Ludwigshafen 16 Kinder, aber nur zwei Stifte

Lilia Kiss aus Rheingönheim beim Papierfalten.
Lilia Kiss aus Rheingönheim beim Papierfalten.

„Weniger ist manchmal mehr“. Unter diesem Titel hat Professor Andreas Gissel von der Hochschule Ludwigshafen am Mittwoch eine Vorlesung der Kinderuni angeboten. 16 Kinder waren dabei und hatten Spaß beim Experiment im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL).

Die acht Mädchen und acht Jungen im Alter von acht bis 13 Jahren bekamen Stoppuhren als Belohnung fürs Mitmachen – und Popcorn und Getränke als Stärkung bei der Hitze. Die Stoppuhren spielten zudem eine wichtige Rolle bei dem Versuch von Professor Gissel. Die Kinder sollten Papierschiffchen falten und beschriften. Zuerst bauten nur zwei Kinder die Boote aus Blättern und beschrifteten sie mit einem der zwei bereitliegenden Filzstifte. Dann stiegen immer mehr Kinder in die Produktion ein. Doch die Erwartung, dass mehr Kinder in der gleichen Zeit mehr Schiffchen schaffen, entpuppte sich als trügerisch. „Wer kauft Papierschiffe?“, wollte da eines der Kinder wissen. Die Teilnehmer stellten kluge Fragen. Trotz der Hitze machten sie begeistert mit. Der Sinn des Experiments wurde ihnen am Ende der Veranstaltung klar. „Grundsätzlich erwarten wir Menschen ja, dass sich ein größerer Erfolg einstellt, wenn man mehr Aufwand für eine bestimmte Sache betreibt. Leider klappt das aber nicht immer so, zum Beispiel in der Schule oder beim Sport. Wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt, vermutet man häufig zunächst einmal, einfach Pech gehabt zu haben“, erklärte Andreas Gissel, der Professor für Logistik und Organisation ist. Und was war der Knackpunkt bei seinem Experiment? Richtig: Beim Papierschiffchen-Bau lag es an den fehlenden Stiften. Es gab ja nur zwei. Denn „Nordwind 1“ sollte auf den Schiffen stehen. Die Kinder mussten also warten, bis sie einen der zwei Filzstifte bekamen. So konnten sie nicht so viele Boote fertigstellen, wie sie anfangs geglaubt hatten. Der Stifte-Engpass machte den Kindern „das Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag deutlich“, so der Professor. Auch wenn die meisten Kinder diesen schwierigen Begriff nicht behalten werden, haben sie dennoch etwas gelernt. „Ich würde mehr Stifte besorgen und Werbung machen“, meinte Lilia Kiss (13) aus Rheingönheim. „Wir wollen Neugier wecken“, sagte Gissel über die Motivation für die Kinderuni. Der 52-Jährige ist Vater zweier Jungs. „Wir wollen die Hochschule in der Stadt bekannter machen“, ergänzte Ute Sahmel, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule kümmert. Seit 2004 gibt es die Kinderuni für Acht- bis 13-Jährige.

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