Speyer Speyerer Familie erlebt Erdbeben in Mexiko-Stadt

Notwendige Pause: Freiwillige Helfer in Mexiko-Stadt bei ihrer Suche nach verschütteten Personen.
Notwendige Pause: Freiwillige Helfer in Mexiko-Stadt bei ihrer Suche nach verschütteten Personen.

Die fünfköpfige Familie in Mexiko-Stadt hat das Beben der Stärke 7,1 am Mittwoch, schadlos überstanden. Die Kinder waren sogar darauf vorbereitet.

Hochhaus, siebte Etage. Der Boden fängt an zu wackeln, immer stärker. Glühbirnen zerspringen. Glasscherben klirren auf den Boden. Die Wände bekommen Risse. Das Haus wackelt. Der Blick aus dem Fenster gibt keinen Halt. Die einzige Konstante im Raum: die innere Wand. Schreien, Luftnot, Tränen. „Ich dachte, ich komme da nicht mehr raus“, sagt Marianne Voß, die das Erdbeben am Mittwochmittag in Mexiko-Stadt in der Wohnung einer Freundin so miterlebt hat.

Seit mehr als zwei Jahren in Mexiko

Eine Mexikanerin, die mit im Raum war, eilt schnell an die innere Wand, nimmt Voß an die Hand. „Wie lange wir gewartet haben, kann ich nicht sagen. Dann war alles still. Ich bin schnell nach draußen gerannt und habe nur gezittert.“ Die Familie lebt beruflich bedingt seit mehr als zwei Jahren in der 20-Millionen-Metropole. Der Familienvater war zur Zeit des Bebens auf Dienstreise im Ausland.

Wöchentlicher Probealarm

„Wir haben Sicherheits- und Kommunikationstraining erhalten, aber keine Hinweise zum Verhalten bei Erdbeben“, wundert sich Voß. Die Kinder sind besser vorbereitet. Zu Hause spielen sie manchmal „alerta sismica“, das Erdbebenwarnsignal, nach. Denn im Kindergarten und in der Schule üben sie beim Probealarm wöchentlich, innerhalb von 40 Sekunden aus dem Gebäude zu gelangen. Auch in den Büros wird der Ernstfall geprobt.

Krisenkommunikation von Schule und Kindergarten

Als Voß auf die Straße kommt, ist diese voll von Nachbarn, „die die ganze Situation gelassener nahmen. Sie haben mehr Erfahrung damit“, schätzt die Wahl-Speyererin. Man merke das auch an der Krisenkommunikation. Direkt nach dem Beben erhält die dreifache Mutter Whats-App-Nachrichten der Deutschen Schule und vom Kindergarten, dass es den Kindern gut gehe und sie sie abholen könne. Die Söhne sind gerade im Schulbus unterwegs, die Tochter beim Campen mit der Schulklasse. Voß fährt wie im Trance 40 Minuten mit dem Auto zur Schule. Sie zittert vor Erleichterung, als sie ihre Kinder im Freien mit Freunden spielen sieht. „Auf der Rückfahrt bitten sie mich, wie immer das Radio einzuschalten. Aber ich wollte auf keinen Fall, dass sie die Katastrophenmeldungen mitbekommen.“ Das raten auch Kinderschutzorganisationen. Fünf Stunden dauert der Weg heim. Die Kinder sind gelassen, die Straßen verstopft.

Zuhause der Familie unbeschadet

Stehengelassene Autos und leere Häuser werden geplündert, Fassaden bröckeln. Das Handynetz liegt zeitweise lahm, Videos vom Geschehen gehen hin und her. Das Zuhause findet die Familie unbeschadet vor. „Wir hatten Strom, Gas und alles wie immer. Unser Haus ist ebenerdig auf Vulkanstein gebaut und deshalb wohl super sicher“, ist Marianne Voß froh. Gasleitungen sind das Erste, was Bewohner und Sachverständige überprüfen. Im Wohnhaus bestätigt der Zivilschutz, dass alles in Ordnung sei. In der Schule der Kinder sind Mauern und Wände zerstört, doch auch dort ist die Statik überprüft worden. Nun wird ausgebessert. „Aber niemandem ist etwas passiert“, wiederholt Voß das Wichtigste. Die Solidarität und das Krisenmanagement der Mexikaner sind beeindruckend: „Alle packen an. Wir Familien passen gegenseitig auf die Kinder auf, wenn die Eltern den Einkauf erledigen.“ Das Leben in Mexiko geht weiter. „Ich hoffe, dass sich die Stadt schnell erholt und der Alltag zurückkehrt.“

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