Ludwigshafen Gute Geschichten

Eine Sammlerin: Karin Maria Zimmer in ihrem Ladenlokal.
Eine Sammlerin: Karin Maria Zimmer in ihrem Ladenlokal.

In einem angemieteten Ladenlokal in Ludwigshafen-Süd ist die Klanginstallation „Good News“ der Ludwigshafener Künstlerin Karin Maria Zimmer vorgestellt worden. Ihre Installationen zielen auf eine tiefere, umfassendere Berührung durch Klänge ab, als es durch das Hören von Musik geschieht.

Der Raum ist sorgfältig, aber zurückhaltend von der Künstlerin mit verschiedenen Sitzgelegenheiten, Kissen und wenigen anderen Gegenständen eingerichtet worden. Die Klänge kommen, abwechselnd oder sich überschneidend, von verschiedenen Stellen im Raum, könnten aber auch manchmal von draußen oder von ganz anderen Räumen kommen. Verschiedene Stimmen sprechen einzelne Sätze, wie aus dem Zusammenhang einer Geschichte gerissen. Ein Kind erzählt offenbar ein Märchen, in dem es um einen Schatz geht. Ein Orientale mit tiefer, ruhiger Stimme erzählt etwas, das man nicht versteht. „Und ich habe die Liebe gefunden“, sagt eine Frau. Ein Mann erzählt von einem Unfall, in den er verwickelt war, und „dass eine wunderschöne Ärztin mich genäht hat“. Eine andere Stimme sagt: „Eine wunderschöne Erinnerung“. Eine weitere fand offenbar einen Lavendelhain, wieder eine andere spricht von einem sonnigen Sonntagnachmittag. Es sind immer nur Satzfetzen. Der Zuhörer kann sie weiterdenken. Kinderlachen ist zu hören, von weitem wie von einem Schwimmbad oder großem Spielplatz herüberschallend, Vogelgesang und Musik, ein Stückchen Walzer etwa. Karin Maria Zimmer bringt sich auch selbst ein. Sie singt langsam Töne ohne Worte, verschiedene Instrumente sind dabei, etwa ein Fagott oder Saiteninstrumente, gegen Ende eine schnell geschlagene orientalische Trommel. Das sind die „Good News“, die guten Geschichten. Im Verlauf einer Woche hat Karin Maria Zimmer sie Ende Juli in diesem Ladenlokal gesammelt. Jeden Abend kamen Menschen aus der Nachbarschaft hier zusammen, oft mit einem großen Topf Essen, unterhielten sich, lernten sich kennen und ließen sich gute Geschichten ablauschen. Nur die guten, als Gegengewicht zu all den üblen und hässlichen, die jeder tagtäglich zu hören bekommt. Der Stadtteil hat eine sehr buntgemischte Nachbarschaft. So gab es einmal die Suppe einer Kurdin aus den Linsen im heimatlichen Garten ihrer Mutter, ein andermal sommerlichen Borschtsch, wie er in der Ukraine gekocht wird. Aus den aufgenommenen Erzählungen und eigenen Zutaten hat Karin Maria Zimmer ihre Klanginstallation gebaut. Es ist ein Teil des Kulturprojekts „Südpolis“, das von der Stadt Ludwigshafen initiiert und vom Verein Kultur Rhein Neckar organisiert wurde. Die Geschichte des Projekts, selbst eine „Good News“-Geschichte, rollte Projektleiterin Eleonore Hefner im Gespräch mit Karin Maria Zimmer auf. Die Künstlerin hat eine klassische Gesangsausbildung, wie in ihren Beiträgen zur Installation zu hören ist, und absolvierte ein Kunststudium mit dem Schwerpunkt „audiovisuelle Medien“. Termin Bis 1. September im Ladenlokal in Ludwigshafen-Süd, Lisztstraße 176. Donnerstags und freitags 19 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung über info@kulturrheinneckar.de oder karinmariazimmer@hotmail.de

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