Grünstadt Junge toben, Alte lernen

Die engagierten Helfer bei der Kinderbetreuung, von links: Maike Heymann (17), Zari Ahmadi (ehemalige Kursteilnehmerin), Anna Be
Die engagierten Helfer bei der Kinderbetreuung, von links: Maike Heymann (17), Zari Ahmadi (ehemalige Kursteilnehmerin), Anna Becker (16) und Johannes Neumann (16).

In diesem Sommer bietet die Ebertsheimer Bildungsinitiative (Ebi) erstmals einen Alphabetisierungskurs für Flüchtlinge in der Stadtmission Grünstadt an, bei dem die Kinder betreut werden, während die Erwachsenen lernen. Das Modellprojekt ist ein riesiger Erfolg.

Ein Garten voll spielender Kinder, es wird getobt und gelacht. Im Hintergrund läuft der Klassiker „Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt ’ne kleine Wanze“. Derweil wird in einem Raum der Stadtmission fleißig Deutsch gelernt. 16 Flüchtlinge aus Syrien, Somalia, Eritrea, Afghanistan und dem Iran geben im Alphabetisierungskurs ihr Bestes. ,,Eine Freundin fragte mich, ob wir nicht auch Kinderbetreuung anbieten könnten, um jungen Müttern die Möglichkeit zu geben, Deutsch zu lernen“, erzählt Katja Leyendecker, Koordinatorin für die Sprachkurse der Ebi. In Kooperation mit der Stadtmission Grünstadt, die die Räume zur Verfügung stellt, habe man die Idee umsetzen können. Geleitet wird der Alphabetisierungskurs von Doris Best, eine von vier Sprachlehrerinnen der Ebi. „Die Flüchtlinge sind alle äußerst engagiert und geben sich sehr viel Mühe“, so Best. Das Besondere an dem Kurs: Es werden Flüchtlinge unterrichtet, die aktuell keine Chance haben, einen Platz in einem Integrationskurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zu bekommen. „Uns war es wichtig, eine Lösung für diese Übergangsphase zu finden, damit die Flüchtlinge trotzdem die Möglichkeit bekommen, Deutsch zu lernen und keine Zeit verschwenden“, sagt Leyendecker. 2016 haben sieben Lehrkräfte der Ebi insgesamt 13 Kurse geleitet. In diesem Jahr soll das Angebot weiter ausgebaut werden. Ein Paradebeispiel dafür, wie wertvoll diese Sprachkurse sein können, ist die 35-jährige Zari Ahmadi. Sie flüchtete vor eineinhalb Jahren aus Afghanistan und durchlief alle Kurse der Ebi. „Ich wollte einfach nur die Sprache lernen“, erklärt sie in nahezu flüssigem Deutsch. Leyendecker erinnert sich daran. „Unsere Kurse waren eigentlich schon voll, doch Zari hat mich angebettelt, noch einen Platz zu bekommen.“ Heute engagiert sich Ahmadi und hilft bei der Kinderbetreuung, während die Eltern nebenan Deutsch lernen. Unterstützt wird sie dabei unter anderem von den drei Jugendlichen Maike Heymann (17), Anna Becker (16) und Johannes Neumann (16), bis zu dreimal wöchentlich kümmern sie sich ehrenamtlich um die Kinder. ,,Wir möchten den Familien helfen, zusätzlich macht es uns sehr viel Spaß“, erklärt Anna Becker gegenüber der RHEINPFALZ. Das Verhältnis zu den Eltern der Kinder sei mehr als positiv: „Sie sind sehr herzlich zu uns und freuen sich, wenn wir Zeit mit ihren Kindern verbringen“, sagt Maike Heymann. Besonders spannend ist für die drei Jugendlichen außerdem, die Entwicklung der Kinder hautnah mitzuerleben. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Kinder jeden Tag dazulernen und offener werden“, sagt Johannes Neumann.

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