Landau Landau: Drogenschnelltests erleichtern die Arbeit der Polizei

91-93853595.jpg

Eins-Eins-Null: Im Katz-und-Maus-Spiel zwischen Drogenhändlern und Polizei hat die Katze Unterstützung bekommen.

Uli Getto schaut einem alten Mann hinterher, der sein Fahrrad wankend über die Straße schiebt. Auf der anderen Seite angekommen, nestelt der Mann umständlich eine Zigarette aus der Schachtel, schiebt sie sich erst falsch herum, dann beinahe quer zwischen die Lippen. Irgendetwas sagt er noch – nuschelnd, fast lallend. „Jule, ich glaube, wir müssen den Alkoholtest einschicken“, ruft Getto lachend seiner Kollegin zu. Nur 0,82 Promille hatte das Gerät dem torkelnden Mann beim Pusten attestiert. Weiterfahren lassen die Polizisten den Mann nicht. Polizeihauptkommissar Uli Getto und Oberkommissarin Jule Barth sind gerade in Landau unterwegs. „Fliegende Kontrollen“ nennen sie es, wenn sie durch die Stadt fahren und aus dem Verkehr ziehen, wer auffällt. Es könnten ja Alkohol oder Drogen im Spiel sein. Wenn derjenige noch Ausfallerscheinungen zeigt, nach Alkohol riecht oder direkt gesteht, etwas konsumiert zu haben, dann muss gepustet oder gepinkelt werden. Doch vom Drogenschnelltest sind die Polizisten in dieser ruhigen Nacht weit entfernt. Nicht aber von der Stadtgrenze; es passiert so wenig um 1.30 Uhr, dass der silber-blaue Passat schnell eine Straße nach der anderen hinter sich lässt. Den Schnelltest, mit dem Polizisten bei Verkehrskontrollen Drogen im Urin nachweisen können, gibt es in Rheinland-Pfalz erst seit dem Jahr 2000, berichtet Getto. Vorher habe man sich auf das Geständnis des Beschuldigten oder einen sehr erfahrenen Kollegen verlassen müssen. Drogen begegnen ihm und seinem Team aber nicht nur bei Verkehrskontrollen, sondern auch bei Streifen, zum Beispiel bei Überprüfungen am Schwanenweiher. Getto nennt den Ostpark einen „Brennpunkt“, betont aber, dass es dort nicht so schlimm sei, wie oft angenommen werde. Die ersten Feedbacks zeigten, dass die regelmäßigen Kontrollen der Polizei zusammen mit dem Ordnungsamt bei der Bevölkerung gut ankommen, sagt er. Auch in diesem Jahr soll weiter kontrolliert werden, die Bürger „sollen ohne Angst und Furcht den Park betreten können“. „Landau ist nicht Berlin oder Frankfurt“, sagt der Leiter des Rauschgiftkommissariats und stellvertretende Leiter der Kriminalinspektion Landau, Jürgen Hanß, zum Thema Drogen in der Stadt. Trotzdem kann er sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen: Anders als seine Kollegen bei der Schutzpolizei zieht er nicht die aus dem Straßenverkehr, die gerade Drogen genommen haben. Als Kriminalbeamter will er insbesondere die enttarnen, die den Stoff verkaufen. Dabei halten vor allem „Legal Highs“ die Kriminalpolizisten auf Trab. Hier werden Stoffe als vermeintlich harmlose Badesalze oder Kräutermischungen zum Rauchen verkauft. In vielen von ihnen seien Stoffe enthalten, die noch nicht unter das Betäubungsgesetz fallen, sagt Hanß, „aber das sehe ich den Kräutermischungen nicht an“. Diese müssen deshalb in jedem Fall von Experten des Landeskriminalamts auf ihre Substanzen untersucht werden. Die Ermittlung führe nur selten zu Strafen, weil ständig neue Stoffe auftauchten, die immer erst analysiert und dann verboten werden müssten. Dieses Katz-und-Maus-Spiel soll mit dem im vergangenen November in Kraft getretenen „Neue-Psychoaktive-Stoffe-Gesetz“ beendet werden. Denn jetzt reicht es als Hersteller nicht mehr, die Stoffe geringfügig abzuwandeln, um wieder auf der sicheren und damit legalen Seite zu sein. Jetzt sind ganze Stoffgruppen verboten, die bereits gut analysiert und beschrieben sind. Hanß, der sich schon vor der Einführung für das Verbot ganzer Stoffgruppen ausgesprochen hat, sieht die neue Gesetzgebung positiv. Denn nun ist insbesondere der Handel mit Kräutermischungen bestimmter Stoffgruppen strafbar. Jährlich werden laut Hanß im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Landau zirka 1000 Betäubungsmittelverfahren von der Kriminalpolizei und den Polizeiinspektionen bearbeitet, davon etwa zwei Drittel vom Fachkommissariat. Dabei handle es sich nicht nur um „Holkriminalität“. Das heißt, dass die Delikte erst durch entsprechende Ermittlungen oder Kontrollen bekannt werden. Schließlich hätten Konsumenten in der Regel kein Interesse daran, ihre Dealer anzuzeigen, erläutert Hanß. Je mehr Beamte zur Verfügung stehen, desto mehr Delikte können aufgedeckt werden. Durch intensive und lange Ermittlungen konnte unter anderem eine überwiegend vietnamesische Drogenbande gefasst werden. Ihr konnte die Einfuhr und der Handel mit mehreren Kilogramm Crystal Meth nach Deutschland nachgewiesen werden. Ein Großteil der Beschuldigten wurde bereits verurteilt (wir berichteten). Bis zwei Uhr nachts haben Barth und Getto keine Drogenkonsumenten erwischt. Nachdem sie sich noch einige Male tief in die Augen schauen oder in den Alkoholtester pusten ließen, machen sich die beiden für eine kleine Pause auf den Rückweg. Später werden sie erneut losziehen und ihre Netze im Kampf gegen die Drogen auswerfen.

x