Grünstadt Feuchttücher sind ein Problem für die Kläranlage

Feuchttücher gehören in die Mülltonne, nicht in die Toilette.
Feuchttücher gehören in die Mülltonne, nicht in die Toilette.

Jeder kennt sie, viele benutzen sie: Feuchttücher jeder Art. Ob als „feuchtes Toilettenpapier“, als Desinfektions- oder als Kosmetik- und Pflegetuch – immer häufiger gelangen die Hygiene- und Kosmetikprodukte über die Toilette in die Kanalisation. Dort und in den Kläranlagen sorgen sie für massive Probleme, verstopfen Rohre, Pumpen und Überläufe. Auch die Werke im Leiningerland sehen sich zunehmend mit dem „Problem Feuchttücher“ konfrontiert.

„Feuchtes Toilettenpapier besteht aus feinen Fasern, die miteinander verbunden sind. Dadurch wird der Vliesstoff reiß- und wasserfest, sodass sich diese Tücher in der Kanalisation nicht wie normales Toilettenpapier zersetzen“, erläutert Dominic Jonas, Büroleiter der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim, in der es Kläranlagen in Altleiningen und Hettenleidelheim gibt. Die Folge: Durch die Schleppwirkung des Abwassers verwickelten sich die Tücher und bildeten sogenannte Verzopfungen. „Diese Klumpen können den Abfluss der Kanalisation behindern und in Pumpwerken die Pumpen verstopfen. Dies führt zu einem erhöhten Verschleiß und Wartungsaufwand sowie Mehrausgaben bei der Kanalreinigung“, so Jonas. Ein Problem, das auch Normann Geisler, Werkleiter bei der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land und Betreuer der DWA-Kläranlagen (siehe Stichwort) im Kreis Bad Dürkheim und im Rhein-Pfalz-Kreis nur zu gut kennt: „In den Kläranlagen holen wir mit einem automatischen Rechen die groben Inhaltsstoffe aus dem Abwasser. Der größte Anteil sind Hygieneartikel, zu denen auch die Feuchttücher gehören, Speisereste, Fäkalien und alle Arten Zivilisationsmüll.“ Allein in der Kläranlage Heßheim, an die die Eckbachgemeinden der VG Grünstadt-Land angeschlossen sind, habe sich der Anteil von Stoffen, die nichts in der Kanalisation zu suchen haben, in den vergangenen eineinhalb Jahren verdoppelt. „Alle Arten von Feuchttüchern gehören in den Restmüll. Den wenigsten Bürgern ist bekannt, dass die Entsorgung von Feuchttüchern und Faserstoffen über die Kanalisation nach der Satzung verboten ist“, betont Geisler. Auch Dominic Jonas verdeutlicht: „Man sollte bedenken, dass sich durch die Tücher Stromverbrauch, Arbeitsaufwand bei Störungen sowie Verschleiß erhöhen und die Entsorgung dieses Mülls Geld kostet, das jeder Verbraucher im Endeffekt zahlen muss.“ Auch im Zuständigkeitsbereich der VG Hettenleidelheim seien der Wartungsaufwand und die Reinigungsintervalle gestiegen, wodurch auch Fremdfirmen eingesetzt werden müssten. Über den konkreten Kostenaufwand durch die Feuchttücher könne er aber keine Aussage treffen. Steffen Albert vom Entsorgungs- und Servicebetrieb Grünstadt und Helmut Zurowski von den VG-Werken Eisenberg berichten ebenfalls, dass Feuchttücher „zunehmend zum Problem“ würden. Auch die Fachliteratur befasse sich nun mit dem Thema. Doch nicht nur Pumpen und Maschinen machen die langen verfilzten Stränge zu schaffen: „Einzelne Tücher schlüpfen durch die Rechen und belegen die Belüfterstränge, die für die Reinigung des Abwassers nötig sind. Dann kommt es zu vermindertem Luftaustausch bis hin zu Faulprozessen durch Schlammablagerungen“, so Jonas. Das führe zu Störungen bei der biologischen Reinigung. Letztlich landeten Tücher im Ablauf der Kläranlage, „sprich im Bach“. Deshalb appellieren Jonas und Geisler samt Kollegen eindringlich an alle: „Müll gehört nicht ins Klo.“

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