Ludwigshafen Florian und Tucker

Florian Leithmann und Greyster Tucker.
Florian Leithmann und Greyster Tucker.

«Ludwigshafen.» Der ehemalige Fußballer Florian Leithmann betreibt seit knapp vier Jahren Hundesport und legte dabei eine Blitzkarriere hin. Nach deutschen- und südwestdeutschen Meistertiteln wollte es der Lehramtsstudent wissen und professionalisierte im Dezember des vergangenen Jahres sein Trainingsverhalten. Nun will sich Leithmann dauerhaft in der nationalen Spitze etablieren.

Konträrer könnte der Moment nicht sein, der sich an diesem milden Montagabend am Silbersee in Bobenheim-Roxheim abspielt. Florian Leithmann steht ganz still und gelassen bis zur Hüfte im See und genießt den Moment. Ein Kontrast, da Stillstand im Leben von Leithmann normalerweise überhaupt nichts verloren hat. Der 26-Jährige hat das Wochenende zuvor die süddeutsche Double-Meisterschaft im Zughundesport gewonnen. „Eigentlich wollte ich ein paar Kilometer locker auslaufen, aber die Beine haben noch dermaßen gebrannt, dass Abkühlung die einzige Option war“, erläutert der Edigheimer, der für den HSV Dirmstein an den Start geht, seinen Ausflug in den See. Klar, wer beim Geländelauf 5000 Meter in 14:43 Minuten und 2000 Meter in 05:15 Minuten zurücklegt, hat sich eine Abkühlung mehr als verdient. Um solche Zeiten beim Zughundesport zu erreichen, muss das Zusammenspiel zwischen Vierbeiner und Mensch blind funktionieren. Dabei läuft Leithmann jedoch nicht mit seinem Hund Hitch, der laut dem süddeutschen Meister „noch viel zu jung für den Zughundesport ist“, sondern mit dem Greyster Tucker, den er sich von Annelie Habermann – einer befreundeten Hundesportlerin – für die aktuelle Saison ausleihen durfte. Die Ausleihe zog eine echte Erfolgsgeschichte nach sich. Der Lehramtsstudent für Sport und Deutsch der Universität Mainz hat nach dem Meistertitel im Geländelauf und dem Erfolg bei den südwestdeutschen Meisterschaften immer mehr Blut geleckt. Die Folge: Im Dezember 2016 professionalisierte der mit 1,86 Meter und 74 Kilogramm über Gardemaß verfügende Leithmann sein Trainingsprogramm, um dauerhaft die nationale Spitze anzugreifen. Mit Hilfe seines Kommilitonen Marc Rink, der ein professioneller Triathlet ist, krempelte er sein bisheriges Trainingsprogramm kräftig um. „Marc hat in Sachen Laufen sehr viel Erfahrung und schreibt mir deswegen die Trainingspläne, die ich über eine App abrufen kann“, erläutert Leithmann, der auch seine Ernährung dauerhaft umstellte. Seitdem trainiert er wie ein Besessener. „Meine Entwicklung seit Dezember ist einfach bombastisch. 50 bis 60 Kilometer laufen in der Woche sind die Regel“, sagt er nicht ohne Stolz und ergänzt: „Ich habe unheimlich viel dazugelernt. Mache jetzt auch viel Stretching und Stabilisationsübungen. Für die Saison haben Marc und ich uns sogenannte Hauptveranstaltungen herausgesucht, auf die wir dann hinarbeiten.“ Soll heißen: Leithmann legt nach dem Triumph bei der DHV (Deutsche Hundesport Verband)-Meisterschaft vor wenigen Tagen in Spaichingen, seine ganze Konzentration auf die DHV-Titelkämpfe Anfang Oktober in Ennepetal (Nähe Dortmund). Im nächsten Jahr stehen dann die Europa- und Weltmeisterschaft im Kalender. Alle anderen Läufe dienen eher dem Training. Es ist ein erfolgreiches Training. Denn Leithmann hat bisher alle diese Läufe gewonnen. Stichwort Training: In diesem Gebiet ist Leithmann nicht nur bei sich selbst, sondern auch für andere engagiert. Neben der Betreuung einer Fünfertrainingsgruppe beim HSV Dirmstein, fungierte er in der Vorbereitung des Fußball-B-Klassisten MTSV Beindersheim auch als Fitness- und Athletiktrainer. „Ich habe in den letzten Monaten so viel gelernt, was ich jetzt auch einfach weitergeben möchte“, kommt bei Leithmann der Lehrer durch. Er hatte mit dem Fußballspielen aufgehört, weil er so oft verletzt gewesen war. Bei allem anderen baut der 26-Jährige, der in seiner Freizeit gerne Schwimmen, Radfahren, Bergsteigen oder Skifahren geht, auf die Unterstützung des 78 Zentimeter großen und 40 Kilogramm schweren Tucker. „Es ist schon beeindruckend, welche Kraft Tucker hat. Bei den Anstiegen zieht er mich oft wie ein Lift mit nach oben“, schwärmt Leithmann, ehe er weiterzieht. Stillstand ist halt einfach nicht sein Ding.

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