Grünstadt Hochkarätige Krimi-Kost

Scheer
Scheer

In der vorangegangenen Ausgabe dieser Kolumne ging es um „Operation Zagreb“ von Philip Kerr, den zehnten Band der Bernie Gunther-Reihe. Und auch in der aktuellen „Crime Corner“ ist eine Serie zu würdigen, die sich großer Beliebtheit erfreut und ebenfalls von einem Briten geschrieben wird.

Peter James startete seinerzeit mit „Stirb ewig“ die Reihe um seinen Ermittler Roy Grace, der sich im zehnten Fall mit einer gefährlichen Stalking-Situation konfrontiert sieht. Es beginnt diffus: Ein Mann wird in der Nähe eines Golfclubs mit schwersten Brandverletzungen im Straßengraben gefunden. Zunächst weisen die gefundenen Indizien auf einen Selbstmord hin, doch warum sollte ausgerechnet ein Arzt diese Todesform der Selbstverbrennung wählen, wenn er doch Zugriff auf Medikamente hätte, die für ihn keine solche Todestortour darstellen würden? Kurz danach kommt es in Brighton zu einer Reihe von Bränden, und schon bald rückt Bryce Laurent ins Visier der Ermittler, ein charismatischer Mann, der früher mit Red Westwood zusammen gewesen und bereits wegen Stalkings verurteilt worden ist. Was die Polizei anfänglich nicht ahnt: Bryce plant eine ganz morbide, ausgeklügelte Rache an Red, ihrer Familie; kurzum, er will alles vernichten, was dieser Frau im Leben wichtig ist. „Dich will ich töten“ ist perfide, denn Bryce ist über alle Schritte von Red Westwood informiert. Er weiß um die Ermittlungen von Roy Grace – und so gelangt auch dieser ins Visier (genauer ins Visier einer Armbrust) von Bryce Laurent. Gekonnt schürt Peter James die Spannung, wechselt in seinen vielen Kapiteln schnell in der Perspektive hin und her, was diesem Roman eine besondere Dynamik verleiht. Sie wollen mit diesem Roman in die Reihe einsteigen? Kein Problem. Jeder Fall steht für sich. Doch sei die große Kunst des Autors nicht verschwiegen, seine Figuren in bemerkenswerter Weise weiter zu entwickeln, an andere, vorangegangene Romane und Fälle anzuknüpfen und somit auch sozusagen alte Fäden wieder aufzunehmen. Das lässt das Team authentisch wirken, ohne dass dabei der Fall aus den Augen gerät. Hochkarätige Krimikost mit einem sehr ernsten Thema – und leider auch der Erkenntnis, dass Stalking keineswegs in adäquater Weise von der Justiz behandelt wird. Denn welche Hölle die Opfer durchleben, und sei es auch ohne den dramatischen Höhepunkt eines hier vorliegenden Romans, das wird in „Dich will ich töten“ vermittelt. Sie sind neugierig? Dann greifen sie ruhig zu einem Peter-James-Roman ... und wer denkt, diese Kolumne ist jetzt aber nicht ganz aktuell – stimmt auch, denn der nächste (elfte) Fall für Roy Grace wartet schon am Freitag beim Buchhändler Ihres Vertrauens auf Sie. Spannende Lektüre! Lesezeichen Peter James: Dich will ich töten, Scherz 2016, Broschur, 383 Seiten, 14,99 Euro.

x