Speyer Autohändler sehen beim Thema Diesel keinen Grund zur Panik

Für manche unverzichtbar: Viele Handwerker sind auf die Dieselautos angewiesen.
Für manche unverzichtbar: Viele Handwerker sind auf die Dieselautos angewiesen.

Die Verunsicherung ist spürbar unter den Speyerern: Soll man sich überhaupt noch ein Dieselfahrzeug kaufen?

„Wir kaufen keine Diesel-Fahrzeuge mehr an und Fahrzeuge, die wir vor der Krise gekauft haben, bekommen wir höchstens noch mit Verlust los“, sagt ein Mitarbeiter der Firma Auto Garden. Der Betrieb in der Wormser Landstraße verkauft Mittelklasse- und Kleinwagen, die in der Regel zwischen drei und zehn Jahre alt sind. Viele Kunden würden jetzt gerne ihr altes Dieselfahrzeug abstoßen, für den Gebrauchtwagenhändler lohne sich das aber höchstens, wenn die Fahrzeuge extrem günstig seien und für den Export bestimmt. „Für ganz neue Dieselfahrzeuge wird sich ein Weg finden, sie umzurüsten, bei den alten kann man nichts machen“, sagt der Mitarbeiter. Die Händler hingen selbst in der Luft und für ihn sei es nicht nachvollziehbar, warum die Politik nun Autobesitzer mit Fahrverboten und Auflagen bestrafe. So düster sieht es Thorsten Holler, Inhaber der gleichnamigen Auto-Galerie in der Tullastraße, nicht. Er verkauft Gebrauchtwagen bis zum Alter von etwa fünf Jahren, Jahres- und Neuwagen mit Wunschausstattung zu Sonderkonditionen. Etwa 50 Fahrzeuge hat er im Schnitt vor Ort, davon fünf bis zehn Dieselautos. „80 Prozent meiner Kunden suchen einen Klein- oder Mittelklassewagen als Zweitwagen und das sind in der Regel Benziner. Ich bekomme jetzt auch nicht mehr Diesel-Fahrzeuge angeboten als früher“, sagt er, räumt aber ein, dass der Preis älterer Dieselfahrzeuge schon fällt. Die Kunden sind seiner Ansicht nach verunsichert. „Ein schlagendes Argument für einen Diesel ist die größere Reichweite durch den niedrigeren Verbrauch“, sagt Holler. Man müsse gar nicht so viele Kilometer im Jahr fahren, damit sich die Anschaffung eines Dieselfahrzeuges rentiere. Außerdem müsse ein Auto mit Benzin-Motor mit mehr PS ausgestattet sein, um das gleiche Fahrgefühl wie bei einem Diesel-Fahrzeug zu schaffen. „Wer heute einen Diesel fährt, überlegt es sich oft dreimal, ob er auf einen Benziner umsteigen will“, sagt Holler. Manchmal gebe es schlicht keine Alternativen zum Diesel, wie bei den Transportern, die Handwerksbetriebe benötigen. „Grundsätzlich ist an einem Diesel nichts schlechtes dran“, findet Thomas Neubeck vom Autohaus Neubeck in der Landwehrstraße, das Mercedes-, VW- und Audi-Fahrzeuge vertreibt. Es sei inkonsequent, über Dieselautos zu schimpfen und gleichzeitig zuhause mit einem Kachelofen zu heizen. Seine Kunden seien momentan ebenfalls verunsichert. Generell findet er die aktuellen Diskussionen sehr emotional und wenig sachlich. Neubeck empfiehlt erst einmal abzuwarten, wenn kein akuter Kaufbedarf für ein neues Fahrzeug bestehe. Im Moment habe er tatsächlich auch weniger Aufträge als vor der Diesel-Krise. Einige seiner Kunden würden Leasing als Alternative nutzen. Die Zukunft liegt seiner Ansicht nach bei Autos mit Elektromotoren. Da werde sich bald viel tun, sagt der Autohausinhaber. Was die Nachrüstung mit Software-Updates betrifft, beruhigt Neubeck die Kunden: „Das ist kein großer Aufwand, es dauert eine halbe bis eine dreiviertel Stunde und kostet den Kunden nichts. Die Kunden bekommen ein Ersatzfahrzeug für die Zeit. Man muss es ja nicht sofort machen, sondern kann es mit dem nächsten Kundendienst erledigen.“ So sei das zumindest bei VW und Audi gelaufen, wo Fahrzeuge schon seit einem Jahr nachgerüstet werden. Bei Mercedes werde es wohl ähnlich laufen, aber offiziell gebe es noch keine Informationen darüber, sagt Neubeck. In der Handwerkerschaft ist man sich der Problematik der Dieselfahrzeuge und möglicher Fahrverbote für Innenstädte schon bewusst, aber einen Grund zur Panik sieht weder Rainer Lunk, Hauptgeschäftsführer des Dienstleistungszentrum Handwerk, das rund 4000 Betriebe betreut, noch Kreishandwerksmeister Peter Ziegle. Abwarten was kommt, sei die Devise im Moment. Nun sei der Staat gefordert. „Dass es Handlungsbedarf gibt, steht außer Frage, aber es muss vernünftige Fristen für die Nachrüstung der Fahrzeuge geben“, sagt Lunk. Auch Subventionen seien wünschenswert. Er könne sich nicht vorstellen, dass Handwerker von Fahrverboten betroffen seien. „Fleischer und Bäcker versorgen die Bevölkerung. Sie müssen ihre Waren in die Innenstadt liefern, das geht gar nicht anders“, sagt Lunk. Ziegler ist der Ansicht: „Das ist Panikmache nach typisch deutscher Mentalität.“ Handwerker mit „alten Dieselstinkern“ müssten eben nachrüsten und emissionsfreie Motoren seien natürlich die Zukunft. Doch das dürfe nicht planlos und überstürzt geschehen. „Was dient es der Erde, wenn jetzt alle alten Dieselfahrzeuge aus Deutschland am anderen Ende der Welt weiter die Luft verpesten“, fragt Ziegler. Er selbst fahre einen Diesel nach Euro 6 Norm. „Der hat tolle Abgaswerte, da habe ich kein schlechtes Gewissen“, sagt Ziegle.

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