Neustadt Ein Kindertraum auch für die Eltern

«Hassloch». Ein bisschen gelenkig muss man schon sein, um sich das hölzerne Gartenhaus der Familie Hauss in der Langgasse in Haßloch anzuschauen, das am Samstag als eines von zwei Beispielen aus unserer Region zum „Tag der Architektur“ seine Tore öffnet. Allerdings besteht für Eltern, die ihre Kinder mitbringen, eine vielleicht sogar noch größere Gefahr: die, dass auch der eigene Nachwuchs ein solches Holzhaus einfordert, wie es das Architektenpaar Anja und Christian Hauss hier für seine beiden zehn und sechs Jahre alten Kinder geschaffen hat.

Allerdings hat das zweigeschossige Gartenhaus durchaus auch eine praktische Funktion: Es erschließt den Garten, den die Familie von der protestantischen Kirchengemeinde angemietet hat, vom eigenen Haus in der Parkstraße aus. Zwar haben die Hauss’ dort auch einen eigenen Garten, doch der biete keinerlei Aufenthaltsqualität, sagt Anja Hauss. Denn in ihm breitet sich ein Anbau an das Haupthaus aus, in dem die Mitarbeiter des Architekturbüros ihrer Arbeit nachgehen. Dieser Anbau ist auch der Grund, warum es keinen direkten Zugang vom Anwesen der Familie Hauss zu dem angemieteten Gartengrundstück gibt. Deshalb muss man den Weg über das Flachdach des einstöckigen Anbaus nehmen, und hier erleichtert nun das im vergangenen Jahr errichtete Gartenhaus mit seiner Metallwendeltreppe den Zugang. Bevor es das Gartenhaus gab, das vom Flachdach aus über einen Holzsteg erreichbar ist, hätte man über zwei Meter in den Garten herunterspringen oder sich abseilen müssen – beides nicht unbedingt zu empfehlen. So geht man jetzt über das Dach und den Steg in das Gartenhaus, das im Obergeschoss einen Spielraum mit Hühnerleiter, Galerie und Balkon für die Kinder und im Erdgeschoss ein Gerätelager beherbergt. Eine Loggia gibt den Blick in den Garten frei. Die Auskragung des Gebäudes dient außerdem zur Überdachung eines Sandkastens. Von diesem beschatteten Spiel- und Aufenthaltsbereich aus gelangt man dann in den eigentlichen Garten, der durch mehrere kleine Hochbeete gegliedert ist. Von seiner Konstruktion her ist das Gartenhaus an das Nebengebäude des Hauss’schen Anwesens quasi angedockt und steht auf Holzständern. Das hauptsächlich verwendete Material sind Birkenholz-Spanplatten, auf die als optische Akzente dunkelbraune Siebdruckplatten gepresst wurden. Diese dienten zugleich zur Aussteifung, erklärt Anja Hauss. Das Satteldach des Häuschens wiederum nimmt als Zitat die Form des Wohnhauses auf. Der Boden und einige weitere Teile seien aus unbehandeltem Lärchenholz und würden mit der Zeit verwittern, so die Bauherrin. An der Westseite hat dieser Prozess bereits begonnen. Durch mehrere Öffnungen dringt Licht und Luft ein. Aber nicht nur aus diesem Grund verwenden Anja und Christian Hauss für das Bauwerk den etwas sperrigen Begriff „temporäres Gartenhaus“, unter dem es auch auf der Homepage zum „Tag der Architektur“ vorgestellt wird. Die Existenz des Gebäudes ist auch aus juristischen Gründen begrenzt: Die Baugenehmigung, die erforderlich war, da es außerhalb der im Bebauungsplan vorgesehenen bebaubaren Fläche errichtet ist und den vorgeschriebenen Abstand zum Nachbargrundstück nicht einhält, wurde von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim nämlich nur temporär erteilt, allerdings ohne zeitliche Befristung. Der Mietvertrag mit der Kirchengemeinde für den Garten läuft dagegen auf zehn Jahre, mit der Möglichkeit zur Verlängerung. Die Familie Hauss könnte sich durchaus vorstellen den Garten zu erwerben, wenn er einmal zum Verkauf stünde. Das Verhältnis zum Vermieter ist aber auch so schon so gut, dass die Kirchengemeinde den Besuchern am Samstag ausnahmsweise den Zugang über ihr Gelände von der Langgasse aus gestattet. Termin Das temporäre Gartenhaus der Familie Hauss in Haßloch ist zum „Tag der Architektur“ am Samstag von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Zugang erfolgt über den Hof des Grundstücks Langgasse 109. Der Eintritt ist frei.

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