Karlsruhe Wetterfühlige Schweine und freches Wild

Der Tarpan hat eine Schramme am Kopf. Tierpfleger Stefan Valnion schaut sich das genauer an. Die Huftiere sind eine von 25 Tiera
Der Tarpan hat eine Schramme am Kopf. Tierpfleger Stefan Valnion schaut sich das genauer an. Die Huftiere sind eine von 25 Tierarten im Wildpark Rheingönheim.

Um 7 Uhr ist im Wildpark Rheingönheim Fütterungszeit. Zwei Stunden bevor Besucher kommen, sind die Tierpfleger unterwegs. Rund 250 Tiere leben hier. Stefan Valnion kennt sie alle, widerspricht aber der landläufigen Tierpfleger-Romantik. Seine Hauptarbeit sei nicht das Füttern und Streicheln, sondern schlichtweg „Dreck-Wegmachen“.

Schwarze Kulleraugen gucken, Hälse drehen sich neugierig und werden länger, wenn Stefan Valnion mit seinem großen, orangenen Fahrzeug durch den Wildpark fährt. Der 40-Jährige ist Tierpfleger, es ist 7 Uhr am Morgen und Valnion schon seit einer halben Stunde unterwegs. Bis die ersten Besucher an diesem Mittwoch in den Park strömen, sollen alle Tiere gefüttert sein. Das weiß auch das Sikawild und folgt dem Vehikel nicht nur mit den Augen. Schwups, hat eines der Huftiere einen Futtersack auf der Abladefläche aufgebissen, während Valnion in einem Gehege arbeitet. Vierbeiniger Selbstbediener am Frühstücksbuffet. Wie zur Provokation leckt sich das Tier frech das Maul. Die morgendliche Rundfahrt erfüllt neben dem Füttern noch einen anderen Zweck. „Ich sehe, ob Tiere krank sind oder verletzt“, sagt Valnion. Etwa 250 Tiere aus 25 Arten gibt es hier im Wildpark, schätzt Parkleiter Alfred Beck. Einige Gehege weiter, bei den Schweinen, herrscht scheinbar Morgen-Trägheit. Wobei Stefan Valnion ihnen Wetterfühligkeit attestiert. „Die haben wir mal aus dem Tierheim gekriegt“, sagt er über die Mischung aus Hängebauch- und Mini-Schwein. Die Besitzer wollten sie damals in ihrer Wohnung halten. Hier im Park können sie sich durch Sand und Schlamm wühlen. Seit sechseinhalb Jahren arbeitet Stefan Valnion im Wildpark Rheingönheim. Auch wenn er sich schon als Kind für Tiere begeistert hat, ist er zur Ausbildung erst auf Umwegen gekommen. Eigentlich ist er gelernter Schreiner. Nach der Ausbildung war keine Stelle frei. Übers Arbeitsamt landete er im Zoo Landau, wo einer zu ihm sagte: „Du kannst doch gut mit Tieren umgehen.“ Danach war er der erste Lehrling dort, wurde Tierpfleger. Bevor er in den Wildpark kam, arbeitete er im Serengeti-Park Hodenhagen (Niedersachsen), wo er mit Nashörnern und Elefanten zutun hatte. Es ist genau der richtige Job für ihn. „Das kann man niemandem beschreiben, was man von den Tieren zurückkriegt“, schwärmt der Mann. Was Stefan Valnion allerdings ärgert, ist das im Fernsehen verbreitete Tierpfleger-Bild: süße, kleine Tiere füttern und streicheln. Worauf er entgegnet: „Unsere Hauptarbeit ist Dreck-Wegmachen.“ Tatsächlich verbringt er die meiste Zeit mit Schaufel und Schubkarre damit, Gehege zu säubern. Gibt es Tiere, bei denen Valnion vorsichtig sein muss, sobald er das Gehege betritt? Luchse und Wisente, nennt Valnion. Aber: „Zum Glück wissen die nicht, wie viel Kraft sie haben.“ Info Wildpark Rheingönheim, Neuhöfer Straße 48, von April bis September täglich geöffnet von 9 bis 19 Uhr. In den übrigen Monaten kürzere Öffnungszeiten. Im Netz: www.wildpark-rheingoenheim.de

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