Ludwigshafen Ludwigshafen: Stadt soll aufgehübscht werden

Grünpflege-Einsatz des Wirtschaftsbetriebs in der Rohrlachstraße.
Grünpflege-Einsatz des Wirtschaftsbetriebs in der Rohrlachstraße.

Interview: Mehr Geld, mehr Personal und bessere Arbeitsabläufe – mit dem „Masterplan“ Grünpflege soll das Stadtbild langfristig aufgehübscht werden. Mit ins Boot geholt hat die Verwaltungsspitze dafür ein Beratungsbüro aus München. Dessen Leiterin Anna Steidle spricht über das Image Ludwigshafens und ihre Tour durch die Ortsbeiräte.

Frau Steidle, welche Stadt ist für Sie bundesweit die schönste?(denkt nach).

Das kann man so nicht sagen. Jede Stadt hat ihre Reize. Diplomatische Antwort: Ich bin davon ausgegangen, Sie antworten München. Immerhin leben Sie dort. Ich mag München natürlich, ich habe sehr viele Wurzeln dort. Ich wohne allerdings am Rande der Stadt, was durchaus seine Vorteile hat: Ich bin in 20 Minuten am Ammersee und in fünf Minuten im Wald. Die Natur vor der Haustür: Ist das ein Merkmal einer attraktiven Stadt? Absolut. Eine Stadt ist attraktiv, wenn die Bewohner jederzeit die Möglichkeit haben, schnell ins Grüne zu kommen. Das kann ein Park sein oder ein Wald. Auch Hochhausbewohner sollten die Chance haben, in wenigen Minuten nach draußen in die Natur zu kommen. Ludwigshafen ist grüner, als man denkt. Wie erleben Sie die Stadt? Sie ist wesentlicher schöner als der Ruf, der ihr vorauseilt. Ludwigshafen wird unter Wert verkauft. Woran liegt das? Man verbindet Ludwigshafen mit der BASF, mit Industrie, dabei gibt es hier so viele charmante Plätze. Welche Plätze meinen Sie? Ich will jetzt nicht unbedingt den Ebertpark nennen, den kennt ja inzwischen die ganze Welt. Ein Bild vom Ebertpark schmückt sogar die europäische Facebookseite eines internationalen Dachverbands für Stadtparks. Das Besondere in Ludwigshafen sind die vielen kleinen Ecken, die ich schön finde – und natürlich die Vielfalt der Stadtteile. Der „Masterplan“ soll die Stadt nun ins richtige Licht rücken. Wie soll das vonstatten gehen? Es würde erst mal genügen, Akzente zu setzen, um das Stadtbild in sich hervorzuheben. Worüber man sich Gedanken machen muss, ist die Pflegeintensität der Anlagen. Es gibt zu viele Baumscheiben oder Straßenbegleitgrün. Hier sollte man die Gestaltung reduzieren, um das Stadtbild insgesamt ruhiger und schöner zu machen. Das würde auch die Arbeit des Wirtschaftsbetriebs entlasten. Richtig. Dieses Briefmarkengrün, diese winzigen Flächen, bringen dem Stadtbild nichts. Im Gegenteil: Wenn diese Bereiche ungepflegt sind, vermittelt das insgesamt einen schlechten Eindruck. Im „Masterplan“ ist die Rede davon, dass 40 Arbeitskräfte für eine adäquate Grünpflege fehlen. Wurde da eine Entwicklung verschlafen? Wenn diese Entwicklung verschlafen worden ist, dann in ganz Deutschland. Ludwigshafen ist kein Einzelfall. Arbeitskräfte in der Grünflächenbetreuung fehlen überall. Wir haben bundesweit ein Problem mit dem Erhalt der Infrastruktur. Das betrifft auch die Grünpflege. Sie sind zuletzt durch alle Ortsbeiräte getourt und haben das Projekt vorgestellt. Ihr Fazit? Ich war beeindruckt von dem Engagement der Bürgervertreter, was die Grünpflege anbetrifft. Die Stadtteile – wie Ludwigshafen überhaupt – sind sehr heterogen. Jeder Bezirk hat seine besonderen Probleme, auf die wir nun eingehen werden. Insgesamt empfand ich die Atmosphäre und die Resonanz sehr positiv. Es gibt überall einen Bedarf. Wo ist der Bedarf am größten? Das wird sich jetzt zeigen, weil es nicht darum geht, wo ich den Bedarf sehe, sondern wo ihn die jeweiligen Ortsbeiräte sehen. Sie haben bis Ende Juni Zeit, sich mit dem Thema zu befassen, Ideen einzubringen und Schwerpunkte zu setzen. Das ist ein Prozess von innen heraus, der kann nicht von außen kommen. Bis September, Oktober werden wir das auswerten und sehen, wofür das Geld reicht. Dann brauchen wir einen Plan A, B und C. Die Arbeit hat erst begonnen. Im Grunde ist das ja eine Aufgabe für die gesamte Stadtgesellschaft. Wie kann sich der Einzelne einbringen? In der modernen Landschaftsarchitektur gibt es immer sehr viele Ideen, bei denen sich die Bevölkerung einbringen kann – ob bei der Pflege von Baumscheiben oder von Grünanlagen. Wir müssen jetzt prüfen, ob es diesen Wunsch gibt, Prioritäten setzen und schauen: Wo sind das Lippenbekenntnisse und wo wollen oder können die Leute wirklich etwas tun? Könnten Sie sich vorstellen, in Ludwigshafen zu leben? Absolut. Es ist nett hier. Jeder Stadtteil ist eigen. Ich sehe mir Städte immer unter dem Aspekt an, ob ich dort wohnen möchte. In Ludwigshafen könnte ich mir das gut vorstellen. Zur Person Anna Steidle, 59, ist in Bayreuth geboren und betreibt seit über 30 Jahren die Beratungsfirma Dr. Steidle Consult mit Sitz in München, die je nach Projekt zwei bis vier Mitarbeiter beschäftigt. Sie hat sich auf betriebswirtschaftliche Fragen der Pflege von Grünbeständen spezialisiert. Im Netz: www.stadtgruen-online.de.

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