Neustadt Neustadt: 8300 Quadratmeter Verkaufsfläche auf Hertie-Gelände

Die Spindel für die Auffahrt zu den beiden Parkdecks wird abgerissen. Die künftige Zufahrt führt unter der Hausfassade aus Alumi
Die Spindel für die Auffahrt zu den beiden Parkdecks wird abgerissen. Die künftige Zufahrt führt unter der Hausfassade aus Aluminium auf das Dach mit 165 Stellplätzen.

Vor einem Jahr hat die Devello AG das Hertie-Gebäude gekauft. Gestern präsentierte sie Fakten. Eröffnung soll im Frühjahr 2019 sein.

Der Investor

„Wir sind seit 20 Jahren spezialisiert auf die Entwicklung von Einzelhandelsimmobilien in Mittelstädten“, erklärte Jens Friedländer, Vorstand des Geldgebers Devello AG. Derzeit würden von ihm bundesweit in dem Segment 21 Baustellen bearbeitet. Er habe bislang mit Entwickler Klaus Appelhoff sehr unkompliziert zusammengearbeitet und habe sich deshalb von dem Projekt überzeugen lassen, „nachdem die Deutsche Bank sich auch beim Kaufpreis bewegt hat“. Friedländer betont, auf Partner aus der Region zu setzen. Eine der drei finanzierenden Banken sei die Sparkasse Rhein-Haardt. Friedländer hofft, dass die Baugenehmigung zum Jahreswechsel vorliegt und will so schnell wie möglich loslegen. „Jeder Tag kostet Zinsen.“ Die Bauzeit betrage 16 Monate. Die Investitionssumme bezifferte er mit 12 Millionen Euro. Der Entwickler Klaus Appelhoff glaubt trotz Online-Handel an die Zukunft von Kaufhäusern, „wenn sie die richtigen Waren und guten Service bieten“. Deshalb sei für ihn klar, dass er keinen Mietvertrag mit einem Discounter abschließe. „Als Seele des neuen Kaufhauses“, für das noch ein Name gesucht wird, bezeichnete Appelhoff die Firma Moses aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, die auf 5500 Quadratmetern in Teilen des Erdgeschosses und im Untergeschoss trendige Mode vertreiben wird. Moses-Inhaber Norbert Wittenberg wird als der Kaufhaus-Retter bezeichnet, weil er mehrere vergleichbare Immobilien reaktiviert hat. Eine Marktanalyse hat laut Appelhoff ergeben, dass es im Bereich Sport und Wandern eine Angebotslücke gibt. Deshalb habe ein bundesweit agierender Sporthändler einen Vertrag über 1200 Quadratmeter im Obergeschoss unterschrieben. Der Mieter wolle aus Wettbewerbsgründen noch nicht genannt werden. Der Bio-Markt Abraxas übernehme 900 Quadratmeter im Erdgeschoss und passe hervorragend in das Konzept: „Wir setzen hier auf Qualität und Service. Nur so können sie Kunden aus Mannheim, Speyer oder Landau anlocken.“ Im Erdgeschoss sollen sieben kleinere Einheiten geschaffen werden, die noch offen sind. „Die werden aus den Bereichen Schmuck, Optik, Beauty kommen. Wir sind in Gesprächen“, so Appelhoff, der seine Mieter im Mai oder Juni 2018 vorstellen will. Zwei Gastronomie-Angebote seien geplant, darunter eine Sportsbar im Obergeschoss. Der Architekt Der gebürtige Stuttgarter Jürgen Mayer (51) ist mit seinem Berliner Büro einer der international renommiertesten Architekten Deutschlands. Aufsehen erregte er unter anderem mit der Gestaltung der Metropol Parasol in der Altstadt der spanischen Stadt Sevilla. An dem Platz einer früheren Markthalle entstand die größte Holzkonstruktion der Welt. In Neustadt setzt Mayer auf Aluminium. „Der Baukern bleibt bestehen, wir entfernen nur die Betonaußenplatten für die energetische Sanierung. Wie eine Hülle oder eine Art Schleier setzen wir dann die Aluminium-Paneelen auf“, erklärt er seine Konstruktion. Er habe sich bei der Idee von den umliegenden Fachwerkbauten inspirieren lassen und wolle das Fachwerk-Muster in der Fassadengestaltung bewusst nachempfinden. Ihm schwebe helles, vielleicht weiß lackiertes Blech vor. Die endgültige Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen. Im Innern werde die Zwischendecke zum Obergeschoss teilweise herausgenommen und zwei Rolltreppen auch nach oben gebaut. Das alte Karstadt/Hertie-Gebäude hatte nur Rollentreppen in das Kellergeschoss. Glaselemente sollen auch das Tageslicht in die Verkaufsräume lassen. Der Oberbürgermeister „Ich bin sehr froh, dass ich diesen Tag noch im Amt erleben darf“, sagte Oberbürgermeister Hans Georg Löffler, der zum 31. Dezember in den Ruhestand geht. Die Verwaltung habe sehr viel Arbeit investiert, die sich nun auszahle. Er selbst sei zweimal bei der Deutschen Bank in Frankfurt gewesen, um den Verkaufspreis zu drücken. Das Stadtplanungsamt hätte einige Nachtschichten eingelegt und sich sehr für das Projekt engagiert. Der Stadtrat müsse nun entscheiden, ob beide Bachgängel-Parkplätze – westlich und östlich der B 39 – an den Betreiber verpachtet werden. Damit will Appelhoff die Anzahl seiner Kundenparkplätze auf 322 erhöhen.

ArchitektJürgen Mayer
ArchitektJürgen Mayer
KlausAppelhoff
KlausAppelhoff
Das Metropol Parasol in Sevilla.
Das Metropol Parasol in Sevilla.
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