Speyer Lähmende Langeweile mit tödlichen Folgen

Selfie im Bett: Birgit (Nora Beisel) und Charlie (Florian Kreßer).
Selfie im Bett: Birgit (Nora Beisel) und Charlie (Florian Kreßer).

Premiere für die „Junge Bühne“, eine neue Reihe des Speyerer Zimmertheaters für Nachwuchstalente: Zum Auftakt stand am Mittwochabend das Stück „Magic Afternoon“ des österreichischen Autors Wolfgang Bauer auf dem Spielplan.

Vier jungen Schauspielern bot es die Möglichkeit, eine enorme Bandbreite von Ausdrucksformen auf der Bühne auszuleben: Langeweile, wütender, bis zum körperlichen Angriff gehender Streit, Sex und Verführung, durch Rauschmittel verursachte Hochgefühle, Ängste – alles war dabei. Wären nicht die großartigen Leistungen der jungen Schauspieler, die alles aus sich herausholten – das Stück wäre kein Vergnügen. Es entstand 1968, als die Spannungen zwischen den Generationen, zwischen Ansprüchen und Leistungsverweigerung, besonders hoch waren. Im Mittelpunkt steht das mittellose junge Paar Birgit (Nora Beisel) und Charlie (Florian Kreßer), das nichts mit seiner Zeit anzufangen weiß. Hat einer von beiden „ganz plötzlich Bock auf Gin“, nimmt jeder aus einer halbleeren Flasche mal ein paar Schlucke. Möchte einer etwas schreiben, fehlt es an inhaltlichen Ideen. Jede Spur von aufkeimender Aktivität ertrinkt sofort wieder in lähmender Langeweile. Selbst ein bisschen lustloser Sex auf dem ungemachten Bett am Boden bleibt in den Anfängen stecken. Aus purer Langeweile werden sie aggressiv, sexuelle Spannung kippt in Gewalt um und verebbt doch wieder. Als mit Moni (Mara Grethen) und Joe (Jakob Merkle) ein zweites Paar hinzu kommt, gibt es noch mehr unterschwellige Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Vor allem Birgit und Charlie scheinen wie in einem dicken Sirup zu stecken, der jeden Versuch, sich zu bewegen, sofort wieder erstickt. Sie kreisen ausschließlich um sich selbst, ohne viel innere Substanz. Zwar haben sie Affekte – Ärger, Wut, Angst, Begehren –, aber keine echten Gefühle. Die vier haben alle schon das „Bäumchen-wechsle-dich-Spiel“ gespielt. Den einen hat es nichts gebracht und den anderen nichts ausgemacht. Das Stück macht aggressiv: Als Zuschauer möchte man die vier am liebsten schütteln, damit sie Leben zulassen – oder dass ihnen etwas zustößt. Der Wunsch erfüllt sich: Nach einem Kokainrausch der Männer und weiterem Gewaltgeplänkel ersticht Birgit Joe mit einem Taschenmesser. Termin und Vorverkauf —Weitere Aufführung morgen, 27. Mai, 20 Uhr, im Speyerer Zimmertheater —Eintrittskarten gibt es beim „Spei’rer Buchladen“, Korngasse 17, Telefon 06232 72018.

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