Neustadt Es sprießt, blüht und wuchert

Formschön: „Blüten“ von Lea Lenhart, Objekt aus Glas, Plastik und Perlen.
Formschön: »Blüten« von Lea Lenhart, Objekt aus Glas, Plastik und Perlen.

«Neustadt». Es sprießt, blüht und wuchert dieser Tage in der Neustadter Galerie Upart, denn Galeristin Ingrid Bürgy-de Ruijter hat wieder einmal eine ihrer sorgsam kuratierten Gruppenausstellungen mit Künstlerinnen (und auch drei Künstlern) ihres Hauses zusammengestellt, und die trägt den schönen Titel „Blühen“. Entsprechend mutet der Rundgang wie eine Expedition in bunte, exotische Gefilde voller nie gesehener Schöpfungen an. Es handelt sich allerdings um eine Natur, die ihre Künstlichkeit nicht verleugnet, sondern lustvoll damit spielt.

Langweilig sind die Ausstellungen in der Galerie Upart ja nie – so viele buntes Futter für die Augen wie diesmal ist allerdings doch etwas Besonderes. Die künstliche Natur hat alle Räume förmlich ergriffen, die Wände mit zumeist großformatigen Gemälden, Mischtechniken, Installationen oder Fotografien in Besitz genommen und auch die Mitte der Räume oft genug „besetzt“ mit plastischen Kreationen, die eines auf keinen Fall sind: konventionell. Gleich im Foyer etwa zieht eine rund sechs Meter lange Wandinstallation aus hellem Stoff, bearbeitet in einer speziellen japanischen Batiktechnik, die Blicke auf sich. Sie stammt von Daniela Bergschneider, Textildesignerin aus Paderborn, und wuchert sich wie ein gigantischer Baumpilz diagonal die Wand entlang. Schon hier wird deutlich, „Blühen“ ist nicht unbedingt im Sinn von Blütenseligkeit zu verstehen, auch wenn sich im gleichen Raum auch noch ein eher klassischen Rosen-Stillleben in Öl von Olaf Quantius findet, das aber immerhin in technischer Hinsicht überrascht: Denn der Bildträger ist eine Wolldecke. Handwerkliche Aspekte spielen traditionell bei vielen Künstlerinnen aus dem Upart-Programm eine große Rolle: Von Sabine Fassl etwa, die sich in ihren textilen Objekten schon von jeher bevorzugt mit dem Verhältnis von Natur und Kunst beschäftigt, sind diesmal drei großformatige, gelbe Blütengebilde aus Kunststoff-Packband, Plastik-Papierkörben und Abflussrohren zu sehen. Die Münchnerin Alexandra Hendrikoff zeigt unter anderem eine ihrer filigranen Kunstblüten aus Seidenpapier und Naturmaterialien. Und von Lea Lenhart steht auf einem Sockel ein farbenfreudiges Objekt aus eigenhändig bemalten Glasblüten, die sanft an ihren perlenbesetzten Plastikhalmen vibrieren, wenn sie der Wind streift. Beim Blick an die Wände weiß man als Betrachter gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Der Neustadter Thorsten Treiber, Untermieter der Galerie Upart in der Villa Knoeckel, zeigt mehrere imposante Beispiele seiner großformatigen Makroaufnahmen von Korallen aus seinem privaten Meerwasser-Aquarium. Nicola Hanke hat in einem großen Ölgemälde ein floreales Stoffmuster in Malerei übertragen, zitiert also im Grunde ein an sich schon künstliches Naturzitat nochmals. Reale und künstliche Natur verbindet auch Dagmar Hugk in einem wandfüllenden Fotoabzug aus ihrer Serie „Invader“: Fantasy-Natur auf Goldgrund. Einen weitaus direkteren Zugriff auf die Natur sucht da die Mainzerin Juliane Gottwald in ihrer mit breitem Strich auf die Leinwand gebrachten Riesentulpe in dunklem, sinnlichem Rot. Und bei dem von barocken Stillleben inspirierten Wiesenstück mit Fröschen, Schnecken, Schmetterlingen, das die Karlsruherin Annett Bienhaus ganz frisch aus dem Atelier angeliefert hat, glaubt man förmlich mit der Hand über die Halme streichen zu können, so naturalistisch wirkt alles. Was gibt es noch? Vieles! Von Tatjana Busch zum Beispiel, die derzeit gerade im Begleitprogramm der Biennale im Palazzo Bembo ausstellt, gibt es zwei lackierte Aluminiumblech-Skulpturen, die ein wenig wie zerknülltes Papier aussehen. Susanne Thiemann, von Haus aus Korbflechterin, zeigt eines ihrer ebenso witzigen wie kunstvollen Objekte aus Plastikkordeln. Die Hamburgerin Gabriele Basch, erst im April/Mai in einer Doppelausstellung mit einer Kollegin bei Upart präsent, ist mit einem farblich sehr wirkungsvollen Gemälde und einem ihrer lackierten Cutouts vertreten. Auch Ann Katrin Schreiner ist wieder mit neuen Scherenschnitten mit von der Partie, und das sind bei weitem noch nicht alle. Insgesamt hat Ingrid Bürgy-de Ruijter Werke von 24 Künstlerinnen und Künstlern zusammengetragen – da sollte eigentlich für jede(n) aufgeschlossene(n) Kunstfreund(in) etwas dabei sein. Die Ausstellung Die Ausstellung „Blühen“ wird am Sonntag, 25. Juni, gleichsam fließend, von 11-16 Uhr, in der Galerie Upart, Quellenstraße 32, in Neustadt eröffnet und läuft bis 30. September. Öffnungszeiten: mittwochs und donnerstags 15–19 Uhr, sonntags 15-18 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Blütengebilde von Sabine Fassl, hinten links „Tulpe“ von Juliane Gottwald und rechts ein vergrößertes Blüten-Polaroid von Peter
Blütengebilde von Sabine Fassl, hinten links »Tulpe« von Juliane Gottwald und rechts ein vergrößertes Blüten-Polaroid von Peter Ripka.
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