Jockgrim Pilotprojekt zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen

Was Hochwasser anrichten kann, hat man bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gesehen. So weit soll es im Kreis nicht kommen.
Was Hochwasser anrichten kann, hat man bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gesehen. So weit soll es im Kreis nicht kommen.

Als einer der ersten Landkreise in Deutschland testet der Kreis Germersheim in der Verbandsgemeinde Jockgrim eine neue Computersoftware zum Schutz vor Starkregen, Hochwasser und Überflutungen.

„Der Schutz der Menschen vor Starkregen, Hochwasser und Überflutungen muss immer wieder aufs Neue betrachtet und verbessert werden, damit Schäden bei plötzlichen Unwetterereignissen möglichst gering bleiben.“ Deshalb, so Landrat Fritz Brechtel in einer Pressemitteilung weiter, teste der Kreis Germersheim als einer der ersten Landkreise in Deutschland eine Software zur Starkregenvorsorge. Ziel sei es, Wetterereignisse noch aufmerksamer zu beobachten, durch schnelle Reaktion Schäden gering zu halten und im besten Fall sogar ganz zu vermeiden. Zwar sei die Südpfalz nicht im gleichen Maße von Hochwasser- und Starkregenereignissen betroffen wie andere Regionen, aber Brechtel möchte dennoch die Schutzmaßnahmen im Landkreis weiter ausbauen: „Denn auch bei uns nehmen diese Ereignisse zu.“

Bereits im vergangenen hat Landrat Brechtel bei einer Veranstaltung der Metropolregion Rhein-Neckar von den Möglichkeiten der Software Flood4Cast erfahren, heißt es in der Pressemitteilung. Das Pilotprojekt zur Starkregenvorsorge im Alltagsbetrieb sei auf Initiative von Jockgrims Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel zustande gekommen. „Vereinfacht gesagt, errechnet die Software Flood4Cast aus aktuellen Regenradardaten und speziellen, digitalisierten Landkarten an sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden am Tag eine präzise Prognose, wo und in welchem Maße die Verbandsgemeinde Jockgrim von Starkregen betroffen sein wird und mit welchen Überflutungen gegebenenfalls in den Ortslagen gerechnet werden muss“, heißt es in der Pressemitteilung. „Die aus diesen Warnungen beziehungsweise Alarmen generierten Schlussfolgerungen helfen bei der Entscheidung, in welchem Umfang Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden müssen“, wird Wünstel zitiert, der das Projekt intensiv begleite und unterstütze.

 Jockgrims Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel (li.) und Landrat Fritz Brechtel beim Projektstart.
Jockgrims Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel (li.) und Landrat Fritz Brechtel beim Projektstart.

Die von der Software erstellte Prognose kann laut Pressemitteilung mit einer Vorlaufzeit von bis zu drei Stunden erfolgen. Somit könnten die Bürgerinnen und Bürger gegebenenfalls frühzeitig gewarnt werden und Einsatzkräfte sich entsprechend vorbereiten. Warnmeldungen würden automatisch gesammelt und an den verantwortlichen Personenkreis weitergegeben. Zum Beispiel könne ein Alarm an die Integrierte Leitstelle Südpfalz, die Feuerwehren inklusive deren jeweilige Feuerwehreinsatzzentrale und an die Verwaltung gesendet werden. Falls notwendig, würden dann zur Schadensabwehr entsprechende Maßnahmen ergriffen. Das Geschehen werde in einer Zeitschiene auf dem Bildschirm angezeigt und könne in Fünf-Minuten-Schritten nachverfolgt werden. Das heißt: Alle fünf Minuten werden die Wetterdaten erneuert und auf dieser Basis eine neue Prognose erstellt. „Das bedeutet für uns, dass die gezeigten Prognosen nie älter als sechs bis sieben Minuten sind“, so Wünstel. Mit einer der nächsten Programmaktualisierungen würden auch Daten und Anzeigen über kleinere Fließgewässer wie Bäche oder Flüsse ermöglicht. In der Verbandsgemeinde Jockgrim würde das vor allem den Otterbach und den Erlenbach betreffen.

Mike Schönlaub, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises Germersheim, sei ebenfalls überzeugt, dass die Wetterlage konsequent beobachtet werden muss und habe die Verbandsgemeinde Kandel in das Pilotprojekt eingebunden.

Der Vertrieb der Software erfolgt nach Mitteilung der Kreisverwaltung über die Firma InnoAqua aus Hoppegarten. 50 Prozent der Firma werde vom Hersteller des Programms, der Firma HydroScan aus Belgien, der Rest von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH gehalten. Heiko Sieker sei einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet „Regenwasser“ und „beschäftigt sich seit Jahren höchst erfolgreich mit dem Thema“. Flood4Cast werde bereits in verschiedenen Ländern eingesetzt, die meisten Anwender finden sich unter anderem in Belgien, Frankreich, Deutschland und Vietnam.

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