Ludwigshafen Menschen wieder einbinden

Beleuchteten unterschiedliche Standpunkte: Martin Grimm, Diskussionsleiter Christoph Picker, Joachim Lauer und Alessa Holighaus.
Beleuchteten unterschiedliche Standpunkte: Martin Grimm, Diskussionsleiter Christoph Picker, Joachim Lauer und Alessa Holighaus.

«Limburgerhof.» „Siehe, ich mache alles alt – Wie reformfreudig ist die Kirche?“ – diese Frage haben Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Donnerstag im Albert-Schweitzer-Haus in Limburgerhof diskutiert. Die Kirchengemeinden Limburgerhof, Mutterstadt, Neuhofen und Waldsee-Otterstadt hatten zu der Veranstaltung eingeladen.

Die Medienpfarrerin Mechthild Werner hatte krankheitsbedingt abgesagt und wurde von Pfarrer Martin Grimm aus Limburgerhof vertreten, der als Gemeindepfarrer den Blick von der Basis auf die Reformbestrebungen hat. Die Stimme der Jugend vertrat Alessa Holighaus aus Mainz, Theologiestudentin und berufenes Mitglied der Evangelischen Jugend in der Landessynode. Der Exot in der Protestanten-Phalanx war Pastoralreferent Joachim Lauer, Leiter der Jugendkirche LUMEN und der Passantenseelsorge Licht.punkt, der die katholische Perspektive auf die Diskussion hatte. Diskussionsleiter Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, war bemüht, die Teilnehmer zur ein oder anderen Kontroverse zu reizen. Gleich zu Beginn fragt er Joachim Lauer, ob die Kirche zu behäbig und reformfaul geworden sei – doch entgegen des Klischees sieht dieser gerade seit der Papstwahl sehr viele Reformbemühungen zu mehr Basisdemokratie innerhalb seiner Konfession, sowohl im Vatikan als auch im Bistum Speyer. Alessa Holighaus findet ihre Kirche im Wandel eher zu langsam und zu „sprachuntüchtig“, denn die Fähigkeit, Menschen wieder mit Sprache zu erreichen und in einen Reformdialog einzubinden, sieht sie verloren. Einen ähnlichen Standpunkt vertrat auch Martin Grimm, der bedauerte, dass die Kirche sich nur noch auf ihre sozialen Milieus zurückgezogen habe. Organisatorische Reformen sind für ihn weniger zielführend, um wieder größere Teile der Gesellschaft zu erreichen. Für Lutheraner bemerkenswert war sein Standpunkt, dass in der heutigen Medienwelt eine Galionsfigur und Ansprechpartner wie ein Papst seiner Kirche fehlt, um wieder mehr Relevanz und Präsenz in dem gesellschaftlichen Diskurs zu bekommen. Den Relevanzverlust bedauerte auch Holighaus, die in den Strukturänderungen eher ein Verwalten des Mangels sieht. Das Ziel die Kirche als rein „ethisches Gericht“ hin zu einer aktiveren gesellschaftspolitischen Position oder gar mehr Spiritualität zu bewegen, werde man so nicht erzielen. Am wenigsten bedauerte Joachim Lauer den Strukturwandel. Er blicke immer nach vorne, so sein reformfreudig-katholischer Standpunkt. Die Sprachfähigkeit der Kirche und ihre Bedeutung außerhalb ihrer „Stammkundschaft“ waren die beiden elementaren Punkte, um die sich die Diskussion immer wieder drehte. Von Picker mit viel Elan und rhetorisch elegant geleitet waren sich die Diskussionsteilnehmer doch im Großen und Ganzen alters- und konfessionsübergreifend einig. Lebhafter wurde die Debatte bei der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum. Die Fragen nach der Zukunft der Kirchen ließ die Teilnehmer ins Grübeln kommen. Als Gastgeber hatte Pfarrer Grimm das Schlusswort und er sieht eine Zukunftsperspektive in gemeindeübergreifenden Kooperationen wie dieser Diskussionsrunde.

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