Saarbrücken Vor ihm ist kein Falschparker sicher: „Anzeigenhauptmeister“ in Saarbrücken unterwegs

Der „Anzeigenhauptmeister“ macht bei Falschparkern keinen Unterschied. Selbst kleinste Vergehen wie ein Rad auf dem Bordstein we
Der »Anzeigenhauptmeister« macht bei Falschparkern keinen Unterschied. Selbst kleinste Vergehen wie ein Rad auf dem Bordstein werden von ihm Gemeldet. Das stößt auf Unmut, sowohl im Internet als auch in der Realen Welt.

Im Internet ist der selbst ernannte „Anzeigenhauptmeister“ binnen weniger Tage zum Star geworden - wenn auch im Negativen. Der 18-Jährige hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Falschparker anzuschwärzen. Eine Tour führte ihn dieser Tage in die Landeshauptstadt.

Der „Anzeigenhauptmeister“ aus Sachsen-Anhalt hat ein ganz spezielles „Hobby“: Er tingelt per Bus und Bahn durchs Land und meldet in den Städten, die er besucht, zahlreiche Falschparker dem Ordnungsamt. Nun wurde der 18-Jährige in Saarbrücken gesichtet - zugegeben, übersehen kann man ihn nicht, immerhin trägt er bei seinen „Dienstgängen“ leuchtend-grelle Warnjacken und -Hosen.

Im Internet ist der 18-Jährige seit einem Spiegel-TV-Beitrag vom 28. Februar, der mittlerweile knapp fünf Millionen Klicks hat, eine echte Berühmtheit. Zahlreiche Videos zeigen ihn nun auch, wie er in Saarbrücken alle paar Meter auf seinem Rad stoppt, das Handy zückt, Bilder von falsch parkenden Autos knipst und die Verstöße dem Ordnungsamt meldet. Die Palette der Ordnungswidrigkeiten, die der „Anzeigenhauptmeister“ den echten Park-Sheriffs meldet, ist groß, mal ein Auge zudrücken, das ist beim 18-Jährigen nicht drin: Autos die auf Bordsteinen parken über jene, die vor Einfahrten stehen, abgelaufene TÜV-Plaketten und und und. Die „Quote“ liegt in Saarbrücken wie in jeder anderen Stadt bei 15 Anzeigen pro Stunde.

„Spiegel TV“ hat mit seinem Beitrag einen jungen Mann zum Abschuss freigegeben. Und die Netzgemeinde hat sich genüsslich draufge
Kommentar

Zum Abschuss freigegeben

Rechtlich gesehen kein Problem

Der „Anzeigenhauptmeister“ hat an seinem Fahrrad zwar ein Schild mit der Aufschrift „Polizfi“ hängen, er selbst sei jedoch als Privatperson unterwegs. Grundsätzlich kann jeder Falschparker ans Ordnungsamt verpfeifen. Die Stadt Saarbrücken schreibt auf RHEINPFALZ-Anfrage, dass es diese Möglichkeit seit mehreren Jahren gibt. „Seit 2019 geht das auch online. Auf unserer Webseite steht ein Vordruck bereit, den Interessierte nutzen können“, heißt es aus dem Rathaus der Landeshauptstadt. Eine detailliert Statistik, wie viele Falschparker wegen einer privaten Anzeige in Saarbrücken ein Ordnungsgeld zahlen mussten, gibt es laut Stadtverwaltung nicht. „Grundsätzlich lässt sich aber beobachten, dass die Möglichkeit der privaten Anzeige immer häufiger genutzt wird.“

Während der 18-Jährige mit seinen Anzeigen rechtlich zwar im sicheren Raum umherschippert, so bleiben zahlreiche aggressive Reaktionen – sowohl im Internet als auch im realen Leben – nicht aus. In den Kommentarspalten gibt es Unmengen Kritik am Vorgehen des „Anzeigenhauptmeisters“, oft wird der 18-Jährige beleidigt und es gab auch schon körperliche Angriffe.

Manch Bürgermeister von Anzeigenflut nicht begeistert

Während die Stadt Saarbrücken kein Kommentar zum Besuch des „Anzeigenhauptmeisters“ in Saarbrücken macht, gibt es von Bürgermeistern anderer Gemeinden deutliche Negativ-Kommentare. Der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Gräfenhainichen ist von der Anzeigenflut seines Mitbürgers alles andere als begeistert. Das ständige Anzeigen sei Unfug, der „Anzeigenhauptmeister“ blockiere die Arbeit des Ordnungsamtes, und nur bei den wenigsten Anzeigen komme am Ende wirklich etwas bei rum. 4274 Anzeigen hat der 18-Jährige laut eigenen Aussagen im vergangenen Jahr insgesamt gestellt, die meisten in Leipzig (429) und Gräfenhainichen (905). Würden sämtliche Anzeigen mit den Strafen aus dem Bußgeldkatalog geahndet, wären das etwas über 140.000 Euro. Allerdings wurde nur Bruchteil der Anzeigen am Ende tatsächlich mit einem Bußgeld belegt.

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