einer Auflage von jeweils fünf Stück. Auf Ständern liegen vier Büchlein, in denen jede Seite mit einem Buchstaben in unterschiedlichen Schriftarten gedruckt ist.

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