Frankenthal „Tanzen war nicht so meins“

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Frankenthal. Nadine Drucktenhengst vom Shotokan Karate Club Frankenthal ist 2016 Deutsche Vizemeisterin in der Altersklasse U 16 geworden. Dies soll für die 15-Jährige nur ein Zwischenziel auf dem Weg zu richtig großen Erfolgen sein.

Von ihren Anfängen im Karate, zumindest was Wettkämpfe betrifft, ist Nadine Drucktenhengst vor allem ein Turnier in Ilvesheim in Erinnerung. Die heute 15-Jährige kämpfte gegen eine Gegnerin, die ihr überlegen war. Irgendwann im Laufe des Kampfes schlug die Konkurrentin so fest zu, dass Drucktenhengst kurzzeitig keine Luft mehr bekam. Es gibt Nachwuchssportler, die in solchen Situationen die Lust an ihrer Sportart verlieren und aufhören. Drucktenhengst hingegen sagt: „Das hat mich noch mehr gereizt, richtiggehend angestachelt.“ Drucktenhengst ist sehr ehrgeizig. Das Gefühl, in den Tagen nach einem erfolgreichen Wettkampf keine Lust auf das Training zu verspüren, kennt sie nicht. Das Gefühl, ziellos zu trainieren und einfach so zu den Übungseinheiten zu erscheinen, kennt sie nicht. Und auch das Gefühl, das andere besser sind und man dies einfach so akzeptiert, kennt sie nicht. „Ich will immer das Bestmögliche erreichen“, betont sie. Diesen sportlichen Ehrgeiz entwickelte sie vor allem in Worms, wohin sie nach ihren breitensportlichen Anfängen im Karate in Nordheim (einem Ortsteil von Biblis) wechselte. „Da durfte ich recht schnell von der Kindergruppe zu den Jugendlichen aufsteigen“, erzählt die junge Sportlerin. „Da gehörte ich natürlich dann zu den Jüngsten. Ich wollte aber nicht zu den Schlechtesten gehören.“ Sie merkte recht schnell: Wenn man sich im Sport anstrengt, kann man auch etwas erreichen. „Damals habe ich zum ersten Mal den Entschluss gefasst, im Karate mal richtig gut zu werden“, erinnert sie sich. Dass Drucktenhengst, die als kleines Mädchen auch Tanzen ausprobiert hatte („Das war nicht so meins“), nun auf dem Weg ist, richtig gut zu werden, hat auch viel mit ihrem Wechsel zum Shotokan Karate Club Frankenthal Ende 2014 zu tun. Sie hat sich in den Jahren in Worms durchaus weiterentwickelt, nahm 2013 erstmals an deutschen Meisterschaften teil und gewann mit der Mannschaft als Dritte sogar auf Anhieb ihre erste nationale Medaille. Aber der Verein aus Rheinhessen war vor allem auf die Kampfform Kata spezialisiert. Drucktenhengst merkte allerdings, dass sie im Kumite viel talentierter ist. „Ich habe im Kata keine wirklichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten mehr gesehen.“ Es war eine Entscheidung, die sie nicht bereut hat. Die deutschen Meisterschaften 2015 liefen zwar nur so lala. Doch 2016 war das bisher erfolgreichste Jahr in der Karate-Karriere von Nadine Drucktenhengst. Sie wurde in den Landeskader Rheinland-Pfalz berufen, belegte bei den Landesmeisterschaften Rang drei im Einzel und Platz eins mit der Mannschaft und gewann ihre erste Einzelmedaille bei nationalen Titelkämpfen. Bei den deutschen Meisterschaften der U16 schaffte sie es bis in das Kumite-Finale, erst dort unterlag sie. „Ich habe viel mehr erreicht, als ich im Vorfeld erwartet habe“, sagt die Lampertheimerin. Vor allem die Übungseinheiten in einer Gruppe mit fast nur Jungs hätten sie unheimlich weitergebracht, sagt sie: „Man hat natürlich den Ehrgeiz, bei denen mithalten zu können.“ Vielleicht würde ihr das noch leichter fallen, wenn sie früher vom breitensportlich orientierten Karate zum leistungssportlich orientierten Karate gewechselt hätte. „Natürlich ärgere ich mich manchmal ein bisschen, so spät nach Frankenthal gekommen zu sein, weil ich weiß, dass ich jetzt vielleicht noch ein bisschen besser wäre“, sagt Drucktenhengst. „Aber ich sage mir in solchen Situationen dann immer: lieber spät als nie.“ Und noch hat sie ja alle Möglichkeiten. Ihr Nahziel ist, es in den Bundeskader zu schaffen. Dafür müsste sie deutsche Meisterin werden. Das Selbstvertrauen dafür hat Drucktenhengst auf jeden Fall. „Man sollte immer versuchen, die Ziele aus dem Vorjahr zu toppen.“ Langfristig würde sie gerne bei internationalen Meisterschaften starten. Bei Weltmeisterschaften war sie ja schon zweimal, 2014 und 2016 – allerdings als Zuschauerin. „Selbst einmal als Sportlerin dabei zu sein, dafür trainiere ich hart“, sagt Drucktenhengst. Den Ehrgeiz, dies zu schaffen, hat sie auf jeden Fall.

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