Speyer Idyll für Mensch und Tier

Sogar Forellen und Lachse fühlen sich im Wasser wohl: Steffen Schwendy am Ufer des Woogbachs.
Sogar Forellen und Lachse fühlen sich im Wasser wohl: Steffen Schwendy am Ufer des Woogbachs.

Am Woogbach kann die Seele baumeln. Längst ist das Naturerlebnis entlang des Bachlaufs kein Geheimtipp mehr. Enten, Fische und Vögel lassen es sich im vom Metropolregion-Wettbewerb „Landschaft in Bewegung“ ausgezeichneten Woogbachtal ebenso gutgehen wie Kleingärtner, Spaziergänger oder Radfahrer. Auch Steffen Schwendy, städtischer Grünflächenplaner, genießt die Verschnaufpause am Ufer.

Mit dem Woogbach ist es nach Auskunft Schwendys so eine Sache. „Ein natürlich entstandener Bach ist das nicht“, betont er. Der Legende nach sei das Gewässer in fränkischer Zeit zur Bewässerung angelegt worden oder aber vor 1000 Jahren zum Material-Transport per Floß zum Dom. Der Speyerbach teile sich an der Hanhofer Wasserscheide, von wo aus der Woogbach als linker Seitenarm gut neun Kilometer bis zum Speyerer Holzmarkt fließe. „Da vereinigen sich die Bacharme wieder und münden gemeinsam in den Rhein.“ „Wie sich das hier entwickelt hat“, staunt Schwendy über die üppige Vegetation. Hier gedeiht die Sumpfschwertlilie neben Schafgarbe, Melde oder Spitzwegerich. In ein paar Jahren werde das neu angepflanzte Schilf die Oberhand gewinnen, ist Schwendy sicher. Als „Idyll für Mensch und Tier“ beschreibt er die unberührte Natur am und um das Wasser herum. „Die Ratte gehört auch dazu“, weist er auf den Nager hin, der sich an vertrockneten Pflanzenstängeln zu schaffen macht. Der Woogbach sehe sauberer aus als er sei. Colibakterien gebe es durchaus im Wasser. Zum Baden könne er deshalb nicht raten. Anfangs habe er Sorge gehabt, dass die vielen Kinderbeine im Bach den Kies vom Boden rissen, erinnert sich Schwendy an die Bachaufweitung 2012, die im Juni 2015 abgeschlossen war. „Die Ängste waren unbegründet“, sagt er. Bis auf manches Fahrrad oder manchen Einkaufswagen, die die Stadt schon aus dem Bach gezogen haben, hielten sich hier Vandalismus und Müll in Grenzen, freut sich Schwendy über den Respekt der Besucher, Kleingärtner und Anlieger vor dem Freizeitidyll. „Wir kooperieren eng mit dem Gewässerzweckverband“, betont er den Aufwand, Böschungen und Ufergelände in allen Jahreszeiten per Hand instandzuhalten. „Darum beneide ich niemanden“, sagt der Grünflächenplaner. Enten gleiten über das Wasser. Eine schwimmt in Richtung Insel unterhalb der Brücke, die die Woogbach-Ufer verbindet. „Hier und in Höhe der Baumwollspinnerei bleiben sie weitgehend unbehelligt, können ungestört brüten“, erklärt Schwendy. Unter den Enten, die der Strömung folgen, spielen Fische. „Forellen“, sagt Schwendy fachkundig. Inzwischen seien auch Lachse zu finden, berichtet er. Sie durchwanderten seit Neuestem den Woogbach auf ihrem Weg in den Rhein. In Richtung „Rauschendes Wasser“ und Mausbergweg solle der Bach durchlässiger werden. Laut Schwendy sollen Aufweitungspläne in den kommenden zwei Jahren verwirklicht werden. „Dann können auch nicht ganz so agile Fische durchwandern“, erklärt er das Ziel. Auch der Bachlauf zwischen Mörsch- und Petschengasse soll demnach im gleichen Zeitraum aufgeweitet werden. „Das wird hübsch“, schwärmt Schwendy vom künftig noch attraktiveren Bach für Mensch und Fisch. Zahlreiche Natursteine und Parkbänke laden zum Verweilen ein. „Zwei West-Banks sind mit vollem Einsatz des Stadtteilvereins hinzugekommen“, zeigt Schwendy auf die bunten Sitzgelegenheiten am Ufer. Die Aktion „Blau plus“ habe den „Weg der Generationen“ am Woogbach entlang ermöglicht. Die gesamte Rundumsanierung des Bachs und seines Tals sei vom Land mit einer Million Euro gefördert worden, berichtet Schwendy. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1,3 Millionen Euro. 300.000 Euro für Ausgleichsmaßnahmen seien auf das Öko-Konto der Stadt geflossen. „Wir haben mit der Renaturierung wirklich viel erreicht“, ist Schwendy überzeugt. Auch hinsichtlich der Pappel-Fällungen im Woogbachtal ist der Grünflächenplaner mit sich im Reinen. „Alles andere wäre fahrlässig gewesen. Die waren hohl bis in die Wurzeln.“ Westlich der B 9 seien Säulenpappeln nachgepflanzt worden, ins Woogbachtal Ulmen. „Diese Bäume gehören ins Landschaftsbild“, sagt Schwendy und schaut den Enten beim Sonnen zu.

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