Herxheim Ursel Werthers Indienhilfe in neuem Domizil

Ursel Werther hat in ihrem neuen Laden nun mehr Platz als früher.
Ursel Werther hat in ihrem neuen Laden nun mehr Platz als früher.

Wenn das mal keine gute Nachricht ist: Pater Franklin Rodrigues in Bhopal/Indien kann sich weiterhin auf Hilfe aus Herxheim verlassen. Denn die Zukunft des Indienlädchens ist gesichert. Zumindest für die nächsten Jahre. Das Secondhand-Geschäft hat an einem neuen Standort wiedereröffnet.

Ursel Werther und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen können jetzt neu durchstarten. Vergessen ist die Zeit der Ungewissheit, in der das „Lädchen“ wegen einer Kündigung vor dem Aus stand. Denn in allerletzter Minute – quasi 5 vor 12 – bot ein Herxheimer ein Fachwerkhaus in der Dorfmitte zur Miete an.

Die Indienhilfe kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Werther, ehemalige Lehrerin am Pamina Schulzentrum, gründete sie 1980 als Schüler-Flohmarkt. Im Laufe der Jahre wurde das Warenangebot dank fleißiger Spender immer vielseitiger und entsprechend stiegen die Einnahmen. Nach ihrer Pensionierung zog Werther mit dem Lädchen im Jahr 2011 in die Holzgasse. Dort ging es zwar beengt zu, aber die Miete habe gestimmt, erzählt sie. Doch dann im Herbst letzten Jahres die Schocknachricht: Ein Kündigungsschreiben beendete das Mietverhältnis bis zum Ende des Jahres.

Werther hat überall nach Hilfe gesucht

Die Suche nach einer neuen Bleibe gestaltete sich schwierig und bereitete Werther viele schlaflose Nächte. Auf ihre Hilferufe im Herxheimer Amtsblatt und in der RHEINPFALZ bekam sie zwar Geschäftsräume angeboten, jedoch lagen diese alle über ihrem Budget von 500 Euro Monatsmiete. Es habe in diesen Wochen niemanden gegeben, dem sie nicht ihr Problem schilderte, seien es Kommunalpolitiker, Freunde, Kunden oder Lieferanten gewesen. „Doch alles ohne Erfolg“, denkt sie an diese schwere Zeit zurück. Dann betrat kurz vor Toresschluss ein Herxheimer das Lädchen und berichtete von einem Fachwerkhaus, das ihm gehöre und das zurzeit leer stehe. Jetzt ging alles ganz schnell, da auch seine Ehefrau mit der Vermietung einverstanden war.

Das neue Domizil befindet sich am Ende einer Sackgasse – im Herxheimer Volksmund „Poschtgässel“ genannt – die am Nachbarhaus von „Tipi’s Schuh- und Schlüsseldienst“ von der Unteren Hauptstraße abzweigt. Es bietet auf 110 Quadratmetern genug Platz zur Präsentation der Ware. Im Erdgeschoss sind in zwei Räumen Geschirr, Gläser und Haushaltswaren ansprechend in Regalen aufgebaut. Besonders die schönen Kaffee- und Speiseservice aus Omas Zeiten sind eine Fundgrube für alle Vintage-Liebhaber.

„Wie früher der Kaufhof“

Kleidungsstücke für Männer, Frauen und Kinder, die in der Holzgasse in Wühlkisten auf dem Bürgersteig zu finden waren, sind jetzt geordnet im Obergeschoss untergebracht. In den drei Räumen plus Flur gibt es auch Platz für Bett- und Tischwäsche, Schuhe, Taschen, Spielsachen, Handarbeitsutensilien und vieles mehr. „Es ist ein richtiges Secondhand-Kaufhaus, so wie früher der Kaufhof“, findet Sabine Geyer, die schon viele Jahre im Lädchen mitarbeitet. „Egal, ob teure Markensachen oder Discounterware – alles ist für wenig Geld zu haben.“ Ihre Kunden seien aber keineswegs nur Leute mit kleinem Geldbeutel. Viele kämen, weil sie auf der Suche nach Raritäten und Antiquitäten seien.

Insgesamt hat sich also die Situation des Lädchens in den neuen Räumen verbessert. Und doch gibt es einen Wermutstropfen. Weil offensichtlich nur wenige Leute die neue Adresse kennen, werden viele Stammkunden und die Laufkundschaft vermisst. Werther hofft inständig, dass sich das bald ändert, denn Pater Franklin ist weiterhin auf finanzielle Hilfe aus Herxheim angewiesen. Vor kurzem habe sie im Urlaub per E-Mail einen Hilferuf von ihm erhalten. Darin schilderte er das Elend von Straßenkindern, die sich völlig auf sich allein gestellt durchschlagen müssten. Gerne hätte er eine Gruppe dieser Kinder aufgenommen und versorgt, allein: Es gab in keinem seiner Waisenhäuser noch Platz. Da überwies Werther 30.000 Euro für den Kauf eines Hauses – den kompletten Erlös, den sie mit ihrem Lädchen in einem Jahr erwirtschaftet.

Info

Wer gut erhaltene Waren spenden möchte, meldet sich bei Ursel Werther unter Telefon 06341 52264 oder direkt im Lädchen in der Unteren Hauptstraße 119. Das Fachwerkhaus befindet sich in einer Sackgasse, die am Haus neben dem Schuh- und Schlüsseldienst von der Hauptstraße abbiegt.

Öffnungszeiten: 1. und 3. Mittwoch im Monat von 13.30 bis 16 Uhr; samstags von 10.30 bis 13 Uhr.

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