SÜW Jugendhilfe im Kreis setzt auf mehr Vorsorge

Kinderarmut ist die Schattenseite eines wohlhabenden Landes.
Kinderarmut ist die Schattenseite eines wohlhabenden Landes.

Der Landkreis Südliche Weinstraße erntet die ersten Früchte seiner Arbeit in der Jugendhilfe. Ein Kenner der Thematik bescheinigte dem Kreis sogar, landesweit beispielgebend zu sein.

Das Ziel aller Bemühungen ist, durch eine bessere Vorsorge weniger Nachsorge zu brauchen. Bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses stellte Heinz Müller, Geschäftsführer des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz, aktuelle Zahlen und Interpretationen zur Jugendhilfe vor. Sein Institut hat unter anderem die Einführung des Sozialraumbudgets begleitet.

Die Ausgangslage ist schwierig. Neue Gesetze müssen umgesetzt, die Folgen der Pandemie und der Migrationsbewegungen verarbeitet werden, und das vor zunehmendem Fachkräftemangel. Mittlerweile sei es vielerorts tägliche Arbeit in den Jugendämtern, Einrichtungen der Jugendhilfe abzutelefonieren, um freie Plätze für Kinder zu finden. Wenn das nicht gelinge, so Müller, müssten immer mehr Jugendämter in Deutschland gelegentlich Kinder übers Wochenende in Hotels unterbringen.

Über dem Landesschnitt

Ein weiteres Problem sei die Kinderarmut. Laut Müller kann der Prozentsatz von Kindern im Sozialgeldbezug als Maßstab für Armut herangezogen werden. Im Kreis SÜW habe das im Jahr 2022 durchschnittlich 84,3 Kinder unter 15 Jahren pro 1000 junge Menschen betroffen. Die Kinderarmutsquote betrage etwa acht Prozent, womit die Südliche Weinstraße etwas über dem Durchschnitt der Kreise im Land liege. Wüchse die Kinderarmutsquote in SÜW um ein Prozent, stiegen die Kosten für Jugendhilfeleistungen wahrscheinlich um 800.000 Euro im Jahr. „Wenn wir frühzeitig Familien in prekären Lebenslagen unterstützen, verhindern wir diese Zusammenhänge. Es zeigt sich, dass man sozialräumlich handeln, Familien in schwierigen Lagen früh zur Seite stehen muss“, fasste der Geschäftsführer zusammen.

Trotz der hohen Quote werden Hilfe zur Erziehung im Kreis unterdurchschnittlich in Anspruch genommen. „Das ist deswegen positiv zu bewerten, weil sie im Landkreis Südliche Weinstraße viel Präventionsarbeit leisten“, betonte Müller. Die Bruttoauszahlungen für Hilfen zur Erziehung pro jungem Mensch unter 21 Jahren lagen im Landkreis Südliche Weinstraße im Jahr 2022 bei 538,30 Euro. Der Durchschnitt der Kreise liegt bei 608,90 Euro, der der kreisfreien Städte bei 851,20 Euro.

Fünf Beratungsstellen

Laut Hannelore Schlageter, Leiterin des Jugendamts, hat der Kreis bewusst auf Veränderungen gesetzt, beginnend 2018 mit der ersten Familienberatungsstelle in Bad Bergzabern, dann mit dem Sozialraumbudget. Mittlerweile gebe es fünf Jugend- und Familienberatungsstellen, die junge Menschen und Familien niederschwellig unterstützen, seit 2021 durch Mittel des Sozialraumbudgets, ergänzt um Kita-Sozialarbeit und Kita-Kiste. Das Jugendamt definiert den Bedarf mittels einer sozialpädagogischen Diagnose, begleitet Aktionen der Hilfen zur Erziehung eng und prüft die Unterstützung regelmäßig auch auf ihre Wirksamkeit. Schlageter lobte auch die Träger vor Ort.

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