Wollmesheim Neue Straßenführung in Wollmesheim schließt Fußgänger aus

Fußgänger und Radfahrer dürfen in der Wollmesheimer Hohl nicht mehr laufen oder fahren.
Fußgänger und Radfahrer dürfen in der Wollmesheimer Hohl nicht mehr laufen oder fahren.

In der Wollmesheimer Hohl hat die Straßenbehörde Nägel mit Köpfen gemacht. Eine Betonleitwand wie auf der Autobahn sichert den Hang, sperrt aber Fußgänger und Radler aus.

Harald Horn ist aufgebracht. „Es ist unglaublich und nicht zu begreifen“, schimpft der rüstige Rentner. Er stehe nicht allein, berichtet er der RHEINPFALZ. Auch andere Wollmesheimer regten sich auf. Denn Fußgänger und Radfahrer dürfen die Wollmesheimer Hohl, die Ortseinfahrt und -ausfahrt Richtung Innenstadt am Fuß der protestantischen Kirche, nicht mehr betreten und befahren. Das hätten aber noch nicht alle verinnerlicht, wie Beobachter über Szenen aus dem morgendlichen Berufsverkehr berichten.

Es gibt schlicht keinen Weg mehr. Das Trottoir, das nur im oberen Bereich erhöht und gepflastert ist, wurde zur Straße umgewandelt. Fußgänger und Radfahrer werden westlich der Straße hinter der dortigen Bebauung über einen Wirtschaftsweg Richtung Landau geleitet. Auch von Landau kommend geht es nur noch über diese Strecke nach Wollmesheim.

Erdbrocken lösen sich

Das Ganze hat eine Vorgeschichte. Die Straße liegt im tiefen Einschnitt der Landschaft, rechts und links von Hängen gesäumt. Im November waren in der Hohl mehrere rund 30 Zentimeter große Erdbrocken vom angrenzenden Hang in Fahrtrichtung Wollmesheim/Mörzheim auf die Fahrbahn gerutscht. Eine Autofahrerin konnte nicht mehr bremsen und landete im Dreck. Ihr Wagen wurde im vorderen Bereich beschädigt, die Polizei bezifferte den Schaden auf 500 Euro. Ein Geologe des Landesbetriebs Mobilität (LBM) aus Speyer inspizierte die Lage. Dann wurde in diesem Bereich Tempo 30 angeordnet. In den Wochen danach bröckelte immer wieder mal etwas des braunen Lehms auf den Seitenstreifen.

Die Hohl gehört zum Hoheitsgebiet des LBM, weil sie als Landesstraße 510 klassifiziert ist. Die Frage, warum nun ausgerechnet die von den Experten so bezeichnete Betonleitwand aufgestellt wurde, beantwortet die Behörde so: „Die transportable Schutzeinrichtung wurde aufgestellt, um zu verhindern, dass herabfallendes Material auf die Straße fällt und dadurch Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.“

Geschütztes Naturdenkmal

Sind die Betonteile wirklich sicher, wenn sich weiterer Grund lösen sollte? Die Planer der Straßenbehörde bejahen das. Der Wirkungsgrad der Schutzeinrichtung sei so gewählt worden, dass ihre Standsicherheit durch herabfallende Brocken weiterhin gewährleistet sei, betont Simon Müller, Leiter der Fachgruppe Planung beim LBM in Speyer.

Eine andere Möglichkeit sieht die Behörde nicht, denn der Hang könne nicht abgetragen werden. Das sei aufgrund der Geometrie und der Situation vor Ort nicht möglich. „Um den nach Regelwerk erforderlichen Böschungsverlauf zu realisieren, müssten Teile des Friedhofs abgetragen werden“, betont Müller. Zudem handele es sich bei der Wollmesheimer Hohl um ein geschütztes Naturdenkmal, was Eingriffe in dieser Dimension nicht zulasse.

Im Winter stockdunkel

Weil die Betonelemente in die alte Straße hineinragen und die Fahrbahn dadurch unbefahrbar wäre, wurde die Straße verschoben und lässt nun neben dem Begegnungsverkehr keinen sicheren Fuß- und Radverkehr mehr zu, so die Argumentation der Straßenplaner. Deshalb muss der Fuß- und Radverkehr auf den Wirtschaftsweg ausweichen. Viele Radfahrer sind auch bisher schon über diesen Weg gefahren, für Fußgänger ist es ein kleiner Umweg – und im Winter stockdunkel. Laut Landesbetrieb hat die Aktion der neuen Hangsicherung circa 30.000 Euro gekostet.

Harald Horn schüttelt den Kopf: „Die Teile nehmen doch nur 20 Zentimeter weg, das ist nicht viel. Das Ganze ist ein Lachkrampf hoch drei.“

An dieser Stelle schwenkt die Fahrspur auf den vorherigen Fußgänger- und Radweg (rechts). Betonteile sichern den Hang (links).
An dieser Stelle schwenkt die Fahrspur auf den vorherigen Fußgänger- und Radweg (rechts). Betonteile sichern den Hang (links).
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