Neustadt Mit den Ohren spielen

Das Schlagzeug ist seine Leidenschaft, doch die Dosierung muss stimmen: „Mit dem Schlagzeug ist es wie mit dem Salzen“, sagt Dan
Das Schlagzeug ist seine Leidenschaft, doch die Dosierung muss stimmen: »Mit dem Schlagzeug ist es wie mit dem Salzen«, sagt Daniel Fleischmann, »wenn man zuviel reingibt, ist das Gericht verdorben«.

«Neustadt-Geinsheim.» Daniel Fleischmann ist Schlagzeuger aus Leidenschaft. Seit acht Jahren wohnt der gebürtige Speyerer in Geinsheim, hat dort sein eigenes Aufnahmestudio, spielt in diversen Formationen, liefert Sounds für Musikproduktionen und begleitet auch gerne mal Chöre mit seinem vielseitigen Instrumentarium.

Das Schlagzeug hat Daniel Fleischmann schon als kleinen Knirps fasziniert. „Wenn ich vor einer Bühne stand, wollte ich eigentlich nur zum Schlagzeug. Ließ man mich, habe ich losgelegt. Zu Hause hat mir meine Mutter Kochtöpfe und Kochlöffel zur Verfügung gestellt“, erinnert sich der 42-Jährige mit Schmunzeln. Seine Eltern wollten, dass er zuerst ein Melodie- oder Akkordinstrument lerne, so habe er Keyboard-Unterricht erhalten. Der Durchbruch kam beim „Tag der offenen Tür“ in einem Speyerer Musikhaus. „Ich habe dort den ganzen Tag bei den Percussions verbracht, mir unzählige Prospekte mitgenommen. Vom Geld aus meinem ersten Ferienjob konnte ich mir dann ein Schlagzeug kaufen.“ Unterricht hatte er bei der Musikschule, besuchte aber auch alljährlich Trommlercamps im Sommer. „Ich hatte ganz früh schon tolle Lehrer in diesen Kursen im Schwarzwald, in Bonndorf, da waren Leute der Weltelite dabei, darunter der Brite Simon Phillips oder ein Schlagzeuger der Band ,Santana’.“ Über die Jahre seien so viele Kontakte entstanden, manche bestünden bis heute. Auch die Eltern und Nachbarn hätten das stundenlange Üben gelassen hingenommen, so der Musiker, der nach dem Abitur am Schwerd-Gymnasium in Speyer eine Verwaltungslaufbahn einschlug und inzwischen hauptberuflich bei der Stadt Speyer beschäftigt ist. Sein wichtigstes Motto: „Mit den Ohren spielen“. Angefangen habe dieser Prozess beim Nachspielen von Rhythmen zu bekannten Songs aus Pop und Jazz. „Ich habe dazu getrommelt, gleichzeitig aber ganz besonders am eigenen Sound gearbeitet. Was ich spiele, soll nicht wie jemand anderes klingen, und mit der Zeit wächst der eigene Sound, die eigene rhythmische Interpretation.“ Es gebe so viele Möglichkeiten, die Klangkörper anzuspielen, mit Besen, Rods oder Filzkopfschlegel. „Man kann den Sound von allen möglichen Percussion-Instrumenten auch am ganz normalen Schlagzeug erzeugen. Mir ist es wichtig, meine Klangvorstellung, die auch durch viel Musikhören entstanden ist, auf dem Instrument umzusetzen“, so Fleischmann. „Ich war ein eher lausiger Orgelspieler“ erzählt er, „die Musik, die ich im Kopf habe, kann ich mit dem Schlagzeug besser ausdrücken. Für mich ist es kein reines Schlagwerk, sondern ein Melodieinstrument.“ Gleiches vermittelt Fleischmann auch seinen Schülern oder den Teilnehmern seiner Cajón-Workshops, an denen oft bis zu 30 Personen teilnehmen. „Die Leute brauchen keine Vorkenntnisse, sie erfahren in kürzester Zeit, wie man durch unterschiedliche Schlagtechniken Playsongs optimal unterstützt. Die Kunst der Musik liegt im Detail.“ Der nächste Termin ist am 19. Oktober in der Halle 101 in Speyer. Gerne wird Fleischmann als rhythmischer Begleiter gebucht, so von Chören wie kürzlich dem Gesangverein Lachen zum Jubiläum in der Turnhalle. Mit Chorleiter Bernd Camin (Lindenberg) hat er auch bei anderen Formationen immer wieder Auftritte. „Ich sehe mich stets als Supporter, also Unterstützer der jeweiligen Musik.“ Seinen Schwerpunkt legt er auf die Vielseitigkeit der dynamischen Bandbreite und betont, dass man auf dem Schlagzeug auch ganz leise spielen könne, dennoch aber den durchgängigen Takt unterstütze. „Mit dem Schlagzeug kann man vieles kaputt machen, das ist wie beim Salzen von Speisen, wenn man zu viel reingibt, dann ist das Gericht verdorben.“ In seinem „Einraumstudio“ in Geinsheim, einem umgebauten Kuhstall, gibt es hin und wieder Aufnahme-Sessions mit anderen Musikern, häufiger sei aber der moderne Weg über versendete Digitaldateien. Zu seinen Partnern gehören der namhafte Keyboarder und Komponist Peter Seiler, der Singer-Songwriter Ulli Zehfuß aus Speyer oder das „Ohrwurm-Quartett“ mit seinen mediterranen Klängen. Mit den beiden Letztgenannten steht er auch immer wieder auf der Bühne. Besonders bewegt Fleischmann aber die Zusammenarbeit mit Aeham Ahmad, einem palästinensisch-syrischen Pianisten, der durch seine Auftritte im Flüchtlingslager Jarmuk als „Pianist in den Trümmern“ während des Bürgerkriegs in Syrien international bekannt wurde. „Er spielte mit seinem Klavier dort so lange in den zerbombten Straßen gegen den Krieg an, bis man sein Instrument mit Benzin übergoss und er flüchten musste“, erzählt Fleischmann. Heute lebt Ahmad in Deutschland. „Ich habe einen Heidenrespekt vor diesem Menschen, der mit seinem kulturellen Schaffen Zeichen setzt gegen Gewalt und Krieg.“ Noch Fragen? Weitere Informationen über Daniel Fleischmann auf seiner Homepage www.danielfleischmann.de.

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