Pirmasens Berliner Galerist eröffnet Dependance

Die Warenwelt eines Discounters hat Michael Steiner zum Kulturraum umgestaltet.
Die Warenwelt eines Discounters hat Michael Steiner zum Kulturraum umgestaltet.

Seit einem Jahr lebt der Galerist Michael Steiner in Pirmasens im früheren Lidl-Supermarkt in der Winzler Straße und hat dort seine Galerie eingerichtet, die nun am Sonntag und Montag, 25. und 26. Juni, eröffnet wird. Auf den 430 Quadratmetern des früheren Discounters finden sich jetzt über 70 Gemälde internationaler Künstler, darunter einige namhafte Maler und auch ein für die Pirmasenser guter Bekannter. Steiner will künftig sechs Ausstellungen pro Jahr veranstalten.

Der Besucher wird von Walzerklängen begrüßt und betritt den früheren Verkaufsraum, den Steiner mit dutzenden Bücherwänden, Polstermöbeln und natürlich der Kunst komplett umgestaltet hat. Die auf Konsum getrimmte Warenwelt ist verschwunden. Ein Kulturraum entstanden. Wäre Michael Steiner Konzeptkünstler, er hätte mit einem schlauen Text und entsprechendem Marketing allein die Verwandlung des Raums zum Kunstwerk erklären können. Vor einem Jahr kam Steiner aus Gondelsheim bei Karlsruhe nach Pirmasens. Davor residierte er über 20 Jahre lang in einem Schloss bei Bad Rappenau, veranstaltete viele Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und sorgte für prominente Besucher in dem hohenlohischen Städtchen. Ulrich Wickert und Rezzo Schlauch kamen immer wieder mal vorbei. Mit Vaclav Havel pflegte Michael Steiner schon vor dem Mauerfall Kontakt. Dann kam der Wechsel nach Schloss Gondelsheim und nun aus den herrschaftlichen Gemäuern in das Winzler Viertel in Pirmasens, das früher mal bessere Tage gesehen hat. „Ein Freund hat mir erzählt, dass er hier einen leeren Supermarkt hat. Ich fühle mich wohl hier“, meint Michael Steiner, der sich jetzt in der Winzler Straße mit seinen Büchern, Schallplatten und der Kunst eingerichtet hat. Im Wintergarten neben dem Supermarkt erzählen dutzende Plakate von großen Ausstellungen, die er in Bad Rappenau, Gondelsheim und neuerdings Berlin veranstaltet hat. Pablo Picasso, Joan Mirò und Yves Klein sind die bekanntesten Namen. Der Spanier Cesar Manrique und der Chinese Yin Xin waren ebenfalls Künstler, die er in seiner Galerie begrüßen konnte. Pirmasens ist nicht das einzige Standbein von Michael Steiner. In Berlin-Charlottenburg betreibt er zusammen mit Hans Hechler die Galerie JeanMichel und unter der Marke, eine Zusammensetzung aus dem französischen von Hans und Michael, wird nun auch die Pirmasenser Galerie quasi als Dependance laufen. Die Galerieräume in Berlin sind deutlich feudaler als in Pirmasens, wo mehr der Charme der Subkultur und vor allem der riesige Raum reizen. Ein Raum, der übrigens aktuell mit angenehm kühlen Temperaturen lockt. „Es ist sehr bunt hier.“ Die Atmosphäre im Winzler Viertel mit den vielen Migranten, neben dem russischen Storm-Markt, gegenüber einer Dönerbude und billigen Klamottenläden gefällt dem früher im Schloss residierenden Michael Steiner. „Ich hab’s mit den Menschen“, erzählt Steiner, der 1971 in Regensburg mit einer Studentenkneipe startete, eine Galerie kam dazu, denn die Kunst hatte ihn schon immer fasziniert. Als junger Mann spielte er auch mit dem Gedanken, selbst zum Pinsel zu greifen, beließ es aber beim Handel mit Kunst. Viel gereist ist Michael Steiner und mit allen seinen Künstlern sei er auch befreundet, versichert der frischgebackene Wahlpirmasenser. So beispielsweise mit dem Künstler Thitz, der in der Ausstellung, die am Sonntag eröffnet, auch vertreten ist. Thitz kenne er schon lange, erzählt Steiner. Und die Pirmasenser kennen Thitz auch schon lange. War der Künstler (Markenzeichen: Unterschiedliche Schuhe und kein Vornamen) doch schon mehrfach in der Neuffer-Kunsthalle zu sehen.

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