Pirmasens Erinnern an die jüdischen Friedhöfe

Vor der Gedenktafel am Carolinensaal: OB Bernhard Matheis und Gerhard Heil (rechts) vom Arbeitskreis Geschichte der Juden.
Vor der Gedenktafel am Carolinensaal: OB Bernhard Matheis und Gerhard Heil (rechts) vom Arbeitskreis Geschichte der Juden.

Im Rahmen des „Gedenkprojektes für alle Opfer des Nationalsozialismus“ gibt es eine neue Gedenktafel im Pirmasenser Stadtbild zu entdecken. Gestern brachte Oberbürgermeister Bernhard Matheis eine Sachtafel zum Thema „Jüdische Friedhöfe“ an der Fassade des Carolinensaals an, die auf die drei jüdischen Friedhöfe der Stadt verweist.

Gemeint sind die jüdischen Friedhöfe an der Ottostraße, am Gefäller Weg und auf dem Waldfriedhof. Mittels QR-Codes auf den Gedenktafeln können Interessierte sich im Internet umfassender informieren. Darauf wies der Oberbürgermeister explizit hin. Denn es sei von enormer Bedeutung, Verfolgung sichtbar zu machen und die politischen Diskussionen von heute mitzuverfolgen, sie mit denen von damals zu vergleichen, um jeglichen Anfängen von Diskriminierung entgegenwirken zu können. Das zentrale Mahnmal stehe am Bahnhof, doch überall in der Stadt finde man inzwischen Tafeln an Orten und Fassaden, auch von Privathäusern, wo jüdisches Leben Teil der Stadt war, erklärte der OB vor rund 50 Interessierten aus Kirche, Politik und Schulen. Seit 1813 gibt es in Pirmasens einen jüdischen Friedhof, auf dem Waldfriedhof wurde 1927 ein jüdischer Friedhof angelegt, erinnerte Gerhard Heil vom Arbeitskreis Geschichte der Juden, der eine Einführung in die Thematik gab und auch als Zeitzeuge sprach. Als kleiner Junge habe er miterlebt, dass die Mutter von Freunden in der Nachbarschaft, mit denen sie zuvor gefeiert und gelacht hätten, deportiert wurde. Sie starb 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt. Unglaublich sei es für die Juden damals gewesen, deportiert zu werden, verstanden sie sich selbstverständlich als Deutsche, erläuterte Heil. Auf dem Soldatenfriedhof im Alten Friedhof gebe es auch Gräber jüdischer Soldaten, die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten. Die neue Gedenktafel hängt nun unweit der Stelle, wo früher der jüdische Friedhof in der Ottostraße war. Dieser wurde in der NS-Zeit praktisch komplett zerstört. Alle Grabsteine wurden entfernt und zum Teil als Baumaterial für den Straßenbau verwendet. Das Gelände wurde eingeebnet. Laut Heil soll es Zeugen geben, die von Leichenschändungen berichten konnten. Unter anderem soll mit den Totenköpfen Fußball gespielt worden sein. Nach dem Krieg konnten noch 17 Grabsteine gefunden werden, die zur Erinnerung an der Mauer aufgestellt wurden, die den jüdischen Friedhof vom Rest des Alten Friedhofs abgrenzt. Für Schulklassen, aber auch für Erwachsene werden künftig Führungen über die drei jüdischen Friedhöfe in Pirmasens angeboten. Nähere Informationen dazu gibt es unter den Telefonnummern 06331/842299 oder 06331/842832.

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