Ludwigshafen Protest gegen Amazon-Pläne

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In Ruchheim formiert sich Protest gegen die Pläne von Amazon. Der Versandhändler will nächstes Jahr im benachbarten Industriegebiet Am Römig in Frankenthal-Eppstein ein Logistikzentrum in Betrieb nehmen. Einige Ludwigshafener Politiker befürchten eine zusätzliche Verkehrsbelastung für das gesamte Umland. Die Grünen fordern eine Sondersitzung des Stadtrats.

Jubel auf der einen, Zweifel auf der anderen Seite: Während der Frankenthaler Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) mit Blick auf die 1000 von Amazon versprochenen Jobs und die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen nach Abschluss des Mietvertrags von einer großen Nummer und einem Gewinn fürs Mittelzentrum Frankenthal und die ganze Metropolregion spricht, befürchten Politiker im benachbarten Ruchheim vor allem eins: eine zusätzliche Verkehrsbelastung. „Die Gewerbesteuereinnahmen gehen nach Frankenthal – und wir haben den Verkehr“, sagt Ortsvorsteherin Heike Scharfenberger (SPD). Im Zuge der Eröffnung des Logistikzentrums erwartet sie eine erhöhte Lkw-Belastung für die Nachbarschaft, also auch für Maxdorf. Die Verkehrsführung im Umfeld müsse daher bis Ende 2017 so gestaltet werden, dass sich die Lkw-Belastung in Grenzen halte, fordert sie mit Blick auf den Ausbau des Knotenpunkts an den Landesstraßen 524 und 527 samt einer ampelgesteuerten Kreuzung. Der Kreiselumbau soll im Frühjahr starten. „Wir müssen jetzt die Entwicklung abwarten und das weitere Vorgehen beobachten“, sagt Scharfenberger. Zutiefst beunruhigt ist Jutta Kreiselmaier-Schricker über das Geschehen vor Ruchheims Toren. Die als Parteilose für die Grünen im Ortsbeirat sitzende Kommunalpolitikerin rechnet mit weitaus mehr als den täglich zu Spitzenzeiten von Amazon kolportierten 300 Kfz-Bewegungen. Darauf deuteten die 1200 ausgewiesenen Parkplätze zuzüglich der Be- und Entladestellen hin. Einem von der Stadt Frankenthal beauftragten Gutachten zufolge, das der von Kreiselmaier-Schricker geführten Bürgerinitiative „Lebenswertes Ruchheim“ vorliege, würden täglich 600 Lkw- und 600 Pkw-Bewegungen prognostiziert. Der Kreiselumbau hindere ohnehin keinen Lkw-Fahrer daran, durch Ruchheim zu fahren, vermutet Kreiselmaier-Schricker. Maxdorf sei noch stärker betroffen. Sie zweifelt auch daran, dass Amazon 1000 Vollzeitjobs schaffen wird. Tatsächlich handele es sich doch wohl um Schicht- und Wechselstellen. Wie Amazon das in der Praxis handhabe, sei hinlänglich bekannt. In erster Line geht es aber auch ihr um den zusätzlichen Verkehr. „Ich möchte nicht, dass wir zum Parkplatzlager von Ludwigshafen und Frankenthal werden.“ Kreiselmaier-Schricker hält sogar eine Sondersitzung des Stadtrats für angemessen. Wie Scharfenberger geht sie davon aus, dass vor Ort absehbar eine zweite Halle entstehen wird, mit der Amazon langfristig expandieren werde. Die CDU im Ludwigshafener Stadtrat setzt andere Schwerpunkte: „Die Amazon-Ansiedlung ist ein toller Erfolg für die Stadt Frankenthal und die Region. 1000 neue Arbeitsplätze werden nicht jeden Tag geschaffen. Diese sind für die positive wirtschaftliche Entwicklung meines Wahlkreises ein wichtiger Baustein“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende und designierte Bundestagskandidat Torbjörn Kartes. „Wir wussten, dass was kommt und kannten den Firmennamen“, sagt Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU). Für sie sei elementar, dass „alle Verträge eingehalten werden“, um die Belastungen für Ludwigshafen so gering wie möglich zu halten. Dies gelte für den Ausbau des Knotenpunkts L 524/527, den Frankenthal vorfinanzieren müsse, und den Ausbau der Autobahnabfahrten. Hebich habe ihr das versichert. Grundsätzlich seien 1000 Jobs „eine gute Nachricht“. Wirtschaft/Einwurf

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