Kreis Südliche Weinstraße „Die Menschen akzeptieren mich“

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Yasser Karahasan macht seit Anfang Juni ein Praktikum im „Kaffeefleck“. Ob der Wunsch von Sabine Schmitt-Gilke und Bernhard Schmitt in Erfüllung geht, dass Yasser bei ihnen bleibt, hängt von den Behörden ab. Strahlend und gut gelaunt bringt Yasser Kaffee, der im „Kaffeefleck“ geröstet wird, Tee, Getränke und Kuchen an die Tische. „Die Menschen akzeptieren mich“, sagt er strahlend, auch wenn er bisher nur einige Grundkenntnisse der deutschen Sprache hat. Mit Freundlichkeit und manchmal Händen und Füßen geht viel. Sein Integrationskurs ist bewilligt und beginnt in Kürze. Zu Hause lerne er täglich deutsch, erzählt er. „Seinen ersten Bestellzettel hat er in arabischer Sprache geschrieben, den habe ich mir aufgehoben“, sagt Sabine Schmitt-Gilke lachend und zeigt das „historische Dokument“, das auch mit zum Symbol des Beginns einer Freundschaft zwischen der Familie und Yasser geworden ist. „Daniela Tiben war eine seiner Deutschlehrerinnen im Schulzentrum, wo er einen Grundkurs gemacht hat. Mit ihr kam er immer mal wieder ins Café“, erinnern sich Schmitts an die Anfänge. „Ich würde gerne an einem so netten Platz arbeiten“, habe er irgendwann gesagt. Das Praktikum wurde genehmigt und für alle ein voller Erfolg. „Er hat ganz viel Freude an dem, was er tut, das merkt man“, sind sich „Tante Sabine“ und „Onkel Bernd“ einig. Er nenne sie aus Respekt Tante und Onkel, das Du komme für ihn ansonsten nicht infrage, erklären sie die Anrede. „In Frieden leben,“ ist der Wunsch, der den 28-jährigen Yasser Karahasan dazu veranlasst hat, Afrin, seine Heimatstadt nahe Aleppo zu verlassen und sich auf die gefährliche Flucht zu begeben. Nach drei Monaten in der Türkei kam er mit dem Boot über das Mittelmeer. „In dem neun Meter langen Schlauchboot saßen 65 Menschen, davon 15 Kinder“, erzählt er. Ertrunken sei glücklicherweise niemand. „Ich will nicht zurück“, sagt er ganz klar, obwohl er seine Eltern zurücklassen musste, die sich aus Altersgründen die Flucht nicht zugetraut haben. Seine vier Brüder sind in ganz Deutschland verstreut. Erschwerend kommt hinzu, dass die Familie eine christlich-kurdische ist, unter den Kurden eine Minderheit von wenigen Prozent. „Es gibt zu viele Opfer und zu viel Hass. Es ist schwer, den Krieg zu stoppen“, sagt Yasser. Er hat in seiner Heimat studiert und vier Jahre in seinem Beruf als Sportlehrer gearbeitet. Mit ein Grund, warum er in der Fußballmannschaft der Spielvereinigung Bad Bergzabern spielt. Seit elf Monaten ist Yasser Karahasan jetzt in Deutschland geduldet, er wartet auf eine Anhörung in Trier, um zu wissen, welchen Status er hat und über das Praktikum hinaus im „Kaffeefleck“ arbeiten zu können. Für die Schmitts gehört er mittlerweile zur Familie und sie würden ihn sehr gerne mehr in das Geschäft einbinden. „Wir treffen uns auch privat, grillen zum Beispiel zusammen, er kennt unsere fünf erwachsenen Kinder“, erzählt das Paar, das seinem Praktikanten das beste Zeugnis ausstellt: „Er ist unheimlich aufmerksam, hilfsbereit und sehr respektvoll, wir haben vollstes Vertrauen zu ihm.“ Im Café kann Yasser inzwischen alles, was zum Betrieb gehört. Was noch aussteht, ist die Kunst des Röstens und Veredelns der Kaffeebohnen, die Domäne von Bernhard Schmitt, bei der er sich im „Kaffeefleck“ auch gerne zusehen lässt. „Wir hoffen, dass wir ihn behalten können“, wünschen sich Schmitts. Und Yasser Karahasan gefällt es nicht nur im „Kaffeefleck“, sondern auch in der Kurstadt. „Ich mag große Städte nicht, ich finde Bad Bergzabern schön“, versichert er. |pfn

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