Landau Junge Landauer entwickeln Kennenlern-App

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Drei Jungunternehmer aus Landau haben die Kennenlern-App „Soul Me“ entwickelt. Das Programm fürs Smartphone zielt weniger auf oberflächliches Bildchengucken ab, sondern will vor allem eines sein: sozial. Um nicht nur hippe Jugendliche anzusprechen, sondern auch Geschiedene, Ältere und Einsame.

Was für Bill Gates die Garage und für Mark Zuckerberg das WG-Zimmer auf dem Unicampus war, ist für Luca Stulier, Florian Bein und Johannes Richter eine Wohnung im Landauer Horst. Dabei stapeln die drei im Vergleich zu den Gründern von Microsoft und Facebook noch ganz tief. Mit „Soul Me“, ihrer Applikation fürs Smartphone, wollen sie erst einmal hier in der Region Menschen zusammenbringen. „Es geht uns weniger um Dates, sondern erst mal mehr um Freundschaften“, erklärt Florian Bein, mit 25 Jahren der Älteste im Bunde. Die drei wollen also ein Gegengewicht schaffen zu Dating-Apps wie Tinder oder Lovoo, bei denen man nur anhand gut ausgewählter Fotos entscheidet, ob der andere interessant ist oder nicht. „Die meisten bieten sich da mit perfekten Bildern an“, sagt Bein. Wenig authentisch, finden die drei Jungunternehmer. „Fotos allein geben oft wenig Anlass für ein Gespräch, die Kontakte schreiben sich teilweise nie an“, ergänzt Johannes Richter, 19 Jahre alt. Bei „Soul Me“ können die Nutzer zwar auch Profilbilder einstellen. Sie müssen neben positiven aber auch eine ambivalente und negative Eigenschaft angeben, die dann im Profil erscheinen. Da heißt es dann nicht nur selbstbewusst, unkompliziert und spontan. Sondern auch zurückhaltend, neugierig oder eben egoistisch, faul und stur. Außerdem können die Nutzer ihren Beruf, ihren Beziehungsstatus und Interessen eintragen. Um einen „Soul“, also einen passenden Freund, über die App zu finden, muss mindestens ein Interesse übereinstimmen. Das kann zum Beispiel Extremsport sein, Astronomie, Modellbau oder Zaubern, erklärt Richter. Wie bei Dating-Apps auch, ermittelt das Satellitensystem GPS potenzielle Souls aus einem vorher festgelegten Umkreis. Außerdem können die Seelensucher angeben, zu wie viel Prozent die Profile übereinstimmen sollten. „Je mehr Übereinstimmung ich haben will, desto weniger Souls werden über den Algorithmus ermittelt“, erklärt der 19-jährige Mörzheimer Luca Stulier. Aber es geht ja auch nicht darum, Kumpels wie Briefmarken zu sammeln, sondern echte Freundschaften zu schließen. Dabei schließen die Jungs nicht aus, dass sich da auch Liebespaare finden. „Wir geben die Starthilfe. Was die Leute draus machen, bleibt ihnen überlassen“, sagt Stulier. Im besten Fall finden sie einen Seelenverwandten. Von dem englischen Wort für Seelenverwandter – „Soulmate“ – und der Aufforderung „Text me“, also „Schreibe mir“, haben die drei auch den Namen der App abgeleitet. Grundsätzlich ist sie für all jene, die sich im echten Leben schwer tun, jemanden kennenzulernen. Sei es aus Schüchternheit oder anderen Gründen. „Das gilt für Studenten, die in eine fremde Stadt gezogen sind genauso wie für Rentner, deren Ehe in die Brüche gegangen oder Partner gestorben ist“, sagt Bein. Eine App für Menschen zwischen 16 und 60 Jahren zu entwickeln, das merkten die drei ganz fix, ist gar nicht so einfach. Übrigens ganz ohne Smartphone haben sich die Landauer gefunden – im Fitnessstudio. Die Idee für „Soul Me“ entstand aber im Urlaub. Stulier, seit Kurzem das Abi in der Tasche, und Richter, gelernter Bankkaufmann, kamen auf die Idee, eine Kennenlern-Plattform zu entwickeln. Zurück in Deutschland holten sie sich Tipps fürs Marketing bei Trainingspartner Bein, der gerade dabei war, sein eigenes Marketing-Start-Up zu gründen. „Ich war zu dem Zeitpunkt frisch getrennt und ziemlich einsam. Als die Jungs mir von ihrer Idee erzählt haben, hab’ ich mich an eine Reportage über einen chinesischen Gründer erinnert, der eine App generiert hat, bei der man mit einem Klick einem Anrufer zugeschaltet wird“, berichtet Bein. Das eigene Start-Up war Geschichte, die Idee für „Soul Me“ geboren. Tage und Nächte gingen im vergangenen halben Jahr drauf, in denen aus Freunden Geschäftspartner wurden. Die Rollen in der Unternehmergesellschaft sind klar verteilt: Bein ist für die Vermarktung zuständig, Stulier kümmert sich um das Organisatorische und Richter um die finanz- und steuerrechtlichen Fragen. Sabine Keller, eine befreundete Grafikerin, ist für das Aussehen der App zuständig. Über ein Internetforum fanden sie Programmierer Patrick Winkler, der während der Testphase rund um die Uhr Fehler aus der App holte und – bei Erfolg – am Gewinn der App beteiligt wird. „Soul Me“ gibt es jetzt als kostenlosen Download im App-Store von Apple und im Google-Playstore für Android-Handys. Ab 10.000 Nutzern wird es eine zusätzliche kostenpflichtige Version mit Extrafunktionen geben. Bis dahin verdienen die Jungunternehmer erst einmal nichts daran. Umso mehr brennen sie dafür, „Soul Me“ unter die Leute zu bringen. Um aus dem Horst heraus noch mehr Seelen zusammenzuführen.

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