Karlsruhe Elsass wählt die Mitte

Spricht man über den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seine Bewegung „La République en Marche!“ (LREM) von einer Welle, die Frankreich überrollt, so konnten sich im Elsass sechs bereits im Parlament vertretene Abgeordnete der Republikaner den Ausläufern der Flut zur Wehr setzen. Unter ihnen auch der bisherige Abgeordnete Frédéric Reiss (von 1995 bis 2014 Bürgermeister von Niederbronn, 1998 bis 2002 Generalrat des Bas-Rhin und seit 2002 für die Republikaner in der Nationalversammlung). Er gewann die Wahl am Sonntag mit 58,86 Prozent der Stimmen gegen den Wissembourger Bürgermeister Christian Gliech (LREM), der 41,14 Prozent der Stimmen erhielt. Im neunten Wahlbezirk Brumath-Haguenau hat der Politikneuling Vincent Thiébaut (LREM) die Nase vorne. Der 44-Jährige gewann die zweite Runde der Parlamentswahlen knapp mit 51,81 Prozent der Stimmen gegen Etienne Wolf (LR), für den 48,19 Prozent der Wähler gestimmt haben. Den Rücken zugedreht haben die elsässischen Wähler der rechtsextremen Partei Front National (FN), die im Elsass keinen einzigen Abgeordneten in die französische Nationalversammlung entsendet, obwohl bei den Präsidentschaftswahlen vor einem Monat noch jeder Dritte seine Stimme Marine Le Pen von der FN gab. Insbesondere im achten Wahlbezirk Wissembourg, dem 102 Kommunen angehören, hatten die Le-Pen-Wähler auf einen Sieg gehofft. Kandidat Gérard Janus, Bürgermeister von Fort-Louis, schaffte aber bereits im ersten Wahlgang vor einer Woche nur 17,17 Prozent. Lediglich in den drei Kommunen Neuhaeusel, Forstfeld und Fort-Louis gelangte Janus in der ersten Runde an die Spitze. Frédéric Reiss lag beim ersten Wahlgang vor einer Woche in 52 der 102 Gemeinden des Wahlbezirks auf dem ersten Platz, weitere 37 Kommunen gewann er nun am vergangenen Sonntag hinzu. Sein bestes Ergebnis erzielte er in Aschbach mit 79,09 Prozent. Christian Gliech von der LREM, der im ersten Wahlgang in 46 Gemeinden an der Spitze lag, konnte nun nur noch in 13 Kommunen (Biblisheim, Buhl, Dalhunden, Hegeney, Herrlisheim, Leutenheim, Lobsann, Memmelshoffen, Offendorf, Roppenheim, Walbourg, Uttenhoffen und Gundershoffen) das Rennen gewinnen. Eine große Überraschung gab es in Roppenheim. Dort hatten bei der Präsidentschaftswahl 52,01 Prozent der Wähler ihre Stimme Marine Le Pen von der Front National gegeben, Emmanuel Macron mit seiner LREM war auf 47,99 Prozent gekommen. Am Sonntag setzten die Roppenheimer mit 51,6 Prozent Christian Gliech (LREM) an die Spitze, Frédéric Reiss erhielt 48,4 Prozent. Überraschung auch in Strasbourg, wo alle vier Wahlbezirke von Emmanuel Macrons Bewegung gewonnen wurden. Somit hat das Elsass keinen einzigen sozialistischen Abgeordneten mehr in der Nationalversammlung Frankreichs. Wahlergebnis Wissembourg: Frédéric Reiss mit 63,49 Prozent, Christian Gliech 36,51 Prozent. Lauterbourg: Reiss 55,31 Prozent, Gliech 44,69 Prozent. Scheibenhard: Reiss 61,32 Prozent, Gliech 38,68 Prozent. Seltz: Reiss 63,93 Prozent, Gliech 36,07 Prozent. Mothern: Reiss 66,12 Prozent, Gliech 33,88 Prozent. Germersheimer Rundschau