Neustadt Der Zehnt aus dem bischöflichen Weinberg

Mit dem aktuellen Weinzehnt aus Kirrweiler schließt sich ein Kreis: Das neue Bistum Speyer feiert sein 200-jähriges Bestehen und die symbolische Naturalabgabe kommt aus dem ehemaligen Zehntkeller des alten Bistums, dem heutigen Weingut Schlössel.

Eine 2016er Grauburgunder Spätlese trocken von Martin und Daniel Schwaab, in Blindverkostung ausgewählt, darf das Etikett mit den Farben des Hochstifts und dem Wappen des Bistums Speyer tragen. Winzermeister Daniel Schwaab freut sich für seinen Wein wie über die erneute Ehre. Anlässlich des 800. Jahrestags der Domweihe durften die auf dem Areal der historischen Marienburg begüterten Schwaab-Familien mit einem gemeinschaftlich erzeugten Wein den Domnapf füllen. In jenem Jahr 2011 ließ Ortschef Rolf Metzger auch den historischen Weinzehnt neu aufleben. Immer vor dem gleichnamigen Weinfest rollt eine Weinfuhre aus Kirrweiler nach Speyer. Die amtierende Weinhoheit und der Ortspfarrer sitzen mit in der Kutsche, wenn eine Abordnung der Gemeinde – nach altem Brauch mit Pferd und Wagen – den Weinzehnt nach Speyer bringt. Am Freitag, 23. Juni, ziehen die Frauen und Männer in Winzerkluft wieder mit Musik und Fahnen vom Festplatz zum Kaiserdom. Dort nehmen Bischof Karl Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens um 15 Uhr ihren Weinzehnt in Empfang. Auch das Volk kommt wieder in den Genuss des Weinzehnts. Wie Ortsbürgermeister Metzger informiert, gehört dem Bischöflichen Stuhl sogar heute noch ein Weinberg in Kirrweilerer Gemarkung. Der jeweilige Weinzehnt berechne sich daher als zehnter Teil der dort erzielten Weinernte. Daher variiert die Flaschenmenge je nach Jahrgang. Aktuell dürfen Bischof und Weihbischof sich über jeweils 136 Flaschen freuen. Bewusst ist der Weinzehnt immer ein Grauburgunder, die trocken ausgebaute Variante des Ruländers. Wegen des Bezuges zur Ruländerstadt Speyer, wo der Kaufmann Seger Ruland einst die verwilderten Reben in seinem Garten fand.

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