Neustadt Alle fühlen sich pudelwohl

Entdecke dich selbst: Thomas Brenner (links) war in der Woche nicht nur fotografisch tätig, sondern hat auf dem Balkon der Villa
Entdecke dich selbst: Thomas Brenner (links) war in der Woche nicht nur fotografisch tätig, sondern hat auf dem Balkon der Villa Böhm auch noch eine Installation aus 2400 Spülschwämmen aufgebaut. Titel: Demokratie.

«Neustadt.»„Es ist unglaublich viel entstanden“, sagt Ralph Gelbert: Er ist – wie seine zehn Kollegen – restlos begeistert von der vierten Auflage des internationalen Neustadter Künstlersymposiums, das morgen mit der Abschlussausstellung und einem Familientag rund um die Villa Böhm endet.

Eine Woche lang haben Künstler zahlreicher Genres in der Villa gearbeitet und gemeinsam in einem Hambacher Weingut gewohnt: „Die Truppe ist von Tag zu Tag mehr zusammengewachsen“, sagt Gelbert, der als künstlerischer Leiter gebucht war, aber auch selbst in der Villa tätig geworden ist: Auf der Veranda hat er eines seiner großformatigen informellen Bilder gemalt. „Dem Flow kann man sich nicht entziehen“, meint er. Fleißig waren freilich auch seine Kollegen noch am Tag des offenen Ateliers am Donnerstag und während der Atelierführung am Freitag: „Es ist schon ein gewisser Druck, alles hinzubekommen, was man sich vorgenommen hat“, sagt Thomas Brenner, der sich gleich fünf Themen mit Neustadter Bezug für seine inszenierten Fotografien ausgesucht und nebenbei auch noch eine Installation mit 2400 Spülschwämmchen auf einem der Balkone der Villa aufgebaut hat. „Das Interesse der Leute ist riesig“, freut sich Wolfgang Dinges, der Leiter der Kulturabteilung der Stadt, die das Symposium organisiert hat: „Allein beim Tag des offenen Ateliers hatten wir fast 500 Besucher“, berichtet er. Es seien Kunstinteressierte aus Karlsruhe und Frankfurt gekommen, bestätigt Gelbert, der von der „Super-Stimmung“ schwärmt, die die Woche über geherrscht habe. „Bei einem Besuch in Speyer am Himmelfahrtstag haben wir durch Zufall noch einen bischöflichen Segen abbekommen, das hat das Gemeinschaftsgefühl noch ein wenig beflügelt.“ „Es ist fantastisch hier“, sagt auch Caroline Masterson, die sich während der Woche mit ihrem Projekt „Was macht es aus, ein Mensch zu sein“ befasst hat: Entstanden sind sieben Menschenbilder aus allen Kontinenten: „Sie sind alle unterschiedlich, obwohl sie doch die gleiche DNA haben“, erklärt die Irin, die zuletzt den „happy german“ gemalt hat: „Die Leute sind so fröhlich hier“, meint sie. Auf eine etwas andere Art hat sich der Bildhauer Alex J. Wood von der Pfalz inspirieren lassen: Den Kerwebaum in Deidesheim, den er bei einem gemeinsamen Besuch zunächst für einen etwas verfrühten Weihnachtsbaum gehalten hatte, hat er bildnerisch verewigt, eines seiner skurrilen Fahrzeuge mit einem Kuckucksuhr-Motiv versehen – und weil sein eigentliches Sujet ja die Fliegerei ist, auch eine Rakete aus Pappmaché gebaut. „Ich habe von hier jede Menge Ideen mitgenommen, die meine Arbeit daheim beeinflussen werden“, meint der Londoner. Auch Ransome Stanley schwärmt von der Arbeit in der Villa: „Die vielen Ornamente haben mich inspiriert“, meint er zu seinem großformatigen Ölbild, an dem er die Woche über parallel zu kleineren Zeichnungen gearbeitet hat. Weit gediehen ist auch das „Pass-Projekt“ des aus Bosnien-Herzegowina stammenden Mladen Bundalo: 24 Blätter wird er zur Abschlussausstellung präsentieren – nicht ganz so viele wie sein Pass Seiten hat: „Aber es ist ein Anfang“, meint er: Bis Seite 36 wolle er sich nach dem Symposium im heimischen Atelier in Belgien vorarbeiten. „Das tolle Team hier hat viel dazu beigetragen, dass ich so weit gekommen bin“, sagt Bundalo. Auch Breda Burns ist zufrieden: Etliche Bilder hat sie während der Woche fertiggestellt, sich von der Natur rund um Neustadt für ihre abstrakten Arbeiten inspirieren lassen: „Die Landschaft hier ist fantastisch“, ist die Irin begeistert. Nicht in, sondern vor der Villa arbeitet Adriaan Diedericks derweil mit Hochdruck an seiner Sandsteinskulptur: „Der erste Sandstein der geliefert wurde, hatte einen Riss“, erklärt er und lobt die Infrastruktur rund um das Symposium: „Innerhalb eines Tages haben wir im Haardter Steinbruch Ersatz besorgen können“, berichtet der Südafrikaner und hofft, nun bis morgen noch ganz fertig zu werden. Termin Abschlussausstellung und Familientag morgen, Sonntag, 20. August, 11 bis 18.30 Uhr in der und um die Villa Böhm.

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