Lokalsport Südpfalz In einem Augenblick alle Pläne verloren

Gustav Schneider im Dezember 2014 mit seiner Frau Viviane und den Töchtern Larissa und Laura in Insheim.
Gustav Schneider im Dezember 2014 mit seiner Frau Viviane und den Töchtern Larissa und Laura in Insheim.

«INSHEIM.» Gustav Schneider aus Insheim ist tot. Der frühere Fußballer und Trainer starb am Mittwoch kurz vor Mitternacht in der Uni-Klinik in Heidelberg, in der er die letzten Wochen verbracht hat. Er wurde 66 Jahre alt.

Schneider verunglückte am 14. Mai 2006 nach der Bezirksklassen-Partie zwischen dem FC Insheim und Bavaria Wörth. Nach einem Sturz in einen Graben auf dem Sportgelände war er vom Hals abwärts gelähmt. Er konnte nicht mehr selbstständig atmen und war auf eine Betreuung rund um die Uhr angewiesen. Ein Augenblick hatte das Leben des lebens- und unternehmungslustigen Sportmanns unumkehrbar verändert. Gustl Schneider hat in den elf Jahren nach seinem Schicksalsschlag nie aufgegeben. Zugute kam ihm, dass er ein Sportsmann durch und durch war und willensstark. „Das Leben geht weiter“, hatte er mir bei einem Besuch während der jüngsten Fußball-Weltmeisterschaft gesagt. Ein einfacher Satz mit großer Bedeutung für Gustl Schneider, der von seinen Fußballfreunden als „Overath der Südpfalz“ bezeichnet worden war. Er verfolgte das Welt- und vor allem das Sportgeschehen bis zu seinem Klinikaufenthalt vom Rollstuhl aus. Als 19-Jähriger war Schneider 1970 mit Freunden aus Insheim bei der WM in Mexiko. Über den Fußball bekam er enge Kontakte nach Brasilien und lernte dort seine spätere Frau Viviane kennen. 1997 und 2000 werden die Töchter Larissa und Lara in Landau geboren. 2004 beschloss Schneider, nach Brasilien auszuwandern. Schließlich hatte er es so eingerichtet, dass er neun Monate des Jahres in Brasilien und drei in Insheim leben konnte. Nach dem Unfall haben seine Frau und die beiden Töchter ihn immer wieder besucht. Seine Töchter waren sein ein und alles. Im Vier-Augen-Gespräch sagte er: „Sie geben mit Lebenswille und -freude. Bei Larissa und Lara sind immer meine Gedanken.“ Mit Stolz erfüllte ihn, dass Larissa nach dem Abitur in Brasilien in der Kita in Rohrbach ihr Praktikum als Erzieherin machte. Sie möchte in Insheim beim Onkel wohnen bleiben und die Schulausbildung als Erzieherin zu Ende bringen. „Ich bin glücklich, bei meinem Vater zu sein“, hatte sie vor wenigen Wochen gesagt. Sie wollte nicht ausschließen, dass sie auch nach ihrer Ausbildung in Insheim bleibt. Auch eine große Schar von Freunden hielt mit Gustl Schneider Kontakt und besuchte ihn regelmäßig. Mitglieder seines Heimatvereins FC Insheim richteten vor mehr als zehn Jahren ein Spendenkonto ein. Noch kurz vor seinem Tod war es Gustl Schneider ein Bedürfnis, sich für die großzügige und offenherzige Unterstützung zu bedanken. Kurt Rieder hatte in all den Jahren die Geschäfte für ihn erledigt. „Was Kurt für mich tut, ist mit Worten nicht zu beschreiben“, hatte Schneider einmal gesagt. Zu den regelmäßigen Besuchern gehörte auch Wolfgang Overath vom 1. FC Köln und Hans-Peter Briegel. Heute werden seine Ehefrau und Tochter Lara aus Brasilien in Insheim erwartet. Der Termin für die Urnenbeisetzung stand gestern noch nicht fest. Die Südpfalz hat eine starke Persönlichkeit, die Fußballer haben einen guten Freund verloren.

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