Speyer „Voilà, mehr braucht man nicht“

Ein guter Wein und Musik: Sängerin Julie André und Akkordeonist Laurent Leroi beim „Picknick à la Südfrankreich“.
Ein guter Wein und Musik: Sängerin Julie André und Akkordeonist Laurent Leroi beim »Picknick à la Südfrankreich«.

Das Duo „Le Roi Julie“ sorgt beim „Picknick-Konzert“ am Sonntag, 6. August, 11 Uhr, für die Musik. Sängerin Julie André und Akkordeonist Laurent Leroi interpretieren auf dem Platz der Französischen Garnison in der Hans-Stempel-Straße in Speyer Chansons. Unsere Mitarbeiterin Simone Tietz hat vorab mit Julie André gesprochen.

Frau André, picknicken Sie gerne?

Oh ja, sehr gerne, nur habe ich so selten die Gelegenheit dazu. Aber es ist etwas Tolles, draußen in der Natur zu sitzen, im Freien, wenn das Wetter gut ist. Genießen, Geselligkeit, ein gutes Weinchen trinken, ein Picknick à la Südfrankreich, denn ich komme aus Südfrankreich … Wie picknickt man denn in Südfrankreich? Da haben wir gute Salate, vieles mit Thunfisch, Quiche mit Paprikaschoten und vielen Provence-Kräutern und einem guten Weißwein oder einem guten Rosé dazu. Und natürlich unser Baguette. Das gehört alles dazu. Voilà. Mehr braucht man nicht. Ein bisschen Musik vielleicht? Ja, Musik ist gut für die Seele. Und man entspannt besser. Wir spielen Klassiker aus dem französischen Chanson, aber ich erzähle alles vorher, das sind kleine Geschichten. Die Leute sind dann entspannter, sie müssen sich nicht so auf die Sprache konzentrieren. Und dann können sie reisen ... Für mich ist es sehr wichtig, das zu machen, damit die Leute auch verstehen, worum es geht, verstehen, wie die Mentalität in Frankreich ist. Braucht es denn eine besondere Stim-mung, um von französischen Chansons erreicht zu werden? Ich glaube, es ist eher ein generelles Interesse wichtig. Unser Publikum ist sehr frankophil, und die meisten Menschen davon reisen häufig nach Frankreich, wenn sie Zeit haben. Viele kennen die Sprache und die Geschichte Frankreichs, die Kultur und das französische Chanson. Es ist mir aber auch schon passiert, dass Menschen begeistert waren, die eigentlich gar nicht kommen wollten und nur mitgekommen sind. Das kann natürlich auch passieren. Welche Bedeutung hat das Chanson heute in Frankreich? Chanson ist bei uns Alltag. Heutzutage gibt es ganz viele neue Chansons und sehr gute Interpreten – Zaz zum Beispiel, die ganz toll ist. Sie hat eine ganz besondere Stimme, das ist sehr wichtig. Anfangs hat sie die Klassiker gesungen, nun hat sie auch eigene Lieder. Das sind alles Geschichten aus dem Alltag, aus dem Leben. Jeder, der diese Chansons hört, erkennt sich irgendwie. Wir hören das im Radio, das ist ganz normal und nicht unbedingt eine Schublade, die man mal öffnet. Wir mischen heute auch sehr viel Pop mit Chanson, es ist also ganz rund ge-worden. Man genießt es. Der Text ist wichtig und immer aussagekräftig. Worum geht es denn in den Texten? Das Thema ist nicht immer nur die Liebe. Es geht beispielsweise um Paris, aber nicht um diese touristische Art, Paris zu sehen, sondern man erfährt auch, wie es hinter den Kulissen ist. Dass es beispielsweise auch sehr viele arme Menschen gibt, die nicht viel Geld haben, dass Leute auf der Straße schlafen, weil sie kein Zuhause haben. Das sind so Themen, die jetzt kommen, weil die Öffentlichkeit in Frankreich endlich mal die Augen öffnet. Auch Umwelt ist ein Thema im Chanson. Das französischsprachige Lied profi-tiert sicherlich auch davon, dass der Anteil fremdsprachiger Musik im Radio begrenzt ist. Ja, und darum hat sich, glaube ich, das Chanson so entwickelt, weil die Möglichkeit auch einfach da war. Man braucht mehrere Interpreten, um das Programm zu gestalten. Ich finde das gar nicht schlecht. Auch in Deutsch-land gibt es ganz tolle Interpreten, die auf Deutsch singen. Doch die Deutschen haben noch so eine Hemmung der Sprache gegenüber, keine Ahnung. Dabei ist die deutsche Sprache doch sehr ausdrucksstark! Ich hoffe, dass sich auch in Deutschland etwas ändert, dass mehr Deutschsprachiges gehört wird. Immerhin ist das unsere Sprache – warum soll man nicht in seiner eigenen Sprache etwas rüberbringen, dass dann auch jeder richtig versteht? Woher nehmen Sie hier in Deutschland Ihre Inspiration für französische Musik? Da ich in Frankreich aufgewachsen bin, habe ich immer noch das Temperament in mir. Ich glaube, das bewegt mich, die Erinnerung an mein Zuhause, an die Gegend, in der ich aufgewachsen bin, das bleibt im Kopf, und so kann ich meine Chansons schreiben. Aber man muss gar nicht in einer besonderen Stimmung sein oder in Frankreich leben. Man muss einfach neugierig sein. Wichtig ist, dass das Klischeedenken irgendwann mal wegfällt und es nur noch Europa gibt. Wir haben zum Glück die französisch-deutsche Freundschaft, das ist ja etwas ganz Tolles. Zurück zum Picknick. Wie stellen Sie sich das vor, die Leute picknicken zu sehen und selbst auf der Bühne zu sein? Ich bringe mein Sandwich mit. Und ein Glas Wasser trinke ich dazu. Das ist aber kein Thema, denn wenn ich auf der Bühne bin, vergesse ich sowieso alles andere.

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