Grünstadt Zwischen Technoclub und Kegelhalle

Die Bundesliga ist das Ziel: KVG-Neuzugang Michelle Hecht gibt alles für ihren Sport.
Die Bundesliga ist das Ziel: KVG-Neuzugang Michelle Hecht gibt alles für ihren Sport.

«Grünstadt.» Kegeln – nur ein netter Zeitvertreib für ältere Herren? Dieses Klischee kann Michelle Hecht aus Rodalben nicht unterschreiben. Die 20-Jährige spielt seit dieser Saison bei der Ersten Damenmannschaft der KV Grünstadt und räumt mit so einigen Vorurteilen auf. Die RHEINPFALZ hat die Abiturientin, die zum Training 140 Kilometer fährt, auf der Kegelbahn getroffen.

Wenn man die zierliche junge Frau sieht, dann kommt einem nicht in den Sinn, dass ihre größte Leidenschaft das Kegeln ist. „So geht es vielen, denen ich erzähle, dass ich kegle. Viele schätzen mich anders ein, wenn sie mich sehen“, erzählt Michelle Hecht. Die meisten Frauen in ihrem Alter hätten andere Interessen und machten andere Sportarten wie beispielsweise Reiten, weiß sie. Hecht aber steht zu ihrem Hobby. „Es macht mir riesigen Spaß. Seit meinem 13. Lebensjahr kegle ich schon. Mein Vater hat mich auf diese Sportart aufmerksam gemacht, da er selbst kegelt“, sagt sie. Hecht wünscht sich, dass ihre Lieblingssportart etwas populärer und angesehener wird. Oft wüssten die Leute gar nicht, dass Kegeln nicht nur ein lustiger Freizeitspaß mit feuchtfröhlichen Trinkrunden sei, sondern ein ernsthafter Sport, für den man Disziplin benötige. Disziplin bringt der Neuzugang der KVG wahrlich mit. Zweimal pro Woche kommt sie zum Training nach Grünstadt und nimmt dabei insgesamt vier Stunden Fahrtzeit und 280 Kilometer in Kauf. Alltägliche Entbehrungen, die man so eigentlich nur aus dem hoch bezahlten Leistungssport kennt. Doch es ist der Ehrgeiz, der sie antreibt. Die junge Frau weiß ganz genau, wo sie sportlich hin will: „Natürlich möchte ich die Erwartungen, die ich mir selbst gestellt habe, erfüllen. Ich kegle schon so lange und war noch nie in der Bundesliga. Das möchte ich jetzt erreichen“, so Hecht. Deshalb habe sie den Verein gewechselt. In Grünstadt seien im Vergleich zu dem Verein in Rodalben, dem sie früher angehörte, die Chancen größer, erfolgreich zu sein. Im Team ist sie derzeit das Küken, genießt aber, wie sie sagt, keine Sonderstellung. „Wir verstehen uns sehr gut. Es sind sogar schon Freundschaften entstanden“, freut sich die aufgeschlossene junge Frau, die bereits die Vorzüge der Region kennenlernen durfte. „Hier gibt es so viele Möglichkeiten und viele Feste. Und überall gibt es Wein, das ist auch toll. Das findet man in meiner Heimat nicht.“ Auf den Dürkheimer Wurstmarkt hat sie es dieses Jahr nicht geschafft, aber fürs nächste Jahr steht der schon im Terminkalender. Und die Städte in der Region möchte sie unbedingt besuchen, denn Sightseeing ist eine große Leidenschaft der Westpfälzerin, die nach ihrem Abitur Jura studieren möchte oder sich eine Ausbildung bei der Polizei vorstellen könnte. Im Kalender von Michelle Hecht stehen auch Musikfestivals. Davon zeugen die Bändchen, die sie am Arm trägt. Mehrmals im Jahr besucht sie Technoveranstaltungen. Techno und Kegeln, passt das zusammen oder sind das nicht zwei Welten, die aufeinandertreffen? Es lässt sich super miteinander kombinieren, findet Hecht und sagt: „Ich genieße die zwei unterschiedlichen Dinge. Die Musik gibt mir ein Freiheitsgefühl, Kegeln fordert dagegen Konzentration.“ Zudem besuche sie nur Festivals, wenn am Wochenende kein Spiel anstehe. Und in ihrer neuen Mannschaft bei der KV Grünstadt hat sie sogar schon Freunde gefunden, die neben dem Kegeln den gleichen Musikgeschmack mit ihr teilen. Die 27-jährige Ronja Hafke ist froh, dass Michelle nun im Regionalliga-Team der KV Grünstadt dabei ist: „Sie erzielt nicht nur super Ergebnisse und bringt gute Leistungen, sondern ist menschlich total nett.“ Die beiden verbindet die Technomusik, auf Festivals treffe man sich gerne, erzählt Hafke, die ihre neue Teamkollegin bereits von früheren Wettkämpfen kennt. „Damals, als Michelle noch beim anderen Verein war, waren wir Konkurrenten“, sagt sie lachend. Aber menschlich habe auch da schon alles zwischen den beiden gepasst, sind sich die beiden jungen Frauen einig.

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