Ludwigshafen Viel arbeiten und gemeinsam beten

Nils trifft den weltbekannten Pater Anselm Grün.
Nils trifft den weltbekannten Pater Anselm Grün.

Als neugieriger Biber wollte ich immer schon einmal wissen, wie Mönche in einem Kloster leben. Deshalb bin ich nach Münsterschwarzach gefahren. Das ist ein großes Kloster ungefähr 20 Kilometer östlich von Würzburg in Nordbayern. Dort lebt ein sehr bekannter Mönch, der viele Bücher geschrieben hat: Anselm Grün. Den habe ich getroffen.

Schon von Weitem sieht man die große Klosterkirche mit ihren vier großen Türmen. „Irgendwie kommt mir die Kirche bekannt vor“, habe ich überlegt, bin aber nicht auf die Lösung gekommen. Erst bei einer Führung hat Bruder Boniface das Rätsel gelöst: „Unsere Kirche sieht aus wie der Dom in Speyer und wird auch das fränkische Speyer genannt“, hat er erklärt. Der Grund: Der Architekt der Kirche heißt Albert Boßlet, und er wurde in Speyer geboren. Als er die Kirche von 1935 bis 1938 baute, diente ihm der Dom seiner Heimatstadt als Vorbild. Bruder Boniface hat mir nicht nur die Kirche gezeigt, sondern auch ganz viel über das Leben der Mönche erzählt. 80 Mönche leben dort zusammen. Sie gehören dem Benediktiner-Orden an, der 529 von Benedikt von Nursia gegründet wurde. Er schrieb Regeln für das Zusammenleben auf, die von den Mönchen noch heute befolgt werden. „Ora et labora“ ist wohl die bekannteste Regel. Das ist Latein und heißt übersetzt „Bete und arbeite“. Daher treffen sich die Mönche fünfmal am Tag in der Kirche und beten gemeinsam. Dafür stehen sie ganz schön früh auf. Um 4.40 Uhr werden sie geweckt und um 5 Uhr ist das erste Gebet. Um 19.35 beschließen die Mönche dann ihren Tag mit einem weiteren Gebet, um 20 Uhr ist Nachtruhe im Kloster. Bei ihren Gebetszeiten sprechen die Mönche vor allem Psalmen aus der Bibel. Dabei wechseln sie sich ab – einen Satz spricht die eine Hälfte der Mönche, den nächsten dann die andere. „Das ist wie Bibel-Ping-Pong“, sagt Pater Meinrad Dufner, der ebenfalls in Münsterschwarzach lebt. Wenn dir jetzt aufgefallen ist, dass ich die Mönche einmal Pater und einmal Bruder nenne, so ist das keine Unachtsamkeit von mir, sondern hat einen Grund. „Nicht jeder Mönch muss Pater, also Pfarrer, sein“, hat mir Bruder Boniface erklärt. Wer nicht Pfarrer ist, wird mit Bruder angesprochen. Die Mönche sind einfach zu erkennen, denn sie tragen ein langes schwarzes Gewand, das Habit heißt. Ich habe mich dann sehr gefreut, dass sich Pater Anselm Grün für mich Zeit genommen hat. Der Benediktiner-Mönch ist 72 Jahre alt und hat schon etwa 300 Bücher geschrieben. Seine Werke sind in 30 Sprachen übersetzt worden und werden auf der ganzen Welt verkauft. Er geht darin auf die Nöte und Fragen der Menschen ein. Vielen hat er mit seinen Gedanken schon geholfen. Mit mir hat er sich über das Pilgern unterhalten, das ein Bedürfnis des Menschen sei, sich auf den Weg zu machen. Und über tägliche Rituale. „Die sind wichtig im Leben, denn sie geben dem Alltag einen Rhythmus und eine Struktur“, hat Anselm Grün gesagt. In Ludwigshafen gibt es übrigens auch ein Kloster. Das liegt in Oggersheim neben der Wallfahrtskirche. Allerdings ist es viel kleiner als Münsterschwarzach. Die Oggersheimer Mönche gehören außerdem einem anderen Orden an. Sie sind Franziskaner-Minoriten.

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