Wörth Voruntersuchungen für Geothermieprojekt starten

Steffen Unger erläutert den Wärmewerk-Geschäftsführern Udo Mertz und Stefan Ertle sowie dem Geologen Thomas Kölbel (von links) d
Steffen Unger erläutert den Wärmewerk-Geschäftsführern Udo Mertz und Stefan Ertle sowie dem Geologen Thomas Kölbel (von links) die Funktionsweise des Gravimeters.

Rund 70 Quadratkilometer groß ist die Fläche, auf der die Wärmewerk Wörth GmbH nach dem Standort für ihr Geothermiewerk sucht. Mit der Suche wird diese Woche begonnen.

Es ist kleiner, eher unscheinbarer Kasten, der auf dem Parkplatz am Tor 1 des Mercedes-Benz-Werks in Wörth auf ein kleines Stativ gestellt wird. Dieser Kasten nennt sich Gravimeter, ist voll gestopft mit modernster Messtechnik, „und kostet rund 120.000 Euro“, wie Steffen Unger betont. Unger und seine Kollegen von der Geophysik und Geotechnik Leipzig GmbH haben von der Wärmewerk Wörth den Auftrag für die gravimetrischen Untersuchungen bekommen. Damit startet das Joint Venture von Daimler Truck, Energie Baden-Württemberg (EnBW) und der Stadt Wörth in die erste Phase seines Projekts, um Möglichkeiten der Wärmegewinnung aus tiefer Geothermie zu überprüfen.

„Unser Ziel in den nächsten Monaten ist, ein 3D-Bild vom Untergrund in unserem Aufsuchungsfeld zu gewinnen“, sagt Geologe Thomas Kölbel von der EnBW. Neben gravimetrischer Messungen gehören auch hydrochemischen Untersuchungen zu der ersten Phase. Dabei werden aus einer Tiefe von 30 bis 40 Metern Wasserproben gezogen. Bei den hydrochemischen Untersuchen werden unter anderem Temperatur, pH-Wert und elektrische Leitfähigkeit in öffentlichen, weniger tiefen Brunnen gemessen. Auch werden einzelne Wasserproben im Labor analysiert, um die Zusammensetzung der darin enthaltenen Elemente zu analysieren. „Aus den Messergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf durchlässige Strukturen für natürliches Thermalwasser bis in mehrere Kilometer Tiefe ziehen“, erläutert Kölbel.

1200 verschiedene Messpunkte

Unger zeigt derweil auf seinem Tablet eine Karte vom rund 70 Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet. In der Karte sind insgesamt 1200 Messpunkte eingezeichnet. „Wir haben sogenannte Basispunkte, an denen messen wir morgens, mittags und abends. Und von diesen Punkten entfernen wir uns dann, um weitere Messungen vorzunehmen“, erklärt Unger die Vorgehensweise. Wie weit man sich von einem Basispunkt entfernt, um wieder zu messen, hängt von der Gegend. „Es ist anders, ob wir im Wald messen oder in einem bebauten Gebiet“, sagt Unger. Auch können Fahrzeuge oder Züge das Messergebnis beeinflussen. Anfang dieser Woche wurden die Basispunkte eingerichtet, seit Donnerstag sind nun zwei Messteams in Wörth um Umgebung unterwegs, in der nächsten Woche kommt ein weiteres Team hinzu. „Wir werden rund einen Monat mit den Messungen beschäftigt sein“, kündigt Unger an.

Mithilfe gravimetrischer Messungen können der generelle tektonische Aufbau, also die verschiedenen Gesteinsschichten, wesentliche Störungen wie Bruchkanten und Gebiete mit stark aufgelockerten Schichten im Untergrund ermittelt werden. „Es ist ein sehr filigranes Verfahren“, betont Kölbel. Dabei liege den gravimetrischen Messungen ein einfaches physikalisches Prinzip zugrunde. „Die Anziehung zwischen zwei Körpern beziehungsweise ihrer Masse, wissenschaftlich als Gravitation bezeichnet.“ Sie nimmt mit der Masse eines Körpers zu; mit wachsender Entfernung zwischen zwei Körpern nimmt sie ab. Im konkreten Fall heißt das: Ein massives, dichtes Granitgestein zieht eine zweite Masse stärker an eine poröse und mit Wasser gefüllte Sandsteinschicht. Das Gravimeter nutzt diese Eigenschaft, um die lokale Verteilung unterschiedlicher Massen im Untergrund zu erfassen.

3D-Seismik ab Anfang nächsten Jahres geplant

Die in den kommenden Wochen gesammelten Messdaten werden im Anschluss analysiert. „Wir greifen außerdem auf frühere Untersuchungen zurück. Hier in der Gegend gab es ja schon Bohrungen nach Öl und Gas“, sagt Stefan Ertle, Asset-Manager im Profitcenter Fernwärme der EnBW und einer der beiden Geschäftsführer der Wärmewerk GmbH. Am Ende soll es ein 3D-Bild ergeben, das Aufschluss darüber gibt, wo sich eine Bohrung lohnt. „Aber ohne 3D-Seismik wird es nicht gehen“, betont Kölbel. Geplant ist, dass Anfang kommenden Jahres die Vibrationsfahrzeuge unterwegs sein werden. „Wir sind derzeit dabei, die Förderanträge für diese zweite Phase vorzubereiten“, sagt Udo Mertz von Daimler Truck, der Anfang des Monats des Geschäftsführer-Posten der Wärmwerk GmbH übernommen hat. Die ersten Phase wurde vom Bundeswirtschaftsministerium mit 10 Millionen Euro gefördert.

Läuft alles nach Plan, soll Ende 2025 der beste Standort für das Geothermiewerk feststehen. In den Jahren 2026 und 2027 soll die Erdwärme erschlossen werden. Bei erfolgreicher Bohrung könnte ab Mitte 2027 mit dem Bau des Geothermiewerks begonnen werden, die Inbetriebnahme ist dann für 2028 vorgesehen.

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