Neustadt Ankommen in der neuen Heimat

Saya Mousa (rechts) ist die Hauptdarstellerin im Film „Neustart in Neustadt“, der in Dokumentar- und Spielszenen von einer 14-jä
Saya Mousa (rechts) ist die Hauptdarstellerin im Film »Neustart in Neustadt«, der in Dokumentar- und Spielszenen von einer 14-jährigen Syrerin erzählt, die ohne Eltern in die Pfalz kommt. Maximilian Müller (links) und Charlotte Schröder unterstützen sie hier bei der Tonaufnahme.

«Neustadt». Eine exemplarische Flüchtlings- und Integrationsgeschichte mit viel Lokalkolorit erzählt der Film „Neustart in Neustadt“, den die Regisseure Piyale Kılıç-Wendel und Ali Mousa in den vergangenen Monaten zusammen mit Jugendlichen und Erwachsenen im Rahmen eines CJD-Projekts in Neustadt gedreht haben. Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Syrerin Saya, die mit ihrem älteren Bruder ganz allein als Flüchtling nach Neustadt kommt. Der Film wird am Mittwoch im Roxy-Kino erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

„Neustart in Neustadt“ ist wie eine Dokumentation aufgebaut, enthält aber auch Spielfilmszenen. Die Geschichte ist zwar fiktiv, aber authentisch – nicht zuletzt, weil Hauptdarstellerin Saya Mousa selbst als Flüchtling aus Syrien nach Neustadt kam, wenn auch in Begleitung ihrer Eltern. „Wir möchten durch die Dokumentation die Hintergründe solch einer Geschichte verdeutlichen und sie durch Emotionen ehrlicher gestalten“, betont Piyale Kılıç-Wendel. Die Geschichte solle der deutschen Bevölkerung Einblicke in das Leben einer Jugendlichen gewähren, die ohne elterlichen Schutz die Flucht nach Deutschland wagt. Sayas Eltern befinden sich im Film noch in Syrien. Das Mädchen versucht trotzdem, sich ihren Alltagsproblemen in der für sie völlig neuen Umgebung zu stellen, doch ihr gelingt ohne Unterstützung sehr wenig. Beispielsweise kommt sie zu spät in den Schulunterricht und verpasst dadurch sehr viel Wichtiges. Die Handlung wurde an verschiedenen Orten in Neustadt gedreht. Saya geht zur Schule, wohnt alleine mit ihrem Bruder in einer zugewiesenen Wohnung und möchte auf dem „Fest der Kulturen“ anderen einen kurdischen Tanz beibringen. Durch den Tanz versucht sie zu zeigen, wie glücklich sie über ihre Aufnahme ist. Sayas große Hoffnung ist es, ihre Eltern nach Neustadt nachzuholen, um gemeinsam eine neue Existenz in Sicherheit und Freiheit aufbauen zu können. Die Idee zu dem Filmprojekt hatte Piyale Kılıç-Wendel im Sommer 2016. Sie entschloss sich zu einer Kooperation mit dem Christlichen Jugenddorf (CJD), das bereits verschiedene andere kulturelle Integrationsprojekte unterstützte. Schlussendlich fanden sich 19 Menschen – Geflüchtete und Einheimische, Erwachsene, aber vor allem Jugendliche –, die an dem Projekt mitwirken wollten. Ali Mousa, Leiter der Theatergruppe „Hoffnung“ und Vater der Hauptdarstellerin, beteiligte sich an der Planung und brachte zudem noch acht Mitglieder seiner Theatergruppe mit. Im Vordergrund stand für Piyale Kılıç-Wendel, dass die Gruppe das Projekt mit eigenen Ideen ausarbeiten sollte. „Motivation, Engagement, das Verfolgen einer Vision und Respekt waren wichtige Bereiche unseres Schaffens“, erklärt die Regisseurin. „Ich habe mich wie zu Hause gefühlt.“ Regisseur Ali Mousa, bereits in Syrien als Theater-Regisseur tätig, sieht im Herausarbeiten von Emotionen den Schlüssel zum Erfolg eines solchen Projekts. Nur durch diese könne man den Zuschauer wirklich erreichen und ihm aufzeigen, wie wichtig das Thema Integration für die Gesellschaft ist. Besonders wichtig seien dabei die Gespräche innerhalb der Gruppe gewesen, sagt Leon Weller, einer der Schauspieler und auch bereits Mitglied der Theatergruppe „Hoffnung“. „Ich habe mich sehr wohlgefühlt. Wir konnten uns immer gut über unsere Vorstellungen austauschen.“ Sayas Versuch sich zu integrieren und die Haltung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ihr gegenüber seien authentisch, sagt Peter Seibel vom CJD. Ziel sei es, durch den Film aufzuzeigen, wie Integration gelingen kann. Das sieht auch Kılıç-Wendel so: „Der Fokus muss auf Gemeinschaft liegen, denn dadurch löst man Probleme zügiger und besser.“ Termin „Neustart in Neustadt“ feiert am Mittwoch, 28. Juni, um 17.30 Uhr im Neustadter Roxy-Kino Premiere. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an die gut 30-minütigen Vorführung stehen Projektkoordinator Peter Seibel vom CJD sowie die Regisseure Piyale Kılıç-Wendel und Ali Mousa für Fragen zur Verfügung.

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