Speyer Kiesel knirschen, Zikaden tanzen

Eine mediterrane Klangreise der besonderen Art hat das Musikerpaar Elisabeth und Wolfgang Schuster am Donnerstagabend in der Konzertreihe „Klangbilder“ im Speyerer Purrmann-Haus gestaltet. Bildpatin bei „Gitarre und Klangsurium“ war die Vorsitzende des Freundeskreises Speyer-Ravenna, Barbara Mattes.

Wie intensiv die Betrachtung bildender Kunst sein kann, zeigten die klanglichen Interpretationen der Schusters. Mit eigenen Kompositionen breiteten sie vor dem Auge des Betrachters einen verführerischen Klangteppich aus. Die so geschaffene musikalische Meta-Ebene zeugte von großer Souveränität im Verständnis bildender Kunst. Zudem entwickelte sich mit gebührendem Respekt eine eigene, spontane und nicht minder charaktervolle Kunstform. Mit zahlreichen Klanginstrumenten wie Oceandrum, Gong und Monochord spannte zunächst Elisabeth Schuster den Bogen zu zwei von Barbara Mattes ausgewählten Gemälden. Da schienen die ans Ufer schlagenden Wellen des Bodensees und die knirschenden Kieselsteine unter dem Tritt eines Wanderers fast hörbar zu sein. Mit leichter Hand schuf die Musikerin gleichermaßen sehnsuchtsvolle Weite und traurige Endlichkeitsmomente. Dabei blieb ein fester Halt durch einen alles durchdringenden Rhythmus immer in Reichweite. Wolfgang Schuster zauberte mit seiner silbern glänzenden Gitarre mediterrane Landschaft vors innere Auge, in der Zikaden nervös in glühender Abendluft zu tanzen schienen. Er erwies sich als unaufgeregter Improvisateur, der nicht hinter die nächste Ecke seiner Klanggebäude blicken möchte oder gar muss. So schienen Musiker und Instrument während des Spiels vollends das Abbild einer sommerträgen Lethargie zu werden, die ganz auf die Sicherheit einer sich selbst erklärenden und zwangsläufigen Vereinigung von Bild und Klang setzt. Im lockeren Plauderton hatte Barbara Mattes als Bildpatin den Besuchern zunächst die beiden farbintensiven, die Schönheit des Südens preisenden Gemälde „Bodenseeufer mit Schloss Montfort“ von Hans Purrmann und „Blick auf gelbes Haus“ von Mathilde Vollmoeller-Purrmann vorgestellt. Ohne Interpretation und gekünstelte Sprache war es ein Vortrag von Kunstliebhaber zu Kunstliebhaber.

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