Speyer Speyer: Dauerbrenner statt Strohfeuer

Und ewig lockt die Sonnenblume: ökologisch aufgewertete „Eh-da“-Fläche nahe dem Technik-Museum.
Und ewig lockt die Sonnenblume: ökologisch aufgewertete »Eh-da«-Fläche nahe dem Technik-Museum.

Als „Eh-da“-Flächen gelten bestimmte freie Bereiche in bebauten Gebieten. Die Stadtverwaltung will nun einige davon ökologisch aufwerten.

Als „Eh-da“-Flächen gelten von besonderen Nutzungen freie Bereiche in bebauten Gebieten wie Straßenbegleitstreifen, Böschungen, aber auch Brachflächen an Kinderspielplätzen und Schulen, die größer als 100 Quadratmeter sind. Auch wenn der Begriff „Eh-da“-Flächen einen glauben lassen könnte, die beabsichtigte ökologische Aufwertung solcher Bereiche lasse sich einfach nebenbei erledigen, ist die Umsetzung des Projekts in Wirklichkeit aufwendig und langwierig. Das sagt Steffen Schwendy, Grünflächenplaner der Speyerer Stadtverwaltung, auf Anfrage. „Viele mögliche Maßnahmen auf ,Eh-da’-Flächen sind sehr umfänglich. Das Projekt ist mittelfristig angelegt.“ Er nennt die Aussaat insektenfreundlicher Wildblumen und -kräuter als mögliche Bewirtschaftungsform. Den Antrag zu dem Projekt hatte im Stadtrat Ende 2015 die CDU-Fraktion gestellt. Der lange Atem, den die Stadt und hier insbesondere Mitarbeiter der Stadtgärtnerei aufbringen müssten, werde sich lohnen, ist Schwendy überzeugt. Die zu erwartende Erhöhung der Artenzahl von Wildpflanzen und -tieren, insbesondere Insekten, wäre ein bedeutender ökologischer Gewinn angesichts des landes- und bundesweit registrierten Rückgangs einheimischer Arten, etwa bei Wildbienen und -hummeln. Der Mehraufwand bei der Pflege, unter anderem für das Mähen in mehreren Etappen und das Abräumen des Schnittguts, werde durch dieses Ziel gerechtfertigt, ist der Experte überzeugt. „Einen eigenen Posten im Stadthaushalt erfordert die Umsetzung des ,Eh-da’-Flächen-Projekts nicht“, betont der Grünflächenplaner. Auch wenn die Ausgaben für das Saatgut bei größeren Grundstücken im dreistelligen Bereich lägen und Geräte gekauft werden müssten, könne der Aufwand mit Budgetmitteln der Stadtgärtnerei gedeckt werden. Um die Kosten niedrig zu halten, sei zudem die Zusammenarbeit mit Landwirten, beispielsweise bei der Abfuhr von Schnittgut, vorgesehen. „Im Sinne des Antragstellers CDU soll kein Strohfeuer abgebrannt werden“, sagt Schwendy und verweist auf die angestrebte Nachhaltigkeit des Projekts. Nach dem Ratsbeschluss beauftragte die Stadt die Neustadter RLP AgroScience GmbH mit der Erstellung einer Potenzialkarte für die „Eh-da“-Flächen. „Diese Karte wurde 2016 vorgelegt und im Umweltausschuss vorgestellt. Davon ausgehend hat die Verwaltung anhand der Kriterien Verfügbarkeit, Eigentümer und anderweitige Planungen zehn Flächen für das Projekt ausgewählt“, erklärt er. Die erste Fläche von der Zehner-Liste der Verwaltung, die inzwischen ökologisch aufgewertet wurde, liegt an der Straße Am Technik-Museum, teilt Schwendy mit. Dort sei im Frühjahr eine Saatgutmischung, die unter anderem Sonnenblumen enthält, ausgesät worden. Zuvor sei im Auftrag des Landesbetriebs Mobilität in dem Bereich, der an die B 39 grenzt, ein starker Gehölzrückschnitt vorgenommen worden. Nun gebe es ein Artenreichtum an Blumen und Kräutern. Eine Böschung an der Verlängerung des Otterstadter Wegs nordwestlich des Bonnetweihers ist eine „Eh-da“-Fläche, die laut Schwendy um einen fünf Meter breiten Ackerrandstreifen erweitert werden soll. „Der Pachtvertrag mit dem betroffenen Landwirt wird deshalb geändert. Doch das geht nicht kurzfristig“, sagt er im Hinblick auf die noch ausstehende Umsetzung, namentlich die Aussaat von Spezialisten für sonnige und trockene Standorte. Bei weiteren „Eh-da“-Flächen im Stadtgebiet liefen noch Gespräche mit Eigentümern beziehungsweise seien welche vorgesehen. Weil Aussaaten zur ökologischen Aufwertung überwiegend einjährige Pflanzen beinhalteten, müssten diese nach der Blüte so lange stehen bleiben, bis die Samen für die nächste Generation ausgereift seien, erst danach könne gemäht werden, erklärt Schwendy. „Das sieht unter Umständen nicht so schön aus. Auch bei Verwaltungsmitarbeitern muss es in dieser Hinsicht ein Umdenken geben“, sagt er. Schwendy setzt auf einen Bewusstseinswandel hin zur Akzeptanz vorübergehend unaufgeräumt erscheinender Flächen. Info: Flächen und Pläne —Spielplatz Haspelweg: Auf Grünstreifen mehrjährige Saatmischung „Schmetterlings- und Wildbienensaum“, eventuell zusätzlich Wildobst und Wildrosen —Schule im Vogelgesang: Saatmischung „Blumenwiese“, Nisthilfe für Wildbienen — Schule im Erlich: Saatmischung „Blumenwiese“, Nisthilfe für Wildbienen. — Bunkerfeld (Nähe Flugplatz): Freistellung von Bunker-Resten von Bewuchs — Rheinallee: Blühsaatmischung „Feuchtwiese“ am Industriegleis, Gabbionenkäfige mit Nistmaterialien — Eselsdamm: Einsaat verschiedener Saatmischungen, möglicherweise mit „Holzgelege“ um Hunde fernzuhalten — Butenschönstraße: Rodung Götterbäume, Pflanzung regionaltypischer Blühgehölze zwischen Kinderzirkus und Kolleg.

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