Grünstadt Einen anderen Blick aufs Leben bekommen

Wieder da: Danica Helmlinger (links) und Mira Bergmann.
Wieder da: Danica Helmlinger (links) und Mira Bergmann.

Danica Helmlinger aus Bockenheim und Mira Bergmann aus Kleinkarlbach sind von ihrem internationalen Freiwilligendienst in Südamerika zurückgekehrt – mit einer Menge neuer Erfahrungen.

Danica Helmlinger (21) hat in Sucre, der Hauptstadt Boliviens, größtenteils mit Kindern mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung gearbeitet: „Ich habe eine abwechslungsreiche Zeit gehabt und viele Schicksale sowie Hochs und Tiefs der Kinder miterlebt“, sagt sie. Sie habe bei der Hausaufgabenbetreuung, Ergotherapie und Schmuckherstellung mitgeholfen und die Kinder betreut. Mira hat in Valdivia (im Süden Chiles) mit sexuell traumatisierten Kindern gearbeitet. „Ich habe den ganzen Tag mit den Kindern zusammengelebt und auf sie aufgepasst – vom Aufstehen bis ins Bett bringen.“ Außerdem hat die 20-Jährige bei der Schweine- und Hühnerzucht mitgeholfen. „Ich habe eine superschöne Zeit mit den Kindern erlebt und dabei auch die Veränderungen der Kinder miterleben dürfen.“ Mira und Danica haben während ihres internationalen Freiwilligendienstes die südamerikanische Kultur, Landschaft und die Menschen kennengelernt. „Mir gefällt die Landschaft in Bolivien sehr gut. Die Menschen sind sehr höflich und gastfreundlich. Teilen ist bei ihnen selbstverständlich, was ich sehr schön finde. Mit den Menschen an meinem Arbeitsplatz wurde ein würdevoller und respektvoller Umgang gepflegt“, schildert Danica. Mira kann das bestätigen: „Teilen ist dort viel wichtiger als in Deutschland. In Chile und Bolivien ist die Familie außerdem zentral. Die Kinder waren für mich wie eine zweite Familie“. Beide stört jedoch die soziale Ungerechtigkeit und Zweiklassengesellschaft in den Ländern. Die Abiturientinnen haben aber auch Unterschiede zwischen den Ländern festgestellt. „Chile ist ein wirtschaftlich stärkeres Land. Mit dem nötigen Kapital kann man mit europäischen Standards leben, während Bolivien mehr in der südamerikanischen Kultur verwurzelt ist. Außerdem unterscheiden sich die Landschaften sehr stark“, so die Freundinnen. Sie haben aber beide die Erfahrungen gemacht, dass in Bolivien und Chile viel über Deutschland gesprochen wird und es viele Verbindungen, etwa deutsche Schulen und Goethe-Institute gibt. In Deutschland seien diese Länder kaum Thema. Beide haben aus ihrem Freiwilligendienst, bei dem sie mit den Trägerorganisationen Bund der katholischen Jugend und dem Kindermissionswerk Sternsinger zusammengearbeitet haben, viel für sich selbst mitgenommen. „Man bekommt einen besseren Überblick über die Zustände in der Welt und einen anderen Blickwinkel auf unser Leben in Deutschland, denn wir leben weit über die Verhältnisse hinaus“, berichtet Danica. Mira sagt: „Wer Armut kennt, lebt immer im Reichtum.“ Beide schätzen ihre Lebensumstände in Deutschland nun noch viel mehr. Die Gereisten vermissen vor allem die Kinder, mit denen sie gearbeitet haben, und das Spanisch sprechen. Mira absolviert demnächst ein dreimonatiges Pflegepraktikum für ein Medizinstudium, das sie anstrebt. Danica beginnt im Oktober ihr Studium der Übersetzungswissenschaften in Germersheim mit den Sprachen Englisch, Spanisch und Arabisch.

Danica Helmlinger (Mitte hinten) in ihrer Schule in Bolivien.
Danica Helmlinger (Mitte hinten) in ihrer Schule in Bolivien.
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