Landau Rechtspfleger hilft im Landauer Arbeitsgericht

Peter Pierrot hat nur mit Arbeitnehmern zu tun. Nachmittags liest er Akten, prüft Anwaltskosten oder Anspruch auf Prozesskostenh
Peter Pierrot hat nur mit Arbeitnehmern zu tun. Nachmittags liest er Akten, prüft Anwaltskosten oder Anspruch auf Prozesskostenhilfe.

Peter Pierrot ist für viele Arbeitnehmer erster Ansprechpartner, wenn sie Ärger mit dem Betrieb haben. Ob eine Klage gegen die Kündigung, Forderungen nach dem Lohn oder zurückgehaltenen Arbeitspapieren.

Peter Pierrot ist Rechtspfleger beim Arbeitsgericht Ludwigshafen. Zweimal die Woche sitzt er in der Rechtsantragstelle bei den auswärtigen Arbeitsgerichtskammern in Landau und hilft unentgeltlich beim Verfassen von Klagen. Dass er mit seiner Berufsbezeichnung fragende Blicke erntet, daran hat sich Pierrot nach 28 Dienstjahren längst gewöhnt. „Ich bin schon froh, wenn die Leute mich nicht mit einem Raumpfleger verwechseln“, scherzt der Fachjurist. Dabei hätten die meisten Menschen deutlich häufiger mit Rechtspflegern als mit Richtern zu tun. „Die Werbung für unseren Berufsstand ist aber ein bisschen schwer. Man kann ja schlecht mit Zwangsversteigerungen und Insolvenzen werben“, erklärt der 47-Jährige. Rechtspfleger arbeiten häufig für Gerichte, Staatsanwaltschaften oder Justizverwaltungen. Sie führen beispielsweise Änderungen im Handelsregister durch, entscheiden über den Erlass von Mahnbescheiden, helfen beim Ermitteln von Erben und leiten Anhörungen. Der Rechtspfleger ist in seinen Entscheidungen sachlich ungebunden, das heißt er untersteht lediglich dem Gesetz. Kein Vorgesetzter ist ihm weisungsbefugt. Pierrots Fachgebiet ist das Arbeitsrecht. Vor den Arbeitsgerichten kann sich jeder Bürger selbst vertreten. Hilfestellung bei der Vorbereitung einer Klage geben in einem solchen Fall Rechtspfleger in der Rechtsantragsstelle – wie Pierrot. Er hilft dabei, die Klage rechtskonform zu formulieren. In Landau gibt Pierrot dienstags und donnerstags Arbeitnehmern kostenlos Tipps bei der Formulierung von Klagen, dem Ausfüllen von Mahnbescheiden oder beim Abfassen eines Antrags – allerdings gibt er keine Rechtsberatung. Dafür seien Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und Rechtsanwälte zuständig. Im Gegensatz zu Rechtsanwälten sind Rechtspfleger nämlich keine Volljuristen, sondern Fachjuristen. Die Grenze zwischen Beratung und Information sei häufig fließend, erzählt Pierrot. Vielen seiner Klienten sei mit der Übersetzung der Gesetzestexte in Umgangssprache schon sehr geholfen. Das Gros des Arbeitsfeldes sind Klagen gegen Kündigungen. Zu prüfen ist, ob der Kündigungsschutz eingehalten wurde und die Kündigung sozial berechtigt gewesen sei. Häufig werde aber auch wegen ausstehender Lohnzahlungen und nicht ausgestellter Arbeitspapiere geklagt. Die Art der Klagen habe sich nicht kontinuierlich verändert, viel mehr sei es so, dass die Zahl und Art der Anträge von Jahr zu Jahr variiere. „Das hängt auch ganz eng mit der Wirtschaftslage zusammen. Bei schwacher Wirtschaft schnellt die Zahl der Anträge hoch, läuft es gut, sinkt sie“, weiß Pierrot. Ihm gefällt an seiner Arbeit die Nähe zum Wirtschaftsleben. Oft gehe es im Büro sehr emotional zu. Arbeit sei für die Menschen schließlich essenziell. Den Unterschied zwischen dem Mittelzentrum Landau und der Großstadt Ludwigshafen bekommt Pierrot deutlich zu spüren. In Landau hat er jetzt bereits über 50 Anträge bearbeitet. Zum Vergleich: 2016 waren es insgesamt 115 Anträge. Die Anliegen seien zwar in beiden Städten ähnlich, aber das Klientel unterscheide sich. „Neulich hatte ich hier in Landau sogar einen Ingenieur, der meine Hilfe brauchte. In Ludwigshafen wäre das nur schwer vorstellbar“, vergleicht Pierrot. In Landau habe er mit allen Berufsgruppen zu tun, in Ludwigshafen doch eher mit den sozial Schwächeren. In Ludwigshafen lebten Menschen aus 141 Nationen. „Ich bin mir sicher, dass Leute aus 140 schon in meinem Büro saßen“, berichtet Pierrot. Früher seien viele Türken zu ihm gekommen, später Polen, heute Rumänen. Da gebe es gelegentlich schon mal Sprachbarrieren, die überwunden werden müssten. In der Rechtsantragsstelle kann jeder ohne Termin vorbeikommen, daher sei jeder Tag eine „Überraschungstüte“, witzelt Peter Pierrot. Info Sprechzeiten Rechtsantragsstelle Landau: Dienstag und Donnerstag 9 bis 11.30 Uhr

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