Frankenthal Zuversicht bei Siemens Frankenthal

Eine Stärke von Siemens: der Dampfturbinenbau. Beim Rundgang konnten sich die Gäste davon einen Eindruck verschaffen.
Eine Stärke von Siemens: der Dampfturbinenbau. Beim Rundgang konnten sich die Gäste davon einen Eindruck verschaffen.

RHEINPFALZ-SOMMERTOUREN: Mitarbeiter sehen Wechsel zum neuen Eigentümer Howden positiv entgegen

Er sehe eine „gute Perspektive für den Standort“, sagt Neumann den RHEINPFALZ-Lesern. Im März war bekannt geworden, dass der schottische Maschinenbauer Howden die Siemens Turbomachinery Equipment GmbH (STE) in Frankenthal übernehmen wird (wir berichteten). Der Übergang des Betriebs mit seinen 550 Mitarbeitern, darunter rund 50 Auszubildende und Teilnehmer des Dualen Studiums, werde voraussichtlich zum 1. Oktober stattfinden, so Neumann. Siemens hatte den Frankenthaler Maschinenbauer, 1899 gegründet als AG Kühnle, Kopp & Kausch (KK&K), im Jahr 2006 übernommen. Beim aktuellen Produktprogramm – Dampfturbinen und Verdichter – gebe es keine wesentlichen Überschneidungen mit Leistungen des neuen Eigentümers, erklärt der Standortleiter. Howden sei ebenfalls ein Traditionsbetrieb; die Übernahme bedeute „eine Chance, und die werden wir nutzen“, sagt Steffen Popp, einer der jungen Siemens-Mitarbeiter aus dem Nachwuchskreis des Unternehmens, die die Führung der RHEINPFALZ-Leser übernehmen. Mit plastischen Beispielen hat Standortleiter Neumann, unterstützt von Gabriele Litzbarski, den Besuchern zuvor dargelegt, welches die Arbeitsschwerpunkte des Frankenthaler Werks sind. „Einer der größten Verdichter“, der hier gebaut werde, wiege „so viel wie drei Elefanten“, sagt er beispielsweise, und verknüpft damit die Information, wo solche Maschinen eingesetzt werden: einerseits in der Umwelttechnik (Kläranlagen, Rauchgasentschwefelung, Abgasreinigung), andererseits in bestimmten Grundstoffindustrien (Öl und Gas, Chemie, Metallgewinnung). Mit einer in Frankenthal gebauten 10-Megawatt-Dampfturbine könnte man „10.000 Einwohner mit Strom versorgen“, erklärt Neumann den Besuchern, oder wahlweise auch 100 Batterien für moderne Tesla-S-Elektroautos in nur einer Stunde aufladen. Die Turbinen würden hauptsächlich zur Stromerzeugung eingesetzt. Verbunden damit seien weitere „umweltfreundliche Prozesse“: Stichworte wie Biomasse- und Abwärmenutzung, Kraft-Wärme-Kopplung und Müllverbrennung nennt der Standortleiter in diesem Zusammenhang. Wie Tradition und neueste Technik auf dem rund 120.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände ineinandergreifen – das erleben die RHEINPFALZ-Leser bei einer Führung in zwei Gruppen. Eine Stärke des Standorts sei, „dass wir hier die gesamte Wertschöpfungskette haben“, hebt Neumann hervor – von Entwicklung und Konstruktion über Projektmanagement, Fertigung und Vertrieb bis zum Service. „Lager, Gehäuse, Getriebewellen, Laufräder herzustellen – das ist eine Kernkompetenz“, sagt Steffen Popp, der die Führung einer Gruppe übernommen hat, beim Rundgang. Er und seine Mitstreiter Jan Hertrich, Olga Stippel, Carsten Keth und Marius Glasemann lotsen die Besucher durch weite Hallen und enge Gänge. Präzisionsarbeit ist angesagt in der Wuchterei: Bewegliche Teile müssen sauber ausgewuchtet werden, sonst gibt’s später Probleme. Staunend verfolgen die Besucher, wie Christian Müsel die größte Drehmaschine des Betriebs bedient; Teile mit einem Maximaldurchmesser von 2,5 Metern können hier bearbeitet werden. Dass es überall hell, sauber und aufgeräumt aussieht, sticht denen besonders ins Auge, die Industriearbeitsplätze aus früheren Jahrzehnten kennen. Da gehe es vor allem auch um Sicherheit, erklärt dazu Volker Neumann und erwähnt, dass man mittlerweile über 500 Tage ohne Unfall tätig sei. Im alten Kesselhaus des Unternehmens arbeitet seit Jahren schon ein modernes Biomasse-Kraftwerk, betrieben von den Pfalzwerken. Der Rundgang führt daran vorbei zur Montage und zum Servicecenter. 14.000 KK&K-/Siemens-Maschinen aus Frankenthal seien weltweit aktiv, erläutert Neumann. Wenn’s Probleme gebe, müsse der Service ran – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Dabei sind die Produkte langlebig: Es passiere durchaus, dass eine Maschine von 1950 zur Generalüberholung nach Frankenthal komme, sagt Steffen Popp. Sprachprobleme mit dem neuen Eigentümer dürfte es beim Frankenthaler Unternehmen nicht geben: Englisch ist im internationalen Geschäft ohnehin die Sprache der Wahl. „Im Vertrieb läuft 80 Prozent auf Englisch“, sagt Neumann.

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