Karlsruhe Kampf um Goodyear geht weiter

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Bislang haben die Verantwortlichen bei Goodyear noch keine belastbaren Zahlen vorgelegt, die eine Schließung der Reifenproduktion in Philippsburg rechtfertigen. „So lange auch nur eine kleine Hoffnung besteht, die Arbeitsplätze für unsere Familien und die Region zu erhalten, werden wir weiter kämpfen“, sagt Monika Wagner, Angehörige eines Mitarbeiters, bei der gestrigen Pressekonferenz in Philippsburg.

Ihr Mann und damit die ganze Familie ist von der geplanten Schließung betroffen. Zwischen Hoffnung, Enttäuschung und Wut schwanke die Familie täglich hin und her, berichtet Wagner . Den meisten Betroffenen wird es wohl so gehen. Kurz vor dem Wochenende war auf einem Aushang des Betriebsrates zu lesen, dass seitens der Geschäftsführung bis gestern Unterlagen zur Verfügung gestellt werden sollen, aber unabhängig von allem Weiteren die Schließung nicht mehr zu stoppen sei. Um ein Zeichen zu setzen, dass sie den Kampf um die rund 900 Arbeitsplätze noch nicht aufgeben, haben die evangelische und katholische Kirche sowie die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) eine Postkarten-Aktion gestartet. Rund 50.000 Karten werden in den kommenden Tagen auf verschiedenen Wegen verteilt. Diese sind direkt an den Geschäftsführer Jürgen Titz in Hanau adressiert. Im Text wird die Goodyear-Geschäftsführung aufgefordert sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen und ein wirtschaftlich gut arbeitendes Werk nicht einfach zu schließen, wie es heißt. „So geht man nicht mit Menschen um“, sind sich Andreas Riehm-Strammer, evangelischer Pfarrer und Aktiver im „Solidaritätskreis Goodyear Philippsburg“, sowie Bernhard Renz von der katholischen Arbeitnehmerseelsorge einig. An der Schließung hängen noch deutlich mehr Arbeitsplätze von Zulieferern etwa, dem Werkschutz, der Kantine und viele mehr. „Rund 110 Millionen Euro an Sachkosten fließen jährlich durch die externen Arbeiten in die Region“, veranschaulicht Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus die Größenordnung. Karsten Rehbein von der IG BCE konnte noch keine Ergebnisse in die ein oder andere Richtung melden. „Die Geschäftsführung zögert die Herausgabe von Unterlagen immer wieder hinaus. Damit fehlen uns die Grundlagen um ein mögliches Alternativszenario zu entwickeln“. Dies sei auch der Grund warum man bislang nicht in Verhandlungen eingetreten sei, sondern sich noch im Vorfeld und auf der Ebene von Sondierungsgesprächen bewege. Für Goodyear wäre es natürlich keine gute Verhandlungsgrundlage, sollte sich herausstellen, dass Investitionen in die Zukunft des Philippsburger Werkes günstiger sein könnten, als die Kosten für die Schließung, so Rehbein. „Das ist jetzt ein Kräftespiel“, ist sich Pfarrer Riehm-Strammer sicher. „Auch deshalb wollen wir mit dieser Postkarten-Aktion unsere Stimme erheben“. Info Die Postkarten sind unter anderem beim RHEINPFALZ-Servicepunkt Germersheim im Fotostudio Karpf (Ludwigstraße 14) zu haben. |mele

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