Speyer Gottvertrauen als Swing-Vergnügen

Klanggewaltig ist es bei einem Konzert des Organisten Johannes Matthias Michel am Mittwochabend im Speyerer Dom zugegangen. Der Kirchenmusikdirektor der Mannheimer Christuskirche bot an beiden Orgeln ein spannendes Programm.

Michel ist nicht nur ein vorzüglicher Interpret, sondern auch Vorsitzender der Karg-Elert-Gesellschaft. So spielte er drei Stücke aus den Choralimprovisationen des Komponisten Sigfrid Karg-Elert. Furios brausend und stürmend, als hätte Max Reger alle chromatischen Höllenhunde losgelassen, tönte der Beginn von „Ein feste Burg ist unser Gott“, um sich schließlich zu prächtiger Siegesfeier und machtvollem Glaubensbekenntnis zu steigern. Auch selbst komponiert Johannes Michel viele kirchenmusikalische Chor- und Orgelwerke. Seine Fantasie über „Ein feste Burg ist unser Gott“ begann kühn und zerklüftet, um dann in Swing und Ragtime einzuschwenken. Da wurde Gottvertrauen zum swingenden Vergnügen in kapriziöser, jazzig angereicherter Harmonik. Das wiederum passte bestens zu Karg-Elerts „Partita retrospectiva“, die Michel am Ende seines Programms spielte. Zum Kopfsatz allemal, der burlesk und in tänzerischem Schwung daherkam. Ruhige Dialoge ließ der Organist zwischen Hauptorgel und Fernwerk der Chororgel im langsamen Satz ausschwingen. Bestes Vergnügen brachte er in das folgende „Minuetto malinconico“. Ein Spektakel war das Finale mit vielgestaltig wechselnden Gesten und Figuren, denen Michel pralles Leben gab. Begonnen hatte er an der mitteltönigen Chororgel mit Werken aus Renaissance und Frühbarock, einem Psalm aus der Zweibrücker Orgeltabulatur und Liedbearbeitungen von Arnolt Schlick. Dabei hatte Michel die Schönheit und Farbigkeit der Register bei den fantasievoll ausgeschmückten Liedmelodien und labyrinthischen Verflechtungen voll ausgekostet. Ein hedonistisches Fest der Farben und der vielstimmigen Spielfreude hatte er in Sweelincks Variationen über „Ich fuhr mich über Rhein“ entwickelt. Für sein weiteres Programm hatte der Organist dann die Empore zur Hauptorgel erklommen, um dort mit Werken von Bach fortzufahren. Machtvolle Pedalläufe und dichte Chromatik hatte er im Präludium und Fuge A-Dur zu großer Intensität und drängender Pracht geführt. Dicht gefügte Kontrapunktik und erhabene Hymnik hatte der Mannheimer in der Fantasia super „Valet will ich dir geben“ entwickelt und schließlich eine zweite Bach-Bearbeitung dieses Chorals folgen lassen. So hatte der Organist eine feste Burg auf dem mächtig tönenden Fundament gebaut, imposant wie der Dom selbst.

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