Ludwigshafen Alexanders Liebe

Gestern haben die 29 Jungschriftsteller ihr Buch vorgestellt – und auch ein klein wenig von der Handlung verraten. Diese spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in Ludwigshafen. Damals wurde die Stadt zu einem Zentrum der deutschen Industrie – mit einschneidenden Folgen für die Menschen, die hier lebten und arbeiteten. Aber nicht nur Erwachsene mussten mit diesen Veränderungen klarkommen. So verliebt sich der junge Alexander, eine der Hauptpersonen des Romans der 7c, in die Tochter seines Arbeitgebers. Der sitzt in einer der obersten BASF-Etagen und ist dagegen, dass das Mädchen mit dem jungen Mann zusammenkommt. Denn Alexander stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Die Protagonisten müssen um ihr Glück kämpfen. 29 Autoren nehmen an dem Projekt teil – außerdem ihre Betreuer und Mäzene, die gestern in einem Klassenraum des Gymnasiums zusammenkamen, der an zwei Wänden mit bunten Karteikarten übersät war. Jeder Farbe, die sich quer durch die einzelnen Kapitel zieht, waren bestimmte Felder zugeordnet. So wissen die Schüler, wie die Handlung verläuft, ob sie linear erzählt wird, wo sie stattfindet. Und sie wissen auch, welches die weiteren Arbeitsschritte in der Entstehung des Buches sind. Erarbeitet haben die Siebtklässler diese Arbeitsschritte, einschließlich Inhalt und Anzahl der einzelnen Kapitel, unter der Federführung ihrer Deutschlehrerin Gabriela Weber-Schipke, die ihrerseits für Verstärkung und professionelle Unterstützung gesorgt hat: Zum einen ist die Freie Schriftstellerin Carola Kupfer mit im Boot. Sie war gestern anwesend, hat viele Jahre in der Pfalz gelebt, kennt Ludwigshafen und hat mehrere – vor allem historische – Romane geschrieben, zuletzt „Die französische Erbschaft“ (seit einigen Wochen im Handel). Zweite tragende Säule und Garant für das Erscheinen des Liebesromans ist Wolfgang Schröck-Schmidt, Historiker und Verleger aus Oftersheim, Autor von Romanen und Schriften zur Geschichte der Kurpfalz. Sein Verlag hat in den vergangenen vier Jahren zehn solcher Schüler-Romane veröffentlicht und einige Preise gewonnen – etwa den bei Schulen geschätzten Würth-Bildungspreis des Landes Baden-Württemberg. Schröck-Schmidt hat, wie er sagte, auch für die Finanzmittel gesorgt („Wir haben ein ausgeklügeltes Marketingprojekt“), die das Erscheinen des etwa 160 Seiten umfassenden Buches – voraussichtlich Juni 2015 – ermöglichen sollen: 1000 Exemplare werden gedruckt. Unterstützung kommt schließlich aus der eigenen Schule von fast einem Dutzend Zwölftklässlern eines Deutsch-Leistungskurses. Sie gehen mit den Autoren regelmäßig das fertiggestellte Material durch. Auf die Schüler kommt in den nächsten Monaten aber mehr zu, als schreiben, Einband entwerfen und fürs Buch werben. Die Recherche sei recht aufwendig, sagte Gabriela Weber-Schipke, seit 1989 Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Italienisch am Carl-Bosch-Gymnasium. Dies bestätigten die Schüler und berichteten von ihrem Besuch im Stadtmuseum – um sich eine Vorstellung von Ludwigshafen vor etwa 150 Jahren zu machen. „Die Stadt war klein“, ist eine Erkenntnis „und manche Straßenzüge gibt es noch heute“. Um zu wissen, wie die Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gekleidet waren und wie etwa die Wohnungen der „Aniliner“ damals ausgesehen haben, wollen sich die im Durchschnitt zwölf Jahre alten Literaten auch im BASF-Archiv und in dem der Stadt umsehen. Noch liegt eine geheimnisvolle Wolkendecke über dem Roman. Dessen Titel wurde nicht verraten. Auch wurde nicht mitgeteilt, ob es ein Happy End gibt. Einer der bei Schröck-Schmidt erschienenen Schüler-Romane hat nämlich ein überraschend ungewöhnliches Finale. Ob die Ludwigshafener Geschichte ähnlich endet – das bleibt das Geheimnis der 7c des Carl-Bosch-Gymnasiums.

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